Apple ist weiterhin Marktführer. Aber in der Welt der Tablet-PCs ist Vielfalt eingekehrt. Ob im Wesentlichen zum Bücherlesen, wie das eingeschränkte Android-Tablet Kindle Fire, oder als Notebook-Ersatz: inzwischen werden fast alle Ansprüche erfüllt.

Stuttgart - Lesegerät, Multimediastation oder mobiler PC-Ersatz – das sind die möglichen Anwendung, die die Tablet-Welt heute bietet. Je nach Anspruch wählt man zwischen einem Sieben- und einem Zehn-Zoll-Modell. Eine Bildschirmdiagonale von sieben Zoll (knapp 18 Zentimetern) ist für viele Nutzer, die ihr Tablet vorwiegend als Lesegerät nutzen, vollkommen ausreichend. Die Geräte sind leicht und handlich und damit ideale Begleiter für die Reise. Nach längerem Zögern ist nun auch Apple auf den Erfolgszug aufgesprungen und bietet unter dem Namen iPad mini ein Tablet mit 7,9 Zoll an. Fotos, Filme und digitale Magazine kommen auf den rund 25 Zentimetern eines Zehn-Zöllers besser zur Geltung, der dafür aber etwa doppelt so schwer ist. Geräte mit einer Bildschirmdiagonalen von mehr als elf Zoll (fast 28 Zentimeter) können bereits als vollwertige Arbeitsrechner herhalten.

 

Auch die Wahl des Betriebssystems ist eine genauere Betrachtung wert. Apple iOS liegt weiter deutlich in Führung, doch Android ist auf dem Vormarsch. Ein Grund dafür ist die konkurrenzlose Gerätevielfalt. Nahezu alle Hersteller haben Android-Modelle im Programm. Auch Amazons in den USA erfolgreicher Kindle Fire ist im Kern ein funktionell eingeschränktes Android-Tablet. Bei den Geräten mit dem neuen Microsoft-Betriebssystem ist zwischen Windows 8-Geräten und solchen mit vorinstallierter „RT Edition“ zu unterscheiden. Letztere findet sich ausschließlich auf Tablets mit ARM-Chips, die besonders sparsam und auf mobile Geräte ausgelegt sind. Tablet-Versionen der Büroanwendungen Word, Excel, Powerpoint und Onenote bringt RT mit, alle weiteren Funktionen werden per App ergänzt.

Bücher lesen in HD

Wer sich einen Kindle kauft, bindet sich damit weitgehend an Amazon. Das Versandhaus bietet eine gewaltige Menge an E-Books, Musik und Filmen, die sich mit dem Kindle denkbar einfach kaufen und ebenso problemlos abrufen lassen. Eigene Dokumente speichert man auf dem kostenlosen Online-Speicher. Die HD-Version kostet 40 Euro mehr als der kleine Bruder – eine Ausgabe, die man nicht scheuen sollte. Denn der Kindle Fire HD bietet ein brillantes Bild, das sich dank Micro-HDMI-Ausgang auch auf einem Fernsehgerät ausgeben lässt. Hinzu kommen ein mit 16 Gigabyte doppelt so großer interner Speicher, eine Kamera und eine längere Akkulaufzeit. Das Amazon-Tablet bietet sich allerdings vor allem als Lesegerät und Abspielstation an. In allen anderen Disziplinen, etwa dem Spielen oder dem Verschicken von Mails, fällt der von 199 Euro an aufwärts erhältliche Kindle Fire HD hinter die Konkurrenz zurück.

Wesentlich vielseitiger ist das Nexus 7 des Android-Erfinders Google, das wie der Kindle Fire HD eine Bilddiagonale von sieben Zoll aufweist. Mit perfekter Einbindung der diversen Google-Dienste und regelmäßigen Software-Updates bleiben zu Preisen ab 200 Euro kaum Wünsche offen. Android als Betriebssystem garantiert eine gigantische Auswahl an Apps. Neben der Sieben-Zoll-Version gibt es auch die nächst größere Variante, das Nexus 10 mit zehn Zoll. Für die 32 Gigabyte-Version muss man knapp 500 Euro ausgeben. Dafür bekommt man ein funktionales Gerät, das aber nicht so elegant wirkt wie Apples iPad – kein Wunder, denn die Hülle ist aus Kunststoff statt aus Alu. Auch bei der Akkulaufzeit muss man Abstriche hinnehmen. Dennoch ist die Nexus-Reihe für Preisbewusste, die alle von Android gebotenen Möglichkeiten ausschöpfen wollen, die erste Wahl.

Mit Siri und WiFi

Sensationell flüssige Grafik, der sympathische Sprachassistent Siri an Bord und eine über jeden Zweifel erhabene Verarbeitung – auch in der geschrumpften Apple-Welt des iPad mini ist nach wie vor alles in Ordnung. Im Gegensatz zu Android ist der Qualitätsstandard der Apps hoch, dafür muss man für diese aber etwas mehr ausgeben. Und weil bei Apple alles etwas anders ist, ist die Bilddiagonale um exakt 0,9 Zoll größer als bei gewöhnlichen Sieben-Zöllern. Das alles hat seinen Preis, und der liegt zwischen 329 Euro für die 16-Gigabyte-Version mit der Heim-Funknetztechnik WLAN (WiFi), und 659 Euro für die grundsätzlich auch unterwegs vernetzbare Mobilfunk-Variante mit vier Gigabyte Speicherplatz. Gegen das kleinste aller iPads spricht eigentlich nur die enge Bindung an den Hersteller, die es allen, die sich auch mal außerhalb der Apple-Welt bewegen möchten, mitunter unnötig schwer macht.

Mit der Ankündigung seiner ersten eigenen Windows-Hardware machte Microsoft viel Furore. Hat man das Surface einmal in der Hand gehabt, muss man sagen: zu recht. Für Geräte wie das Surface wurde die Kacheloberfläche von Windows 8 geschaffen. Mit 480 bis 679 Euro liegt man zwar deutlich über den ursprünglich kolportierten Kampfpreisen, die hochwertige Verarbeitung und die gute Rechenleistung sind ihr Geld aber wert. Außerdem bringt Windows RT als Betriebssystem ein komplettes Office mit. Die Kompatibilität mit dem Windows-PC zuhause ist ein wichtiges Argument für alle, die unterwegs vor allem arbeiten wollen. Für Eingaben in Tabellen des Kalkulationsprogramms Excel ist aber dringend eine Tastatur zu empfehlen. Diese gibt es für 100 Euro Aufpreis; sie dient zugleich als Abdeckung für den Bildschirm.

Vom Surface ist es nicht mehr weit bis zu mobilen Begleitern, die als kompletter Notebook- oder Schreibtisch-PC-Ersatz herhalten können. Auf den Acer-Tablets der Iconia-Reihe ist Windows 8 vorinstalliert, die Tastatur wird bei Bedarf eingeklinkt. Beim Iconia W510, erhältlich ab rund 500 Euro, dient die umgedrehte Tastatur wahlweise als Standfuß, etwa beim Anschauen von Bildern, Filmen oder Präsentationen. Ganz für den Einsatz im geschäftlichen Umfeld konzipiert ist der Iconia W700. Sein flexibler Standfuß erlaubt auch den Einsatz als Arbeitsplatz-PC; die Tastatur wird drahtlos per Bluetooth-Technik angeschlossen. Windows 8, das auf die Eingabe per Hand und Tastatur gleichermaßen ausgelegt ist, kann hier seine ganze Stärke ausspielen. Die Preise, die bei 700 Euro beginnen, erreichen allerdings schon Notebook-Niveau.