Die Große Koalition will Reklame fürs Rauchen in Deutschland deutlich eindämmen. Zigarettenwerbung aus vergangenen Jahrzehnten zeigt, wie sich die Akzeptanz des Rauchens verändert hat.

Stuttgart - Wer kennt sie nicht: Egal ob HB-Männchen, Marlboro-Cowboy oder das Camel-Kamel – die Tabakwerbung hat in den vergangenen Jahrzehnten Figuren hervorgebracht, die so bekannt geworden sind wie wohl nur wenige Werbetestimonials aus anderen Branchen. Nun will die Große Koalition Tabakwerbung in Deutschland stärker eindämmen. Aus reiner Werber-Sicht womöglich sogar ein bisschen schade, an Kreativität mangelt es Plakaten und Werbespots für Zigaretten nämlich nicht.

 

Deutschland ist das letzte Land in der EU, in dem Plakatwerbung für Tabak noch erlaubt ist. Handlungsbedarf besteht schon lange, denn bereits 2004 hat der Bundestag die Tabakrahmenkonvention der Weltgesundheitsorganisation unterzeichnet und sich damit verpflichtet, bis 2010 ein „umfassendes Verbot aller Formen von Tabakwerbung“ zu erlassen. Geschehen ist allerdings lange Zeit nichts. Das soll sich nun ändern.

Papier sieht Ende der Außenwerbung vor

Die CDU-Fraktion im Bundestag hat am Dienstag ein Papier unterzeichnet, das eine Einigung mit der SPD wahrscheinlich macht. Das Papier sieht eine Beendigung der Außenwerbung für Tabakprodukte vor. Kinowerbung soll bei allen Filmen, die für Jugendliche frei gegeben sind, verboten sein. Zigarettenplakate, wie wir sie heute noch kennen, könnten also in wenigen Jahren komplett aus dem Stadtbild verschwinden.

Die Stimmung in der Bevölkerung bezüglich des Rauchens hat sich verändert. Das zeigt ein Blick auf Zigarettenwerbung der vergangenen Jahrzehnte. Wie in den 1960er, 70er oder 80er Jahren für Tabak geworben wurde, erscheint heute nahezu komisch und absurd.

Schade: „Alle Zigaretten nur zur Hälfte geraucht“

Diese Gastgeberin aus einer West-Werbung der 1980er zum Beispiel sorgt sich keineswegs darum, dass ihre rauchenden Gäste ihr die Zimmer vollstinken könnten oder denkt gar daran, sie zum Rauchen auf den Balkon zu verdammen. Ganz im Gegenteil. „So eine schöne Party, aber alle Zigaretten nur zur Hälfte aufgeraucht“, sagt die Frau mit traurigem Tonfall, die sich um den Spaß ihrer Gäste sorgt. Zum Glück weiß ihre Freundin Abhilfe. Ein neues Tablett mit West-Zigarettenschachteln wird auf den Tisch gestellt und die Sache läuft.

Das HB-Männchen regt sich bei einer Zigarette ab

Zur Ikone geworden ist auch das HB-Männchen, das es dank einer Zigarette in jeglichen Aufreger-Situationen des Alltags am Ende doch schafft, einigermaßen cool zu bleiben. Egal, ob das Männchen mit dem Einkauf im Supermarkt kämpft...

... vom Summen einer Fliege genervt wird...

... oder im Klappsofa stecken bleibt:

Selbst mit Ärzten wurde geworben

Wer etwas weiter zurückgeht, stößt auf diesen Spot von Camel aus den 1940er Jahren. Darin war sich die Marke nicht zu schade, sogar mit Ärzten für Zigaretten zu werben. Eine wiederholte bundesweite Umfrage habe gezeigt, dass Ärzte am häufigsten Camel rauchten, wird in der Werbung behauptet.

Auch der Marlboro Man zählt zu den Erfolgsgeschichten der Tabakwerbung. Die Figur wurde 1954 von Werbern der Agentur Leo Burnett aus Chicago erfunden. Die Zigarettenfirma Philip Morris wollte die Marke damals männlicher positionieren, weil viele Kunden Zigaretten mit Filter damals als zu weiblich empfanden. Laut einer Historie der Werbefigur in der „Denver Post“ posierten besonders in den frühen Zeiten der Kampagne mehrere Hundert Männer als Marlboro Man.

Abschied vom Marlboro Man

Einer der ersten Marlboro Men, Robert Norris, der auch im echten Leben ein Cowboy war, starb im November 2019 im Alter von 90 Jahren. Norris war in den frühen 1960er Jahren unter anderem auch in TV-Werbespots zwölf Jahre lang Teil der Zigaretten-Werbekampagne, hat aber nach eigenen Angaben selbst nie geraucht. Der Rancher aus Colorado hatte sein Engagement schließlich beendet, um für seine Kinder ein besseres Vorbild zu sein, wie es in einem Nachruf auf der Webseite des Familien-Unternehmens hieß.

Dieses Video zeigt einen frühen Marlboro-Spot:

Dem Marlboro Man wird in Deutschland allerdings nicht durch das geplante Werbeverbot ein Ende bereitet. Schon vor gut einem Jahr gab der Mutterkonzern Philip Morris bekannt, dass es Reklame mit dem Cowboy in Deutschland nicht mehr geben werde. „Wir nutzen die Kampagne nicht mehr. Für uns ist diese Werbung Geschichte und gehört in die alte Welt“, sagte Markus Essing, Deutschlandchef von Philip Morris im November 2018 der Zeitung „Die Welt“.