Die Universität Stuttgart hat am Wochenende zum Tag der Wissenschaft unter dem Motto „Zukunftsstadt“ eingeladen. Die teilnehmenden Institute zeigten unter anderem, wie nachhaltiger Städtebau funktionieren kann.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Vaihingen - Wie sieht die Stadt der Zukunft aus? Unter dieser Fragestellung konnte man beim Tag der Wissenschaft auf dem Uni-Campus Vaihingen Einblicke hinter die Labortüren erhaschen. Das Motto „Zukunftsstadt“ beschäftigte sich mit Themen wie Leben, Bauen und Wohnen in der Stadt ebenso wie mit Verkehrsplanung, Energie- und Wasserversorgung und den zukünftigen Formen der Mobilität.

 

„Wir müssen so wirtschaften, dass es für künftige Generationen möglich ist, so zu leben, wie wir jetzt leben“, sagte Dirk Schwede, Juniorprofessor vom Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK) der Universität Stuttgart. Er stellte am Samstagnachmittag in einer Vorlesung „Nachhaltige Zukunft Stadt“ Möglichkeiten vor, wie man Bauprojekte nachhaltig gestalten kann. Die drei wichtigsten Bereiche seien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz. Effizienz bedeute, mit weniger Einsatz mehr zu erreichen, Konsistenz, nachhaltige Potenziale zu nutzen, und Suffizienz, den Bedarf zu reduzieren. „In Deutschland sind wir schon gut darin, bei Neubauten den Energiebedarf zu senken“, sagte Schwede. „Trotzdem müssen wir noch viel tun, um die von der Bundesregierung gesteckten Ziele zur Energiewende zu erreichen.“ In Sachen Solarenergie liege Deutschland weit vorne, rund 30 Prozent der weltweiten Fotovoltaikanlagen seien in Deutschland im Einsatz. Passivhäuser und Plus-Energie-Häuser wie das Aktivhaus B10 in der Weißenhofsiedlung seien die Zukunft. Sie versorgten sich selbst mit Energie beziehungsweise speisten den Überschuss in das öffentliche Netz ein und seien im Falle des B10-Gebäudes außerdem aus vollständig recyclebaren Materialien gefertigt. „Aber nicht nur die Gebäude sind wichtig in einer nachhaltigen Stadt, sondern auch die gebaute Umwelt“, sagte Schwede. Damit seien etwa Parks und Fußgängerzonen gemeint. Wo Bäume stünden und Gras wachse, sei die Temperatur deutlich niedriger als dort, wo flächendeckend Asphalt verlegt sei.

Mehr Hochwasser – weniger Trinkwasser

Die Versiegelung der Flächen durch Straßen und Gebäude ist auch für das Wassermanagement von Bedeutung. „In den Städten, in denen immer mehr Flächen versiegelt sind, fließt beispielsweise mehr Regenwasser in die Kanalisation als ins Grundwasser“, sagte Hans-Peter Koschitzky vom Institut für Wasser- und Umweltsystemmodellierung der Uni Stuttgart. Das habe Folgen: Zum einen benötigten die Menschen Grundwasser zur Trinkwassergewinnung – 60 bis 70 Prozent des Trinkwassers in Deutschland werden aus Grundwasser gewonnen. Zum anderen füllten sich Flüsse schneller mit Wasser – Hochwasser drohe. „Man kann hier städtebaulich viel machen“, so Koschitzky. Rasengittersteine auf Parkplätzen und Steinpflaster statt Asphalt in Fußgängerzonen sorgten dafür, dass das Wasser in den Boden sickern könne.

Natürlich gehört zur Stadt der Zukunft auch nachhaltige Mobilität. Das Jugendforschungszentrum Aerospace Lab, Mitglied des Schülerforschungscampus der Uni Stuttgart, hat zu diesem Thema etwas Besonderes entwickelt. „Eines der Kernprojekte des Aerospace Lab war die Entwicklung eines Go-karts mit Brennstoffzellenantrieb“, sagte Ingfried Becker vom Aerospace Lab. Das Ergebnis der Arbeit konnte man sich beim Tag der Wissenschaft anschauen, ebenso wie unzählige weitere Projekte und Entwicklungen, die die einzelnen Institute der Uni präsentierten. Für Spaß und Unterhaltung sorgten Experimente, Mitmachaktionen und die Band Dogtales.