Das neue Pächter-Paar hat sich den Traum vom eigenen Restaurant erfüllt – und es läuft, ziemlich gut sogar. Wildgerichte sind der Renner in der Weinstube.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - An Sommerwochenenden herrscht in der Weinstube Killesberg im Höhenpark schon mal so ein großer Andrang, dass die Speisekarte verkleinert werden muss. Schließlich soll keiner zu lange auf das Essen warten. In der kühlen Jahreszeit hat das Haus mit dem herbstbraunen Mobiliar wiederum seinen eigenen Reiz: Da tritt man in die heimelige Gaststube – und das neue Pächter-Paar bringt angenehmen Schwung in die alten Wände. Der Schwabe Alexander Boesel (53) bildet Fallschirmspringer aus, zudem ist er Koch, Jäger und IT-Experte. Die gebürtige Polin Katarcyna Nowacka (40), Lehrerin und ausgebildete Krankenschwester, hat in Stuttgart in der Anästhesie und auf der Intensivstation gearbeitet. „Ich kann wieder ins Krankenhaus gehen, wenn der Plan vom eigenen Restaurant nicht aufgeht“, habe sie sich gesagt. Doch es läuft gut. Sehr gut sogar, trotz der Pandemie.

 

Das mag daran liegen, dass „Kasia & Alex“ ein feines Plätzchen gefunden haben – aber auch an ihrer Leidenschaft fürs Kochen und Bewirten sowie dem speziellen kulinarischen Angebot. „Die Wildgerichte sind der Renner“, berichtet Katarcyna Nowacka, „alles, was Alex von der Jagd mitbringt, wird verarbeitet.“ Tatsächlich sind die Wildbratwürstle (13,50 Euro) vorzüglich, Alexander Boesel stellt sie bei einem befreundeten Metzger selbst her. Serviert werden sie mit Filderkraut und Kartoffelpüree.

Auch die Klassiker können die beiden hier: Die Gulaschsuppe (6,50 Euro) ist gut gewürzt, das Rindfleisch schön mürbe. Die Maultaschensuppe (5,50 Euro) ist solide, ebenso der klassische Rostbraten mit geschmorten Zwiebeln, Trollinger-Jus und hausgemachten Spätzle (22,80 Euro). Letztere hätten einen Tick fluffiger sein dürfen, das Fleisch eine Spur saftiger.

Die Weidegänse stammen aus einem Dorf bei Posen

Wir probieren zudem den Weinstuben-Chefsalat mit Medaillon vom Reh oder Schwarzwild (19 Euro). Es gebe Hirsch aus eigener Jagd, sagt die Chefin: „Wir sind dabei.“ Knackige Radieschen und Paprikastreifen, schlonziger Kartoffelsalat, Blattsalate, Möhren, Granatapfelkerne – eine stimmige Kombination verschiedener Konsistenzen und Geschmacksnoten. Die Hirschfleischstreifen sind perfekt leicht rosa gebraten, butterzart sind sie aber nicht. Eine Frage des Jagdglückes, wie wir vermuten.

Und das ist eben auch abhängig von der Saison. Im Moment stehen auch mal polnische Weidegänse auf der Karte: Die grasen auf einer Wiese ihrer Tante in der Nähe von Posen, wie Katarcyna Nowacka erzählt.

Mittags speist man im Höhenpark übrigens günstig. Willkommen sind auch kleine Gäste: Spätzle mit Bratensoße sind schon für 3,50 Euro zu haben, Saitenwürstle mit Kartoffelsalat für 4,90 Euro. Allerdings wird erst am Sonntag wieder geöffnet: Selbst ein Power-Paar braucht mal eine kleine Pause.

Weinstube Killesberg , Beim Höhenbad 15, 70192 Stuttgart, 01 76 / 40 79 54 29, https://weinstube-killesberg.de . Dienstag bis Sonntag 12 bis 22 Uhr, Küche täglich bis 20.30 Uhr.

Küche H  H  H H H

Service H  H  H  H H

Atmosphäre H  H  H  H H

l Barrierefrei  l Außenbereich  m Parkplatz

H H H H H erstklassig

H  H H  H H überdurchschnittlich

H  H H H H gut

H  H H H H passabel

H H H H H enttäuschen