Der Tag der offenen Tür der Uni Stuttgart auf dem Campus in Vaihingen war ein Erfolg. Zahlreiche Besucher bestaunten Experimente und informierten sich über verschiedene Disziplinen.

Stuttgart - Am Ende hat die Universität Stuttgart dann doch großes Glück gehabt. Noch eine knappe Stunde vor dem offiziellen Beginn des „Tag der Wissenschaft“ am Samstagnachmittag um 14 Uhr ging ein heftiger Regen über dem Pfaffenwald herunter. Doch den Rest des Tages blieb es trocken. Und offenbar hat sich kaum jemand abschrecken lassen, auf den Unicampus in Vaihingen zu fahren – zu einer bunten Mischung aus Volksfest, Wissenschaftspräsentation, Studienberatung und viel Spaß für Kinder.

 

Manche Institute hätten so viele Besucher wie noch nie an ihren Ständen im Freien oder in ihren Labors gehabt, erzählte die höchst zufriedene Organisatorin Claudia Berardis von der Abteilung für Hochschulkommunikation. 120 der 150 Institute hätten sich beteiligt, berichtete Rektor Wolfram Ressel. Besonders erstaunlich: in direkter Nachbarschaft feierte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seinen Tag der offenen Tür – ebenfalls mit Volksfestatmosphäre. Und auch dort strömten die Besucher den ganzen Nachmittag zu den Ständen im Freien und in die Labors.

Eine pfiffige Entscheidung hatte das Institut für Raumfahrtsysteme der Uni getroffen: Vor allen anderen Veranstaltungen, schon um 13 Uhr, zog es einen Strom von Besuchern zum Auftritt eines leibhaftigen Astronauten. Reinhold Ewald gab mit viel Witz Auskunft über seinen Flug zur einstigen russischen Raumstation MIR und über deren Nachfolger, die Internationale Raumstation.

Mittelalter trifft digitale Hilfsmittel

Mit dem Motto der Veranstaltung „Digitale Gesellschaft“ habe die Uni sich am Thema des Wissenschaftsjahres orientiert, sagte Wolfram Ressel bei einer Führung für Gäste aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Auf dem Gebiet habe die Universität viel zu bieten, auch auf dem Gebiet der Sprach- und Literaturwissenschaft. Er betonte das interdisziplinäre Arbeiten dort, „was ja unsere Stärke ist“. In der Vorführung zeigte das Projekt „Digital Humanities“ (digitale Geisteswissenschaften) am Beispiel einer mittelalterlichen Handschrift, wie auf elektronischem Wege ein Original und seine Übersetzung in ein Transkript oder ein Buch nebeneinandergestellt werden und „das Deuten und Lesen revolutionieren“, wie die Professorin Sandra Richter erläuterte. Und ein weiteres Vorzeigeprojekt der Uni, der Exzellenzcluster Simulationstechnik (SimTech) zeigte, wie ein Computer den Zusammenbau eines Gerätes durch „Zuschauen“ lernen und anschließend etwa für Behinderte mit einfachen Lichtsignalen unterstützen kann.

Ein großer Teil des Tages der Wissenschaft fand im Freien rund um die S-Bahn-Station „Universität“ statt. Direkt an deren Ausgang hatte die Technische Kybernetik einen Renner des Tages aufgebaut: ein Fahrrad, das man rückwärts fahren musste. Lenker und Sattel waren vertauscht, so dass das lenkbare Rad hinten war. Zur Freude der Zuschauer konnte damit niemand auch nur wenige Schritte weit fahren. Ganz klar, erklärte der kybernetisch kundige Rainer Blind: „Der Mensch ist ein ‚proportionaler Regler‘. Er dreht unbewusst den Lenker, wenn das Fahrrad Kippbewegungen macht.“ Das klappt aber auf dem umgebauten Rad nicht.

Weitere Attraktionen kamen vom Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik, etwa der Tischkicker, an dem man gegen einen Computer spielen durfte, oder die Smartphone-App, die in Zusammenarbeit mit der Schorndorfer Firma Bauknecht analysiert, was an der Waschmaschine nicht funktioniert und damit so manche Telefon-Warteschleife erspart.

Natürlich war auch Wolf Wölfel wieder dort, der auf der großen Bühne Groß und Klein mit seinen physikalischen Zaubereien faszinierte. Nach seinem zweiten Auftritt übernahm dann das Allmand Chaoten Orchester die Bühne und spielte, samt Tanztruppe und Schlangenbeschwörung, zum Ausklang des Tages.