An diesem Sonntag ist der Tag des offenen Denkmals – In diesem Jubiläumsjahr gibt es auch in Stuttgart noch viel mehr zu besichtigen.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Der Stuttgarter kann eigentlich viele historische Gebäude der Stadt besichtigen, an denen er immer wieder vorbeiläuft. Und dennoch ist dieser Sonntag, der Tag des offenen Denkmals, immer etwas Besonderes. Da sind zusätzlich Einblicke in Bereiche möglich, die sonst verschlossen bleiben.

 

Beispiel Standseilbahn. Sie pendelt zwischen dem Südheimer Platz in Heslach und dem Waldfriedhof. An diesem Sonntag ist jetzt aber auch der Maschinenraum in der Bergstation geöffnet. Für kleine Gruppen nur, denn der Raum ist eng, die Treppen sind steil, es werden griffige Schuhe empfohlen, aber es gibt alle 45 Minuten eine Führung.

Im Bohnen-Viertel und im Berger Park

Sonst verschlossen ist das in den 1950er Jahren von Rolf Gutbrod erbaute SWR-Funkstudio neben der Villa Berg. Oder die Town Houses der Briten John Darbourne und Geoffrey Dark im Bohnenviertel in der Rosenstraße 25, entstanden zwischen 1979 bis 1982 im Rahmen der Altstadtsanierung.

Ebenfalls verschlossen bleibt sonst das im Schweizer Stil gebaute Garnisonsschützenhaus aus dem 19. Jahrhundert in Degerloch auf der Dornhalde 1. Das gilt ebenso für die Werkstatt des Architekten Mies van der Rohe in der Weissenhof-Siedlung, die in einem der von ihm dort konzipierten Häuser untergebracht ist. Nur für die Burschenschaftler zugängig ist sonst das Hilaritas-Haus im Osten in der Stafflenbergstraße 66. Auch für Nicht-Akademiker interessant: 1903 hat dies Heinrich Jassoy entwickelt, der auch das alte Stuttgarter Rathaus gebaut hat. Und die Friedenskirche in Heilbronn.

Musik im Schloss Solitude

Das Schloss Solitude hat nur unregelmäßig geöffnet für Besucher, an diesem Sonntag aber garantiert. Da wird am 9. September einiges für Kinder geboten. Und um 11 sowie um 15 Uhr spielt Natalia Ryabkova auf der Mühleisenorgel. Die Sternwarte auf der Uhlandshöhe ist das Jahr über nur bei bestimmten Wetterlagen geöffnet. Jetzt gibt es auf jeden Fall Führungen und eine Präsentation des historischen Teleskops. Seit 25 Jahren gibt es diesen Tag des Offenen Denkmals, seit 200 Jahren die Universität Hohenheim. Der Schlosspark oder der exotische Garten sind dort ganzjährig zugänglich. Zum Jubiläum werden noch einige zusätzlichen Türen geöffnet: Zum Schloss selbst sowie zum Deutschen Landwirtschaftsmuseum und zur Ackergerätefabrik. Mehr als 30 Gebäude haben an diesem Sonntag in Stuttgart geöffnet. Darunter viele Kirchen, die sonst nur zu bestimmten Zeiten zugänglich sind.

Bundesweit wurde von 7500 Gebäuden ausgegangen, aktuell sind es mehr als 7800 Einrichtungen in 2500 Städten geworden, die unter dem Dach der Deutschen Stiftung Denkmalschutz auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Auch die Stuttgarter Beispiele zeigen, dass dazu ebenso private Eigentümer und Vereine gehören, welche die Zeugnisse der Geschichte pflegen und bewahren. Der Tag des offenen Denkmals ist eine Chance, dies in einem größeren Rahmen zu zeigen.

Für die nächsten Generationen bewahren

Ursula Schirmer, Sprecherin der Denkmalschutz-Stiftung: „Wir wollen, dass die Eindrücke über den Tag hinaus wirken: Was wollen wir, wofür setzen wir uns ein, wie können wir was nutzen, gerade mit Blick auf die nächsten Generationen.“ Den Erfolg dieses Denkmaltags erlebt die Stiftung meist nicht unmittelbar: „Wenn Neues hinzukommt, haben wir im Jahr zuvor wohl wichtige Anstöße geliefert“, so Schirmer. Doch auch spontan zeigt sich auch mal Begeisterung: Die Stiftung Gartenreich in Wörlitz hatte nach kundigen Führungen an einem Denkmal-Tag eine Million Euro mehr Fördergeld auf der Habenseite.

Vielleicht winkt dieses Schicksal der Steinbrücke aus dem 16. Jahrhundert in Weinstadt-Großheppach? Teilweise wurde sie wieder freigelegt, nachdem sie im 20. Jahrhundert zugeschüttet wurde. Dabei ist sie die älteste Brücke im Rems-Murr-Kreis.

Rundfahrt in Ludwigsburg

Die Qual der Wahl gibt es dagegen in Ludwigsburg, deshalb wird dort gleich eine Rundfahrt angeboten. Viele Brücken gibt es auch in Esslingen. Denkmalpfleger stellen sie in einem Rundgang vor, erzählen dabei von deren Entstehung. Über die Aufbereitung von Sand informiert in Sindelfingen die Besichtigung des Gewerbebetriebs Körner. Aber die Region rund um Stuttgart hat natürlich noch viel mehr zu bieten.