Die syrische Führung bleibt hart: Der Opposition begegnet sie mit Panzern. Mahnende Worte aus dem Ausland will Assad nicht hören.  

Damaskus/Istanbul - Der syrische Machthaber Baschar al-Assad und seine Militärs gehen weiter brutal gegen jede Opposition im Land vor. Im Nordwesten des Landes betreiben die syrischen Soldaten eine Politik der verbrannten Erde. Immer mehr Menschen flüchten in die benachbarte Türkei. Zudem ging Assad auf Konfrontationskurs mit der internationalen Gemeinschaft - er ließ sogar den UN-Generalsekretär Ban Ki Moon abblitzen, als dieser mit ihm telefonieren wollte. Der UN-Generalsekretär wurde bei seinem Anruf kurzerhand brüsiert. Nach Angaben einer UN-Sprecherin wurde dem Chefdiplomaten der Weltorganisation mitgeteilt, er sei „für ihn nicht verfügbar“.

 

Ban hatte Assad zum Halt der brutalen Militäreinsätze auffordern wollen, hieß es am Samstag von Seiten der Vereinten Nationen. Der UN-Chef kritisierte den Einsatz militärischer Gewalt gegen Zivilisten in der Nacht zum Samstag erneut „nicht akzeptierbar“. Er sei tief besorgt über das Vorgehen, hieß es in einer UN-Erklärung an Damaskus, und erwarte wirkliche Reformen von dem al-Assads Regime. Syrische Truppen setzten unterdessen am Samstag ihre Offensive gegen die nordwest-syrische Kleinstadt Dschisr al-Schogur fort. Über neue Kampfhandlungen und ihre möglichen Opfer wurde zunächst wenig bekannt: Oppositionelle meldeten auf ihren Webseiten, dass Militärhubschrauber über dem Ort kreisten und dass über einem Wohnviertel schwarze Rauchwolken aufgestiegen seien. Vor der Gewalt flohen weitere Bewohner der Gegend über die nahe Grenze in die Türkei. Ihre Zahl stieg am Samstag auf 4300, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu unter Berufung auf einen ranghohen Diplomaten.

Regime lässt unabhängige Medien nicht  zu

Flüchtlinge, die die Türkei erreicht hatten, berichteten von schrecklichen Erlebnissen. Ein Augenzeuge aus einer Siedlung auf einer Anhöhe über Dschisr al-Schogur schilderte in der BBC, wie am Vortag rund 40 Panzer das darunter gelegene Dorf angegriffen hatten. Dabei hätten sie mitten in die Häuser geschossen. Wie viele Tote es gegeben habe, konnte er nicht sagen. Jedoch vermochte er zu beobachten, wie die Soldaten Felder niederbrannten und Olivenbäume ausrissen, um den Überlebenden jede Lebensgrundlage zu nehmen. Von unabhängiger Seite können diese Berichte nicht überprüft werden, weil das Regime von Präsident Baschar al-Assad keine unabhängigen Medien im Land zulässt. Das brutale Vorgehen gegen den Ort an der türkischen Grenze dürfte aber eine Vergeltungsmaßnahme wegen der regime-feindlichen Haltung der meisten Bewohner darstellen. Nach Behauptung der Staatsmedien sollen in Dschisr al-Schogur Anfang der Woche 120 Soldaten und Polizisten von „Extremisten“ aus den Reihen der örtlichen Bevölkerung getötet worden seien.

Oppositionelle hatten dagegen berichtet, die Soldaten und Polizisten seien von Angehörigen der Sicherheitskräfte erschossen worden, weil sie den Befehl verweigert hätten, auf unbewaffnete Demonstranten zu schießen. Der UN-Sicherheitsrat debattiert seit vergangener Woche über einen Resolutionsentwurf, der die Regierungsgewalt gegen friedliche Demonstranten in Syrien verurteilen und ihr sofortiges Ende verlangen würde. Das von Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Portugal verfasste Dokument hat nach Angaben aus diplomatischen Kreisen die nötige Stimmenzahl, um angenommen zu werden. Unklar ist, ob Russland oder China ein Veto einlegen wollen, um die Resolution damit zu Fall zu bringen.