Nach fünf Jahren harter Arbeit für die Neugestaltung der Gedenkstätte müssen die Mitglieder des Fördervereins Synagogenplatz jetzt noch einmal ran. Ein Drittel der Baukosten soll aus Spenden finanziert werden.
Ludwigsburg - Nach fünf Jahren Arbeit hat den Mitgliedern des Fördervereins Synagogenplatz die Entscheidung des Gemeinderats im November nicht ganz gefallen. Obwohl sie mit der Gestaltung zufrieden waren, beschlossen die Ludwigsburger Räte, nur zwei Drittel der 360 000 Euro Baukosten aus der Stadtkasse zu finanzieren. Der Rest soll über Spenden gesammelt werden, womit der Förderverein jetzt offiziell anfängt. „Wir finden, dass es den Gemeinderäten auch 100 Prozent hätte wert sein können“, sagt der Vereinsvorsitzende Jochen Faber. Es hilft ihm nichts: Er und seine Mitstreiter müssen 120 000 Euro sammeln, und zwar schnell.
Die Hälfte der Spenden muss bis Ende Juni im Topf sein
Die Gedenkfeier im November anlässlich der Zerstörung der Synagoge im Jahr 1938 soll schon auf dem neu gestalteten Platz stattfinden. Die Bauarbeiten müssen also spätestens im Sommer beginnen. Das wird aber nur klappen, wenn die Hälfte des Spendenbetrags bis Juli erreicht ist. „Wir werden viel Kraft aufbringen müssen, um die 60 000 Euro rechtzeitig aufzutreiben“, kündigt Jochen Faber an.
Begleitend zu der Sammelaktion soll es auch Veranstaltungen wie beispielsweise Gespräche mit Zeitzeugen geben. Bis die Termine dafür feststehen, wird noch einige Zeit vergehen, weil der Förderverein erst mit den Planungen angefangen hat. „Jetzt gilt erst einmal die Devise: Geld her“, sagt Jochen Faber. In den nächsten Wochen werden die Ludwigsburger überall in der Stadt Plakate mit Spendenaufrufen sehen können. „Erinnern. Engagieren. Spenden.“ steht darauf über Grafiken vom neuen Synagogenplatz oder Bildern von Holocaust-Überlebenden. Neben normalen Spenden können auch Patenschaften für eine der ungefähr 2500 Euro teuren Koffer-Skulpturen übernommen werden. Die Plastiken werden auf dem Platz installiert und sollen an das Schicksal der ins Konzentrationslager deportierten Juden erinnern.
Keine Dankestafel für Spender an der Gedenkstätte
Aufgerufen sind Bürger, Stiftungen und Unternehmen. Bei der Ludwigsburger Bürgerstiftung hat der Förderverein schon 40 000 Euro beantragt, worüber der Stiftungsrat demnächst entscheiden wird. Wer gespendet hat, erfährt man später auf dem Bildschirm der elektronischen Stele am Rand des Areals. Tafeln mit Danksagungen wird es dagegen nicht geben. „Die Würde des Platzes muss gewahrt bleiben, er darf nicht zu einer Werbefläche werden“, sagt Birger Laing, der Kassierer des Fördervereins.
Der Synagogenplatz ist eben kein Wohltätigkeitsprojekt, sondern eine Gedenkstätte. Er soll daran erinnern, dass hier bis 1938 das Zentrum der jüdischen Gemeinde stand. Deshalb wird der Grundriss der Synagoge mit Platten und einer Stufe auf dem Boden eingelassen. Er soll an die Verbrechen während der NS-Zeit erinnern. Deshalb werden die Koffer mit den Namen der Ludwigsburger Holocaust-Opfer aufgestellt. Und der Platz soll daran erinnern, dass an diesen Verbrechen große Teile der Bürger Ludwigsburgs beteiligt waren. Deshalb findet es die Verwaltung wichtig, dass die Bürger neben der Gestaltung auch an der Finanzierung beteiligt werden. „Das ist die Aufgabe der gesamten Stadt und nicht nur der Stadtverwaltung“, sagt der Erste Bürgermeister Konrad Seigfried.
Die Neugestaltung baut durchgehend auf das Engagement der Ludwigsburger. Dass die auch zur Kasse gebeten werden, findet Birger Laing durchaus in Ordnung. „Kulturelle Projekte, die komplett von der Stadt getragen werden, sind nicht so beliebt wie solche, an denen die Menschen beteiligt sind“, sagt er. Sein Verein will in den nächsten Monaten beweisen, dass Bürgerbeteiligung in Ludwigsburg über das Mitreden hinausgeht.