Nach einem russischen Vorschlag will das Regime von Assad in Syrien seine Waffenkammern öffnen. Es hat 1000 Tonnen chemischer Waffen in den Arsenalen.

Kairo - Jahrzehntelang war Syriens Giftgasarsenal für das Regime ein streng gehütetes Geheimnis. Erst im Juni 2012 räumte der Sprecher von Baschar al-Assad die Existenz der Waffen ein. Nach dem Giftgasmassaker im Umland von Damaskus will der Diktator sein tödliches Arsenal nun angeblich unter die Aufsicht der internationalen Gemeinschaft stellen.

 

Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste gehören Syriens Giftgasvorräte zu den größten des Nahen Ostens. Bekannt sind vier Produktionsstätten nahe Aleppo, Homs, Hama und Latakia sowie drei Lager nahe Homs, Palmyra und Damaskus, wo sich das Chemiewaffen-Forschungszentrum befindet. Nach Angaben von Überläufern soll das Regime in letzter Zeit die meisten Kampfstoffe im alawitischen Kernland um Latakia sowie in der Umgebung von Damaskus konzentriert haben. Die Vorräte bestehen aus Senfgas, Sarin und dem Nervengift VX– insgesamt bis zu 1000 Tonnen, wie der französische Geheimdienst schätzt. Das Arsenal zu sichern und unter internationale Kontrolle zu stellen ist ein langwieriger und teurer Prozess – zumal in einem Bürgerkrieg. Selbst die früheren Kontrahenten des Kalten Krieges, USA und Russland, werden noch ein Jahrzehnt brauchen, bis sie sämtliches Giftgas aus ihren Depots neutralisiert haben. 35 Milliarden Dollar hat Washington in rund 20 Jahren ausgegeben, um sein Arsenal in Hochtemperaturöfen unschädlich zu machen. Moskau vernichtete erst 54 Prozent seiner Bestände.

Die Anfänge des syrischen Giftgasprogramms reichen zurück in die 70er Jahre, als Ägypten vor dem Yom-Kippur-Krieg 1973 seinem Verbündeten Syrien kleinere Mengen an Chemiewaffen überließ. In den 80ern baute Damaskus sein Arsenal kräftig aus. Zunächst schickten die Sowjetunion und die Tschechoslowakei die Giftgasgeschosse und organisierten das Training im Umgang mit den Waffen. Nach Ende des Kalten Krieges beteiligten sich laut Wikileaks Firmen aus den USA, Großbritannien und den Niederlanden an dem Geschäft. Selbst im Januar 2012, als der syrische Bürgerkrieg in vollem Gange war, genehmigte die Regierung in London noch den Export zweier Chemikalien, obwohl sie als Vorstufen von Giftgas auf einer internationalen Sperrliste stehen. Die Kontrollen seien „von atemberaubender Laxheit“ gewesen, kritisierten britische Parlamentarier. Erst im Juni 2012 wurden die Lizenzen annulliert.