Der Bund der Vertriebenen feiert den Tag der Heimat mit einer Kranzniederlegung und einem Festakt, auf dem viel gesungen und getanzt wird. Aber es gibt auch Reden. Und Landesjustizminister Wolf macht eine Zusage.

Stuttgart - Für Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) hat der Bund der Vertriebenen (BdV) das richtige Motto zum Tag der Heimat 2018 gewählt. Mit „Unrechtsdekrete beseitigen – Europa zusammenführen“ habe man einen Nerv der Zeit getroffen, so Strobl. Europa auf Basis der Rechtsstaatlichkeit zusammenzuführen sei dringlicher denn je, betonte er in seinem Grußwort. Als Unrechtsdekrete bezeichnet der BdV Erlasse osteuropäischer Staaten, die die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg legitimierten.

 

Kranzniederlagung im Kurpark Bad Cannstatt

Der Gedenktag begann am Vormittag mit einer Kranzniederlegung am Denkmal für die Opfer von Flucht und Vertreibung beim Kursaal Bad Cannstatt und mündete in einem Festakt am Nachmittag in der Liederhalle. Dort wurde zunächst – nach dem traditionellen Einzug der verschiedenen Landsmannschaften in ihren Trachten – viel gesungen und getanzt, unter anderem vom Chor der Siebenbürger Sachsen Stuttgart und dem Chor der Deutschen aus Russland. Harfinist Markus Thalheimer schwelgte in Venezianischen Nächten, die Kinder der Banater Tanzgruppe des Kreisverbands Esslingen zeigten Kreistänze, der Knabenchor Capella Vocalis Reutlingen schmetterte „Ännchen von Tharau“.

Neuer Heimatbegriff

„Richtige Volkslieder hört man nur bei uns“, freute sich BdV-Kreisvorsitzender Albert Reich. Derzeit habe Heimat wieder Konjunktur, sie werde mit Trachtenausstellungen und anderem gepflegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei das Wort „Heimat“ aber verpönt gewesen, erinnerte er sich. „Für uns Vertriebenen war das unerträglich. Die Unrechtsdekrete sind nun schon 70 Jahre alt! Wir sind für Europa, aber auch für ein gerechtes Auskommen in Zukunft“, sagte er. Justiz- und Europaminister Guido Wolf (CDU) konnte in seiner Festrede mit einer guten Nachricht aufwarten. Er könne schon jetzt zusagen, dass die Mittel des Landes für die Projekte des BdV aufgestockt würden. „Heimat erfährt allenthalben eine Renaissance. Die Landsmannschaften sind Heimatstifter mit ihrem regen Vereinsleben“, sagte er. „Ich will nicht zurück in die 50er-Jahre, sondern einen modernen Heimatbegriff, bei dem auch neue Formen der Partnerschaft und Familien Platz haben“, betonte Wolf.

Die Landsmannschaften forderte er auf, deutlich zu machen, dass es bei der Forderung nach Beseitigung der Dekrete nicht gegen die Menschen gehe, sondern gegen Gesetze der jeweiligen Staaten.