Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Karies

Eben noch war das Essen ein Genuss. Doch damit ist es plötzlich vorbei: Ein stechender Schmerz durchzuckt einen Zahn. „Ein Schmerz ist immer ein Warnsignal, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist“, sagt Thomas Wolf, Mitglied im Bundesvorstand des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in Bonn.

 

Heftiges Zahnweh beim Essen kann unterschiedliche Ursachen haben. „Manchmal sind es freiliegende Zahnhälse, die überempfindlich auf Kaltes, Saures oder Süßes reagieren“, erklärt Jürgen Fedderwitz, ehemaliger Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) in Köln. Es kann aber auch sein, dass Karies der Grund für die Schmerzattacke ist.

Mikroriss

Eine weitere mögliche Ursache ist ein Mikroriss im Zahn. Er entsteht zum Beispiel, wenn man auf etwas zu Hartes beißt. „Das kann zu einer Zahnfraktur führen, die mit einem akuten stechenden Schmerz einhergeht“, erläutert Wolf. Sind Füllungen oder Kronen im Gebiss beschädigt, dann löst dies ebenfalls heftiges Zahnweh beim Essen aus. Gleiches gilt für Zahnfleischentzündungen.

Schmerzmittel

Nicht immer haben Zahnweh-Geplagte die Möglichkeit, sofort einen Zahnarzt aufzusuchen. „In akuten Fällen können Schmerzmittel als Erste-Hilfe-Maßnahme helfen“, sagt Ursula Sellerberg, Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin.

Von Präparaten mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) rät sie allerdings ab. ASS hemm die Blutgerinnung und könne bei einer späteren zahnärztlichen Behandlung starke Blutungen auslösen. „Betroffene sollten bei Zahnschmerzen auf Mittel mit dem Wirkstoff Paracetamol setzen.“ Auch bewährte Hausmittel könnten vorübergehend Linderung verschaffen – etwa ein Eiswickel an der Wange, oder man betupft den betroffenen Zahn mit Gewürznelkenöl.

Wenn fromme Christen unter Zahnschmerzen leiden, erhoffen sie sich von den Bittgebeten an Apollonia Linderung von ihrer Pein und Stärke im Ertragen der Schmerzen. „Heilige Apollonia, ein armer Sünder steh ich da. Mich schmerzen meine Zähne. Lass Dich doch bald versöhnen. Und schenk mir Ruh in mein Gebein, dass ich vergess der Zahnweh Pein.“

Kiefer gebrochen, Zähne ausgeschlagen

Die jungfräuliche Apollonia musste höllische Qualen erleiden, als römische Schergen ihr im Rahmen der Christenverfolgung unter Kaiser Decius (249-251) die Kinnlade zertrümmerten und alle Zähne ausschlugen. Anschließend wurde die zahnlose Märtyrerin bei lebendigem Leib verbrannt. Die Kirchenväter Augustinus und Ambrosius berichten, dass die fromme Frau den von ihr aufgeschichteten Scheiterhaufen selbst entzündete und sich freiwillig in die Flammen begab.

Apollonia wird in der sakralen Kunst als Jungfrau mit den Attributen ihres Martyriums dargestellt: Märtyrerpalme, Krone, Zange und Zähne. Papst Johannes XXI. (1276-1277) riet den Gläubigen, bei Zahnschmerzen zur zahnlosen Jungfrau zu beten.

Von Zahnbrecher zum Dentisten

Die heute in Deutschland tätigen Dentisten dürfen nur mit Approbation ihren Beruf ausüben. Das war nicht immer so. Im Mittelalter priesen Quacksalber und Kurpfuscher marktschreierisch ihre angeblichen ärztlichen Kunstfertigkeiten an. Diese „Zahnbrecher“ und „Zahnreißer“ prahlten mit ihrer Geschicklichkeit und Kunst, die sie allerdings – zum Schaden ihrer bemitleidenswerten Patienten – selten wirklich beherrschten.

Der erste „Dentist“ ging nachweislich vor 14 000 Jahren seinem stomatologischen Gewerbe nach. Das belegt ein kariöser Backenzahns, der 1988 in der Felshöhle von Riparo Villabruna bei Sovramonte in Norditalien gefunden wurde. Er gehörte einem Mann, dem ein vorzeitlicher Heilkundiger sein faules Beißerchen gezogen hatte.

„Der Backenzahn aus Villabruna beweist, dass es bereits vor mindestens 14.000 Jahren, in der jüngeren Altsteinzeit, erste Eingriffe an kariösem Zahngewebe gab“, erklärt der Anthropologe Ottmar Kullmer, Experte für Evolution und Funktionsmorphologie von Urmenschen-Zähnen im Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt am Main.

Zahnwurm

Bis in die Neuzeit hielt sich der Glaube, dass der Zahnwurm (englisch: Tooth worm) für Karies verantwortlich sei. Scribonius Largus, Leibarzt von Kaiser Claudius empfahl Mitte des ersten Jahrhunderts n. Chr. zur Behandlung Räucherungen und Spülungen, Einlagen und Kaumittel.

Hildegard von Bingen (1098-1179), die große heilkundige Nonne vom Rhein, erkannte, dass nicht ein Krabbeltier, sondern mangelnde Hygiene die Ursache für Zahnschmerzen war.

Zahnschmerzen: Ursachen und Behandlung

Karies

Eben noch war das Essen ein Genuss. Doch damit ist es plötzlich vorbei: Ein stechender Schmerz durchzuckt einen Zahn. „Ein Schmerz ist immer ein Warnsignal, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist“, sagt Thomas Wolf, Mitglied im Bundesvorstand des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) in Bonn.

Heftiges Zahnweh beim Essen kann unterschiedliche Ursachen haben. „Manchmal sind es freiliegende Zahnhälse, die überempfindlich auf Kaltes, Saures oder Süßes reagieren“, erklärt Jürgen Fedderwitz, ehemaliger Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) in Köln. Es kann aber auch sein, dass Karies der Grund für die Schmerzattacke ist.

Mikroriss

Eine weitere mögliche Ursache ist ein Mikroriss im Zahn. Er entsteht zum Beispiel, wenn man auf etwas zu Hartes beißt. „Das kann zu einer Zahnfraktur führen, die mit einem akuten stechenden Schmerz einhergeht“, erläutert Wolf. Sind Füllungen oder Kronen im Gebiss beschädigt, dann löst dies ebenfalls heftiges Zahnweh beim Essen aus. Gleiches gilt für Zahnfleischentzündungen.

Schmerzmittel

Nicht immer haben Zahnweh-Geplagte die Möglichkeit, sofort einen Zahnarzt aufzusuchen. „In akuten Fällen können Schmerzmittel als Erste-Hilfe-Maßnahme helfen“, sagt Ursula Sellerberg, Sprecherin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Berlin.

Von Präparaten mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) rät sie allerdings ab. ASS hemm die Blutgerinnung und könne bei einer späteren zahnärztlichen Behandlung starke Blutungen auslösen. „Betroffene sollten bei Zahnschmerzen auf Mittel mit dem Wirkstoff Paracetamol setzen.“ Auch bewährte Hausmittel könnten vorübergehend Linderung verschaffen – etwa ein Eiswickel an der Wange, oder man betupft den betroffenen Zahn mit Gewürznelkenöl.

Zahnarzt

Der Besuch beim Zahnarzt ist dennoch unausweichlich. Stellt sich heraus, dass die Schmerzen auf Karies zurückzuführen sind, wird sie mit einem Bohrer beseitigt. Verursacht ein Mikroriss die heftigen Schmerzen, braucht es eine Wurzelbehandlung. „Im Fall einer Zahnfraktur muss eventuell auch ein Zahn gezogen werden“, erklärt Wolf.

Bei gerötetem und geschwollenem Zahnfleisch ist eine Entzündung wahrscheinlich. In solchen Fällen werden die Zahnfleischtaschen gereinigt. Überempfindliche Zähne können medikamentös behandelt werden. Dabei wird an den betreffenden Stellen im Gebiss zum Beispiel ein Gel aufgetragen.