In Deutschland haben sich im vergangenen Jahr fast 8000 Menschen mit Syphilis angesteckt. Ein Schwerpunkt der bakteriell verursachten Erkrankung, die nur beim Menschen vorkommt, ist Berlin.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Berlin - Die Zahl der Syphilis-Diagnosen in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen Höchststand seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes 2001 erreicht. Gemeldet wurden 7889 Fälle der Geschlechtskrankheit, rund sieben Prozent mehr als im Jahr zuvor, wie aus einem Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht.

 

Die meisten Nachweise im Verhältnis zur Einwohnerzahl unter den Bundesländern weist demnach das Land Berlin auf. Dort sticht insbesondere der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg mit fast 93 Fällen pro 100 000 Einwohner hervor (Berlin gesamt: 39,7).

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Ebenfalls über dem Bundesschnitt von 9,5 Fällen pro 100 000 Einwohner liegen der Stadtstaat Hamburg und Nordrhein-Westfalen. In vielen Städten beobachtet das RKI eine vergleichsweise starke Verbreitung, darunter Köln, München und Frankfurt am Main. Infektionen „in relevanter Zahl“ würden aber auch aus ländlichen Regionen gemeldet, hieß es.

2020 bisher 6400 Syphilis-Diagnosen

Insgesamt wird nach RKI-Angaben seit 2010 ein Anstieg bei gemeldeten Syphilis-Fällen beobachtet, nur 2018 hatte es einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr gegeben. Für das laufende Jahr sind laut RKI-Datenbank bisher rund 6400 Diagnosen gemeldet.

Vorwiegend wird die Krankheit laut RKI bei homo- und bisexuellen Männern diagnostiziert, darunter viele HIV-Positive. Der Frauenanteil an den 2019 gemeldeten Fällen liege bei knapp sechs Prozent. Syphilis wird von Bakterien hervorgerufen und ist mit Antibiotika heilbar. In Deutschland ist die Übertragung beim Sex am häufigsten. Kondome senken das Risiko einer Übertragung.Berlin 32,3 39,7 +22,9 %

Deutsche Großstädte mit Syphilis-Fällen

Häufigkeit von Syphilis-Inzidenz für die Jahre 2018 und 2019 sowie Vergleich 2018/2019 – Erkrankungsfälle pro 100 000 Einwohner – Großstädte nach Bevölkerungszahl:

Berlin 32,3 / 39,7 / +22,9 Prozent

Hamburg 24,1 / 24,5 / +1,7 Prozent

München 29,1 / 30,2 / +3,8 Prozent

Köln 42,7 / 57,8 / +35,4 Prozent

Frankfurt/Main 34,9 / 28,3 / –18,9 Prozent

Stuttgart 21,0 / 21,0 +/–0 Prozent

Düsseldorf 20,3 / 24,7 / +21,7 Prozent

Leipzig 16,0 / 23,1 / +44,4 Prozent

Dortmund 9,5 / 10,6 / +11,6 Prozent

Essen 16,3 / 17,8 / +9,2 Prozent

Bremen 11,3 / 8,6 / –23,9 Prozent

Dresden 9,8 / 18,6 / +89,8 Prozent

Hannover 13,6 / 9,8 / –27,9 Prozent

Nürnberg 14,2 / 17,0 / +19,7 Prozent

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Schädigung des Gehirns und der Blutgefäße

Bei der Krankheit unterscheiden Mediziner drei Erkrankungsstadien. Zunächst bildet sich ein schmerzloses Geschwür an der Eintrittsstelle des Erregers, später können Symptome wie Fieber, geschwollene Lymphknoten, Haarausfall und Hautausschläge auftreten.

Unbehandelt sind mehrere Jahre nach der Ansteckung Schädigungen des Gehirns und der Blutgefäße möglich. Es gibt aber auch viele symptomlose Fälle.