Der Strohgäuladen, eine Tafel in Ditzingen für Bedürftige, ist für weitere drei Jahre gesichert. Die Organisatoren suchen Helfer, vor allem männliche.

Ditzingen/Ludwigsburg - Es ist gut, dass es ihn gibt. Es ist aber schlecht, dass wir ihn brauchen.“ Dieses Motto steht für den Ditzinger Dekan Friedrich Zimmermann über dem Strohgäuladen in der Ditzinger Stadtmitte. Dort können Menschen, die wenig Geld haben, sich mit dem Nötigsten fürs Leben eindecken – vor allem Lebensmittel wie Obst oder Gemüse, Brot oder Milch. Der Ditzinger Tafelladen ist gut gelaufen in den vergangenen Jahren. 2017 sind die Verkaufserlöse um neun Prozent auf 78 000 Euro gestiegen. Mehr als 40 000 Euro an Spenden gingen ein – mit 17 000 Euro hatten die Verantwortlichen kalkuliert.

 

Der Rückgang kam im Jahr 2018, die Zahlen sind rückläufig. Der Laden ist gleichwohl dank der Rücklagen bis Ende des Jahres 2021 gesichert.

In Ditzingen gibt es 350 Einkaufsberechtigte. Zum Vergleich: in Ludwigsburg sind es 1600, für vier Läden. Neben dem in der Saarstraße gibt es noch die Verkaufsstellen der Ludwigstafel in Eglosheim, Grünbühl und Kornwestheim. Über eines allerdings machen sich alle Verantwortlichen Sorgen: Sie brauchen jeden Tag Helfer, um ihre Tafelläden zu öffnen.

„Der Nachschub an ehrenamtlichen Helfern ist eine Aufgabe, an der wir arbeiten müssen“, sagt Friedrich Zimmermann. 45 stehen in Ditzingen zur Verfügung, vier sind pro Schicht nötig, erklärt die Ladenleiterin Martina Holler. „Wir brauchen vor allem Männer.“ Im Tafelladen in Ludwigsburg ist das Verhältnis weniger günstig: Die Geschäftsführerin Anne Schneider-Müller kann sich auf 80 freiwillige Verkäuferinnnen und andere Ehrenamtliche verlassen – sie braucht jeden Tag mindestens 15 Personen für den Laden und die Sammeltouren.

Mitarbeiterinnen müssen erklären

Etwa ein halbes Dutzend ihrer Frauen komme zweimal in der Woche, erzählt sie zwischen Stapeln von grünen Plastikkisten, in denen die Lebensmittel angeliefert werden. „Geduld, gute Nerven und Einfühlungsvermögen“ seien nötig, so die Geschäftsführerin, um mit den Kunden zurechtzukommen. Über jüngeren Nachwuchs würde sie sich sehr freuen. Im Übrigen erklärt ein Prospekt in neun Sprachen das Wichtigste über den Laden.

Die Mitarbeiterinnen müssten auch manchen Kunden deutlich machen, warum nicht von jedem Artikel beliebig viel gekauft werden dürfe, erklärt Martina Holler. „Erklären Sie mal einer Mutter mit sechs Kindern, warum sie nur zwei Liter Milch erhält.“ Milch ist ein Artikel, von dem nie genug da ist. Orangen, Bananen oder Äpfel sind im Moment in Ditzingen reichlich vorhanden, Backwaren gibt es immer genug.

Nicht immer dasselbe Sortiment

Ein Tafelladen ist ein Geschäft, das nicht jeden Tag dasselbe Sortiment hat. Dieses ist abhängig davon, was in den Supermärkten übrig ist, und was diese an die Tafelläden abgeben. Die Kunden müssen flexibel sein. Anne Schneider-Müller in Ludwigsburg hat zweierlei beobachtet: Die Warenspenden der Privatleute haben zugenommen. Das heißt: Spender liefern zum Beispiel 20 oder 30 Tüten Milch ab, die sie zuvor in einem anderen Geschäft regulär gekauft haben. Die Supermärkte aber hätten in diesem Jahr nur gleichviel oder weniger Ware als 2017 umsonst abgegeben.

Auch Kirchengemeinden engagieren sich für die Tafelläden. So berichtet Martina Holler aus Ditzingen von einer Sammelaktion in der neuapostolischen Kirche. Und in Gerlingen hat die katholische Gemeinde zu Lebensmittelspenden für Bedürftige in der Stadt und den Strohgäuladen aufgerufen; die Aktion läuft unter dem Motto „Essen teilen“. Auskunft dazu gibt es unter der Telefonnummer 0 71 56/2 17 22.