Die Universität Stuttgart gewährt am Tag der Wissenschaft Einblicke in die aktuelle Forschung. Viele Familien nutzten das Angebot.

Regelmäßiges Schnarchen steigert die Lungenkapazität. Wer das glaubt, wird zwar nicht selig, verliert aber einen Punkt beim „Fake News Test“ des interdisziplinären Forschungsprojekts IRIS. Der Test mit dem jeder überprüfen kann, wie leicht er auf Falschmeldungen hereinfällt, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt wird, war nur einer von mehr als 200 Programmpunkten am Tag der Wissenschaft der Uni Stuttgart.

 

Elf Schlagzeilen, wie sie in der Zeitung oder einem Wissenschaftsmagazin stehen könnten, müssen bei dem Test bewertet werden. Wahr oder falsch, das ist hier die Frage. Die Falschmeldungen wurden mit Hilfe des KI-gestützten Chatbots ChatGPT erzeugt. Eindrucksvoll dabei, wie plausibel manche Nachricht klingt, obwohl sie barer Unsinn ist.

Aus Stickstoff Speiseeis gemacht

Das Projekt IRIS (Interchange Forum for Reflecting on Intelligent Systems) untersucht unter anderem die Auswirkungen solcher intelligenter Systeme auf die Gesellschaft. Überraschenderweise haben die Wissenschaftler dabei herausgefunden, dass weder Allgemeinwissen noch rein logisches Denken ausgesprochen hilfreich ist, falsche von richtigen Nachrichten zu unterscheiden. „Was jedoch hilft, ist innezuhalten und kritisch darüber nachzudenken“, so Forschungsgruppenleiterin Cornelia Sindermann.

Mehr als 120 Institute und Einrichtungen aus Forschung und Lehre der Universität Stuttgart haben sich am Samstagnachmittag beim Tag der Wissenschaft auf dem Vaihinger Campus präsentiert. Viele Programmpunkte richteten sich speziell auch an Familien mit Kindern, die den Campus entsprechend zahlreich bevölkerten.

So konnte man beispielsweise beim Institut für Organische Chemie miterleben, wie mit Hilfe von minus 196 Grad kaltem Stickstoff Speiseeis gemacht wird. Die kalt dampfende Flüssigkeit, die die Studenten über ein aromatisiertes Milch-Sahne-Gemisch schütteten, kam direkt aus einer Art überdimensionaler Thermoskanne. Ein wenig rühren und schon ist die Leckerei fertig. Die Schlange vor dem Eisstand war trotz der kühlen Witterung am Samstag bemerkenswert lang.

Weiße Luftschiffe sind der Hingucker

Zu beeindrucken wussten auch die Wissenschaftler am Institut für Flugmechanik und Flugregelung: Im Foyer von Gebäude Pfaffenwaldring 47 waren die weißen Luftschiffe der Hingucker. Mit Hilfe von Drohnen und Luftschiffrobotern beobachten die Stuttgarter Forscher in einem interdisziplinären Projekt das Verhalten von Herdentieren in freier Wildbahn. Damit helfen sie unter anderem Biologen Strategien für das Überleben gefährdeter Arten zu entwickeln.

„Aktuell ist das Ziel, auf diese Weise das Verhalten von Grevyzebras in Kenia zu untersuchen“, erklärt der Doktorand Eric Price. Der Lebensraum dieser vom Aussterben bedrohten Art sei durch die Ausbreitung des Menschen stark reduziert. „Wir untersuchen zum Beispiel, wie groß Korridore sein müssten, damit die Zebras sie bei ihren Wanderbewegungen nützen.“

Auch an die Mauerbienen ist gedacht

Ökologischen Fragen stellen sich auch Wissenschaftler des Instituts für Akustik und Bauphysik (IABP). Sie entwickelten innovative Grünfassadensysteme, die nicht nur zur Isolierung von Gebäuden beitragen, sondern mit ihrer Pflanzenvielfalt echte vertikale Biotope darstellen. Die derart begrünten Hauswände bieten durch ihre vielfältige Pflanzenzusammensetzung mit wechselndem Blühvorkommen zum Beispiel Wildbienen einen großen Nektar- und Pollenvorrat.

„Das Besondere ist, dass mit diesem System der Fassadenbegrünung verschiedene Pflanzen zum Einsatz kommen“, so Moritz Weckmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IABP. Der Clou: Zwischen den Pflanzenelementen befinden immer wieder kleine Insektenhotels. Bei Mauerbienen kommt das bestens an. Sie haben sich bereits in großer Zahl in den grünen Fassaden der Uni Stuttgart eingemietet.