Der Tag des Wassers macht in diesem Jahr auf das schnelle Schrumpfen der Gletscher aufmerksam. In Leonberg wird informiert.
Sie speichern 70 Prozent des Süßwasservorkommens der Erde und speisen Flüsse, Seen und das Grundwasser - es sind die Gletscher. Aber durch unsere verantwortungslose Lebensweise bringen wir sie zum Schmelzen. Da kommt es nicht von ungefähr, dass der von den Vereinten Nationen 1992 initiierte jährliche Tag des Wassers am Samstag, 22. März, aktuell unter dem Motto „Glacier Preservation“ („Erhalt der Gletscher“) steht. Er soll bewusst machen, wie wichtig Gletscher für ein funktionierendes Ökosystem sind, denn durch den Klimawandel schmelzen sie immer schneller – mit erheblichen Folgen für die Trinkwasserversorgung.
„Die Gletscher schmelzen schneller als je zuvor, dabei sorgten diese dauerhaften Eismassen bislang für einen verzögerten Abfluss der Niederschläge über den Gebirgen in Flüsse und Seen“, sagt Elke Meller, die ehemalige Kaufmännische Abteilungsleiterin des städtischen Wasserwerks Leonberg. Sie ist seit vielen Jahren die Botschafterin des Weltwassertages vor Ort. Auch sonst beschäftigt sie das Thema reines Trinkwasser, ihre Vorträge über Wasser als Elixier des Lebens beinhalten fast ein Dutzend unterschiedliche Themen.
Gletscherschmelze und die Folgen
Sterben Gletscher – in den letzten Jahrzehnten haben sie in den Alpen die Hälfte ihres Volumens verloren –, verändert sich die Abflussmenge: In Monaten mit vielen Niederschlägen kommt es zu Überschwemmungen, im Sommer führen Flüsse weniger Wasser. „Während der Planet immer heißer wird, schrumpft unsere gefrorene Welt, was den Wasserkreislauf unvorhersehbarer macht“, warnt Elke Meller.
Über die Landesversorgung werden rund drei Millionen Menschen in Baden-Württemberg und Bayern aus dem Grundwasservorkommen der Schwäbischen Alb versorgt. Ein Teil wird außerdem der Donau entnommen – das ist letztlich Gletscherwasser. Ein Großteil der Menschen in Baden-Württemberg sind derweil in der glücklichen Lage, beim Trinkwasser nicht auf Gletscher angewiesen zu sein – sie haben ihr Wasser aus dem Bodensee. 320 Städte und Gemeinden mit rund vier Millionen Einwohnern werden so versorgt. Dessen Trinkwassermenge wird sich für die Bodensee-Wasserversorgung (BWV) durch die Gletscherschmelze wenig verändern, denn der Bodensee gilt als üppiger Ganzjahreswasserspeicher.
Doch auch auf ihn hat der Klimawandel starke Auswirkungen. Um sich zu erneuern, muss sich Wasser durchmischen. Doch BWV-Experten haben festgestellt, dass das immer unregelmäßiger geschieht. Das hängt damit zusammen, dass die durchschnittliche Lufttemperatur über dem Bodensee in den vergangenen 30 Jahren um 1,3 Grad Celsius, die Oberflächenwassertemperatur um 1,2 Grad Celsius gestiegen ist. Diese Erwärmung hält die Wasserschichten stabil und erschwert die notwendige Durchmischung im Winter. Diese ist jedoch essenziell für den Sauerstoffgehalt des Tiefenwassers und die physikalischen und chemischen Prozesse in der Tiefe.
Gefahr für Gemeinschaften und Ökosysteme
Der Klimawandel macht nicht nur Gletschern, Flüssen und Seen zu schaffen. Durch steigende Temperaturen verdunstet mehr Wasser, als über Niederschläge fällt. Das kann die Trinkwasserneubildung im Grundwasser um bis zu 50 Prozent sinken lassen. Ortsnahe Brunnen und Quellen versiegen im Sommer. Somit kann die Versorgung der Bevölkerung in Trockenperioden stark beeinträchtigt werden.
„Vor diesem Hintergrund heißt es, die Treibhausgase zu reduzieren, um den Gletscherrückgang zu verlangsamen und das Schmelzwasser nachhaltiger zu bewirtschaften“, sagt Elke Meller. Durch den Rückgang der Eismassen der Gletscher seien unzählige Gemeinschaften und Ökosysteme von der Zerstörung bedroht.
Weltwassertag in Leonberg
Engelbergturm
Anlässlich des Weltwassertages ist am Sonntag, 23. März, von 15 bis 17 Uhr, der Engelbergturm geöffnet. Er wurde 1928 als Wasserspeicher vorwiegend für den benachbarten ehemaligen Golfplatz gebaut. In Kooperation mit dem NABU Leonberg und dem Schwäbischen Albverein wird das gesamte Engelberggelände vorgestellt.
Führung
Noch mehr erfahren Interessierte auf einer geführten Tour. Aber 14.30 Uhr erzählt Ingeborg Hertig „Geschichte(n) rund um den Engelbergturm“. Treffpunkt ist am Eingang des Turms, Kosten: 5 Euro.