Die Rock- und Metalband Syrence aus Weil der Stadt hat ihr erstes Album „Freedom in Fire“ vorgelegt.

Weil der Stadt - Wenn ein Russe oder Spanier derzeit über Weil der Stadt schreibt, dann könnte das mit Syrence zusammenhängen. Eben erst haben die fünf Jungs ihr erstes Album „Freedom in Fire“ rausgebracht. „Ehrlicherweise sind die Rezensionen im Ausland positiver als in Deutschland“, erzählt Arndt Streich, der Drummer. „Die Leute dort sind heißer drauf“, stellt er immer wieder fest.

 

Fast könnte man meinen, dass die Deutschen auf ihre eigenen Newcomer kritischer schauen. Viele Bands gibt es hier, da ist es schwierig, aus der Masse herauszustechen. Und schließlich: Im Metal gibt es eine bestimmte Erwartungshaltung. Viele stellen sich Geschwindigkeit vor, der Song rauscht von Anfang bis Ende durch. Nicht so die Syrence-Musik, die auch mal abbremst. „Wir werden uns für den Erfolg nicht verbiegen“, sagt Fritz Jolas, der Bassist. „Solange wir hinter unserer Musik stehen, bringen wir die auch.“

Das haben die Weil der Städter lange bewiesen. Mitte, Ende 20 sind die Musiker zwar erst, sie blicken aber jetzt schon auf eine lange Karriere zurück. Als Schulprojekt fing alles an – wie so oft. „Wir kannten uns“, erinnert sich Arndt Streich. Er ist gemeinsam mit Oliver Schlosser, dem Gitarristen, Gründungsmitglied der Rock- und Metalband. 2008 war das.

Das kalte Wasser der Schulaufführungen

„Ich wusste nicht mal, wie man die Drums richtig einsetzt“, gesteht Streich und muss selbst schmunzeln. „Eigentlich waren wir damals auch keine richtige Band.“ Mit den mittlerweile abgesprungenen Sänger Max Ruppert und dem Keyboarder Luca Hauser ist die Gruppe ins kalte Wasser der Schulaufführungen gesprungen. „Bei unserem ersten Konzert waren nur Mitschüler vor Ort“, erinnert sich Schlosser. In der Freizeit treffen sie sich, schreiben Texte, reden über das Leben, es kommt nicht immer was bei rum. „Eigentlich wollten wir mehr miteinander abhängen“, sagt der Gitarrist. „Es war damals schon eher eine Spaßband.“

Epic Fail hieß die Band damals, eine Art Selbstironie. Der Begriff steht für „totales Versagen“. Wer heute danach im Internet sucht, bekommt Videos zu sehen, in denen Menschen auf Glatteis ausrutschen oder eine Torte ins Gesicht bekommen. Die damals 17- und 18-Jährigen waren doch noch etwas entfernt von Professionalität.

Epic Fail tritt regelmäßig in Jugendhäusern auf, Zuschauer kommen nicht allzu viele. „Irgendwann haben wir aber gemerkt, dass wir doch nicht so schlecht sind“, erinnert sich der Drummer Arndt Streich. Auslöser für einen Wandel war ein Auftritt in der Casa Nostra in Böblingen. „Nach den Gigs haben uns einige angesprochen und gemeint, dass wir ganz gut sind“, sagt er. Die Konzerte wurden besser, es wurde seriöser. 2011 folgte die Umbenennung in „Syrence“.

Die Gegensätze „Silence“ und „Sirenen“

„Eigentlich ging es vor allem darum, einen einzigartigen Namen zu erschaffen, den man in den Weiten vor allem des Internets findet“, erklärt Fritz Jolas, der Bassist. Nach einem Treffen im Biergarten und einer Zeichensession fiel die Wahl auf Syrence. Ein tieferer Sinn wurde dennoch gefunden: In dem Wort stecken die Gegensätze „Silence“ und „Sirenen“. Das Y kam dann noch von „syringe“, also die Spritze, die unter die Haut geht.

Die Band lässt das Selbstironische hinter sich, und es geht steil aufwärts. Auftritte in Prag oder auf dem „3 Days in Rock“-Festival in Bologna folgen. Die Mitglieder empfinden das als Ablenkung vom Alltag – endlich mal zusammen Zeit verbringen. Es war wie im Urlaub. „Wir sind freitags hingefahren, hatten am Samstag den Auftritt und sind sonntags zurück“, sagt Schlosser.

Schon damals merken die Jungs: Die Leute in Italien sind sofort dabei, während man daheim in Deutschland eher reserviert ist. „Vielleicht liegt der Grund auch darin, dass wir extra aus dem fernen Deutschland angereist sind“, überlegt Oliver Schlosser. „Dass die Leute in Bologna auf diese Musik stehen, ist schon cool.“

Die Band bekommt neue Mitglieder

2014 ein weiterer Einschnitt. Max Ruppert und Luca Hauser verlassen die Band, Franz „Johnny“ Neumann kommt dazu, 2017 auch der Gitarrist Julian Barkholz. Die Musik wandelt sich. Während Ruppert der typische Brüller ist, singt Neumann.

2017 beginnt schließlich die Produktion des neuen Albums. Durch die zwei Neuzugänge muss sich die Band neu orientieren: Was geht, was geht nicht? – Eine Selbstfindungsphase. „Jeder soll seine Persönlichkeit mit einbringen“, findet Jolas. Die Band braucht insgesamt anderthalb Jahre, bis das Album fertig aufgenommen ist.

Anfang Februar ist es aber soweit. „Freedom in Fire“ wird veröffentlicht. „Es geht darin um Selbstfindung“, berichtet Jolas. „Die Lieder spiegeln die Phase wider, in der wir waren.“ Jedes der Bandmitglieder kann sich letztlich in dem Album selbst wiederfinden, es ist für jeden was dabei.

Syrence geht es nicht darum, viele Leute zu erreichen, sondern ihr eigenes Ding zu machen, eines, wofür die fünf Jungs aus Weil der Stadt brennen. „Es ging nie darum, Songs für die Masse zu schreiben“, merkt Schlosser an. „Wir bringen eine Hommage an die 80er. Mit den Vocals von Johnny ist die Musik sehr oldschool geworden.“

Ein nächstes Album ist geplant, allerdings ist nichts konkret. „Die Videodrehs sind fertig, deshalb haben wir jetzt wieder mehr Zeit und wir fangen auch an, Lieder zu schreiben“, berichtet Arndt Streich. „Allerdings haben wir nichts Festes im Blick.“ Es sind noch Ideen von früher übrig. Jetzt kann sich Syrence die Zeit nehmen und an diese anknüpfen.

Und Gigs gehören nach wie vor zur Beschäftigung der Band. Auf dem „Bang your Head“-Festival in Balingen im Juli auftreten zu dürfen, ist das nächste Ziel. „Wir sind aber absolut keine Experten im Booking“, gibt Streich zu. Für größere Festivals braucht man gute Kontakte, Agenturen, die viel Geld kosten. Aber wenn irgendwann die Organisatoren von Wacken anrufen, dann werden die Weil der Städter bestimmt nicht ablehnen.