Nach dem Rekordjahr 2017 rüstet man sich im Ludwigsburger Residenzschloss für die neue Saison. Sie soll ganz im Zeichen der 300-Jahr-Feier der Stadt stehen – und auch Blicke hinter die Kulissen gewähren.

Ludwigsburg - Die Besucher von Kulturschätzen im Südwesten „möchten die Region schmecken“, glaubt Michael Hörrmann. Zum Materiellen des kulturellen Erbes gehöre auch das Immaterielle – etwa Gerüche oder Geschmacksnuancen, sagt der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten zum Saisonprogramms 2018. Das Jahresmotto lautet „Von Tisch und Tafel“, es soll unter anderem eine lange Barocktafel sowie ein Picknick im Blühenden Barock geben. Ein Großteil der Veranstaltungen steht im Zeichen der 300-Jahr-Feier der Stadt Ludwigsburg.

 

Im vergangenen Jahr habe es mit 351 000 Besuchern im Ludwigsburger Residenzschloss einen Allzeitrekord gegeben, sagt Hörrmann: „Das ist sehr viel mehr als die Stuttgarter Staatsgalerie oder das Haus der Geschichte vorweisen kann.“ In der Saison 2014 waren im Schloss 260 000 Gäste registriert worden, seither klettern die Zahlen nach oben. Dieser starke Anstieg verdanke sich dem erfolgreichen Kurs, den die Schlösserverwaltung eingeschlagen habe. „Wir präsentieren nicht nur Eventblasen“, sagt Hörrmann. Stattdessen drehten die Mitarbeiter „an unzähligen kleinen Rädchen“, um die Gäste zu binden.

Frühlingserwachen im Schloss

Als symbolischer Auftakt für die neue Saison gilt das sogenannte Frühlingserwachen, eine „Lange Nacht im Schloss“ am 24. März. An jenem Samstag werden Schloss und Museen bis Mitternacht geöffnet sein. Da Ludwigsburg in diesem Jahr das Jubiläum der Stadterhebung im Jahr 1718 feiert, gibt es auch Veranstaltungen, die die Schlossverwaltung und die Stadt gemeinsam veranstalten werden: Den Beginn markiert die Fotoausstellung „Caché“, die – wie der Name vermuten lässt – einen Blick in versteckte Bereiche des Schlosses gewährt. Die Bilder von Joachim Feigl sind vom 24. März an bis 27. Mai im Lapidarium des Schlosses und im ehemaligen Verkaufsraum der Porzellanmanufaktur zu sehen. Die Ausstellung wurde vom Ludwigsburger Stadtarchivar Simon Karzel angeregt.

„Das Schloss ist quasi der genetische Code der Stadt“, sagt der Oberbürgermeister Werner Spec. Da liege es nahe, dass ein Teil der Stadtjubiläumsfeiern im Schloss stattfindet. „Wir werden mit unseren Veranstaltungen den Graben, den die B 27 zwischen Stadt und Schloss gerissen hat, überwinden“, sagt Melanie Mitna vom städtischen Eigenbetrieb Tourismus und Events. Zum Beispiel, wenn zum Start der Venezianischen Messe am 7. September im Schloss ein großer Maskenball steigt. „Dafür gibt es 200 Karten, die pro Person 125 Euro kosten“, sagt Mitna. Teilnehmen kann nur, wer im Barockkostüm und idealerweise mit Allongeperücke erscheint. „Es wird einen Tanzmeister geben und Orchester sowie barocke Spiele und frivole Geschichten im Hinterzimmer“, sagt Mitna.

„Kinderfest Royal“

Da in diesem Jahr das Programm „Kinderreich“ zehn Jahre besteht, wird es im Sommer ein „Kinderfest Royal“ geben. Aus diesem königlichen Anlass soll der Innenhof des Schlosses am 8. Juli in einen riesigen Spielplatz verwandelt werden. „Unter anderem wird es eine Schnitzeljagd geben und ein Bühnenprogramm“, sagt Mitna. „Die Kinder können verkleidet kommen.“

„Das Rückgrat unseres Erfolges sind unsere guten Schlossführer“, sagt Hörrmann. Sie seien die Gesichter des Schlosses. Auch im neuen Jahr gebe es wieder ein umfangreiches Angebot an Sonderführungen. Dass man zurzeit in Stuttgart darüber diskutiere, den Eintritt für Kultureinrichtungen abzuschaffen, hält Hörrmann für den falschen Weg: Über Erfolg oder Misserfolg entscheide nicht der Ticketpreis.