Zum Holocaust-Gedenktag fährt Netanjahu große Geschütze auf: Die Welt verschließe die Augen vor dem Gewaltpotenzial des Iran - so wie sie einst bei Nazi-Deutschland geschwiegen habe.

Tel Aviv - 70 Jahre nach Kriegsende hat Israel der sechs Millionen im Holocaust ermordeten Juden gedacht. Im ganzen Land heulten am Donnerstag um 9.00 Uhr (MESZ/10.00 Uhr Ortszeit) für zwei Minuten die Sirenen. Die Menschen unterbrachen ihre Arbeit und verharrten in stillem Gedenken. In Israel leben nach Angaben einer Stiftung noch 189 000 Überlebende des nationalsozialistischen Massenmordes.

 

In Polen wurden zu einem Gedenkmarsch von Auschwitz nach Birkenau, dem größten der deutschen Vernichtungslager, rund 10 000 junge Juden aus Israel und aller Welt erwartet. Sie erinnern an die mehr als eine Million allein in Auschwitz ermordeten jüdischen Häftlinge.

Bereits am Mittwochabend hatte es eine Zeremonie in der Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem gegeben. Dabei hatte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Iran mit dem NS-Regime verglichen. „Die Westmächte haben einen fatalen Fehler vor dem Zweiten Weltkrieg gemacht, und wir sind überzeugt, dass sie auch jetzt einen bitteren Fehler machen“, sagte er in einer Ansprache.

Damals habe die freie Welt versucht, das NS-Regime zu beschwichtigen und seinen guten Willen zu kaufen. Warnungen seien ignoriert worden. Und auch heute sei die Blindheit groß. Dabei finde die Aggression des Iran und dessen Unterstützung radikaler islamistischer Gruppen etwa im Jemen, in Syrien oder Gaza vor aller Augen statt, sagte Netanjahu.

Mit Blick auf die Atomverhandlungen warnte Netanjahu vor einer Aufhebung der Sanktionen. Irans nukleare Infrastruktur könne nach der jüngsten vorläufigen Vereinbarung zwischen Teheran sowie den UN-Vetomächten und Deutschland (5+1) erhalten bleiben und sogar ausgebaut werden.

Israel versucht derzeit, einen Atom-Deal mit dem Iran doch noch abzuwenden. Unterstützung erhält das Land von den US-Republikanern, die im US-Kongress eine Mitspracherecht bei der möglichen Aufhebung von Sanktionen durch US-Präsident Barack Obama durchgesetzt haben.

Der Iran und die 5+1-Staaten hatten sich in Lausanne in einem Rahmenabkommen auf Begrenzungen sowie Überwachungsmechanismen des Atomprogramms geeinigt. Ein endgültiges Abkommen soll bis Ende Juni stehen. Im Gegenzug sollen Sanktionen aufgehoben werden. Der Westen will sicherstellen, dass der Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen gelangt.