Waltraud und Helmut Wackler haben ihr kleines Paradies an der Gäubahnstrecke „Tag der offenen Gartentür“ für Besucher geöffnet. Die sind begeistert.

S-Süd - Waltraud Wackler zieht es in den Garten – jeden Morgen. Sogar im Schlafanzug ist sie schon die Stufen hinab getappt, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. „Bei uns kann man das ja machen“, sagt sie. Denn das kleine Paradies, das sie gemeinsam mit ihrem Mann Helmut hegt und pflegt und vor 17 Jahren angelegt hat, ist umgeben von Wald.

 

Das Kleinod liegt im Stuttgarter Süden, genau genommen an den Gleisen der Gäubahn. Bevor der Haltepunkt Wildpark in den 1960er Jahren aufgegeben wurde, sind an dieser Stelle jeden Tag Fahrgäste ein- und ausgestiegen. Von dort sind sie zur Solitude gelaufen. Das Wort Fahrkartenausgabe ist an dem Gebäude, das direkt an den Garten grenzt, noch zu lesen. Auch den ehemaligen Wartesaal gibt es noch.

Rosen und vieles mehr

Wacklers Ehemann Helmut hat einen Teil des Geländes von der Bahn gepachtet – als Ergänzung zum eigenem Grundstück. Nun wachsen dort Rosen und vieles mehr in Hülle und Fülle. Auf drei Ebenen grünt, blüht und plätschert es. Der Kohlrabi ist fast fertig. Auch die Erdbeeren sind reif zum Ernten. Nur die Tomaten brauchen noch etwas. Bei den Wacklers wächst das Gemüse neben den Blumen und den Kräutern. „In der Natur ist das genauso“, sagt die Hobby-Gärtnerin. Und die Natur sei ihr großes Vorbild.

Das gärtnerische Wissen hat sie sich Stück für Stück angeeignet. Beispielsweise hat sie herausgefunden, das Tomaten nur dann nicht zu faulen anfangen, wenn sie ein Dach über dem Kopf haben. Den einen oder anderen Tipp hat sie zudem einem von Hand geschriebenen Buch eines alten Gärtners entnommen.

„Ein wunderschöner Garten, Kompliment“

Das alte Toilettenhäuschen des Bahnhofs hat Helmut Wackler zum Lager umgebaut. Gleich dahinter liegt die Kompostanlage. „Das ist das Herzstück des Gartens“, sagt seine Frau. Denn die Erde, die sie damit gewinnen, brauche keinen Dünger.

Am Sonntag hat sich das Ehepaar in Schale geschmissen. Bereits zum zweiten Mal hat es bei der Aktion „Tag der offenen Gartentür“ mitgemacht. Besucher durften sich ihre Hochbeete, ihre netten Brunnen und ihre lauschigen Sitzecken anschauen und sie mit Fragen löchern. Die Gäste waren begeistert. „Ein wunderschöner Garten, Kompliment“, sagt ein Mann beim Abschied. Und: „Ich kenne dies hier noch als Haltepunkt.“

Der Gartenbauverein, in dem das Paar Mitglied ist, hatte zu der Aktion aufgerufen. Vor dem ersten Mal hatte Waltraud Wackler Zweifel. Den eigenen Garten voller fremder Leute? Die Stuttgarterin wusste nicht, ob das gut gehen kann. Doch es ging. Und 110 Leute kamen.