Die Technologie synthetischer Kraftstoffe ist bereits weit entwickelt, doch die Industrialisierung steckt noch in den Kinderschuhen.

Automobilwirtschaft/Maschinenbau : Klaus Köster (kö)

Die EU will Verbrennerfahrzeuge, die mit synthetischen Kraftoffen betrieben werden, auch nach 2035 zulassen. Welche Bedeutung hat dieser Schritt?

 

Welche Autos können mit E-Fuels betrieben werden?

Bei E-Fuels handelt es sich um so genannte Designerkraftstoffe, die so hergestellt werden, dass sie allen gesetzlichen Normen entsprechen, wie sie bisher schon für Benzin und Diesel gelten. Da die Kraftstoffe in ihren zentralen Eigenschaften somit den bisherigen fossilen Treibstoffen entsprechen, gibt es keine rechtlichen Hürden, erklärt eine Sprecherin von Mercedes. Es seien an den Fahrzeugen auch keine technischen Anpassungen nötig, sodass die Kraftstoffe direkt verwendet werden können.

Was ist der entscheidende Unterschied zwischen E-Fuels und den bisherigen Kraftstoffen?

E-Fuels werden mit erneuerbaren Energien erzeugt – unter Verwendung von CO2, das aus der Luft entnommen wird oder gar nicht erst in die Luft gelangt. Verbrennen sie im Motor, wird nicht mehr CO2 freigesetzt als zuvor schon der Atmosphäre entnommen worden ist.

Wenn E-Fuels genauso gut getankt werden können wie fossiler Kraftstoff – lassen sich die Kraftstoffe dann auch mischen?

Ja, das ist technisch möglich. Schon heute werden dem Benzin klimafreundliche Kraftstoffe beigemischt – in der Regel allerdings Bioethanol pflanzlichen Ursprungs.

Vor kurzem hat Deutschland E-Fuels in Reinform genehmigt. Was hat es damit auf sich?

Technisch ist das Betanken von Autos mit E-Fuels schon heute kein Problem, rechtlich allerdings schon. Denn bisher war die Beimischung von E-Fuels auf 26 Prozent begrenzt. Diese Begrenzung wurde nun aufgehoben.

Gibt es überhaupt genug E-Fuels, um Fahrzeuge zu betanken?

Nein, die Industrialisierung dieser Technologie steckt noch in den Kinderschuhen. Porsche betreibt nun als Projektpartner in Chile eine Windanlage, aus der regenerativ erzeugte E-Fuels entstehen. Die Menge soll in den kommenden Jahren deutlich gesteigert werden, reicht aber bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken.

Wenn der Bedarf so hoch ist – warum gibt es dann so wenig E-Fuels?

Sie können nur mit sehr hohem Energieaufwand hergestellt werden. Das macht sie teuer. Die Kosten könnten deutlich sinken, wenn große Anlagen in wind- und sonnenreichen Gebieten errichtet werden, die den Effizienznachteil teilweise ausgleichen. Doch dafür fehlt es an Investitionen. Die Klimawirkungen der E-Fuels werden etwa bei der Besteuerung noch nicht berücksichtigt. Das macht Investitionen unattraktiv.

Welche Rolle spielt die Entscheidung der EU, auch nach 2035 Verbrennerfahrzeuge zuzulassen, die mit E-Fuels betrieben werden?

Sie enthält die politische Aussage, dass die Klimawirkungen der E-Fuels politisch anerkannt werden. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will zudem die Kfz-Steuer so reformieren, dass sich die Klimawirkung dieser synthetischen Kraftstoffe in einer niedrigeren Steuer niederschlagen.