Alen Mokos aus Stuttgart-Degerloch hat zwei Töchter und betreut als Tagespapa zusammen mit seiner Frau fünf weitere Kinder. Warum hat sich das Paar für diesen Beruf entschieden?

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Degerloch - Ein großer Baum ziert die Zimmerwand. Daran hängen Äpfel und Birnen aus rotem, gelbem und orangem Papier. Aus den Früchten lachen dem Betrachter Früchtchen entgegen. Es sind die Kinder, die Alen Mokos und seine Frau in ihrem Haus in Degerloch schon betreut haben oder noch betreuen. Denn das Ehepaar hat einen besonderen Job: Sie sind Tagesvater und Tagesmutter, bieten also sozusagen eine Kindertagesstätte im kleinen, privaten Rahmen bei sich zu Hause an.

 

Eigentlich war das nie ihr Berufswunsch. Alen Mokos ist gelernter Maler und Lackierer, seine Partnerin hatte zuletzt als Bankkauffrau eine Führungsposition. Beide waren beruflich so eingespannt, dass sie befürchteten, für eigene Kinder keine Zeit zu haben. Die wollten sie aber unbedingt haben. „Also haben wir gemeinsam überlegt, was wir tun können“, erinnert sich Mokos. Ihre Lösung war die Kindertagespflege. Das Ehepaar informierte sich im Internet und fand letztlich den Verein Tagesmütter und Pflegeeltern Stuttgart. Ein Jahr lang dauerte die Schulung, die das Ehepaar gemeinsam absolvierte und die Voraussetzung für die Eröffnung einer Kindertagespflege ist.

Mit einem Zwillingspärchen eröffnete das Kinderhaus Aladin

Parallel dazu bauten die beiden Degerlocher ihr Eigenheim um. Das Schlafzimmer wurde zum Gruppenraum, das Gästezimmer zum Ruheraum für die Kleinen. Im Flur hängt eine Garderobe, wie man sie aus Kindergärten kennt: mit Haken, Mützenfach und Schuhablage. Im Bad gibt es vor dem Waschbecken ein Podest, dass die Kleinen herausziehen und erklimmen können, damit sie an den Wasserhahn gelangen. Und draußen im Garten hat Alen Mokos einen Kletterturm mit Rutsche und Schaukel gebaut.

2015 kamen die ersten Kinder, ein Zwillingspärchen, in das neu eröffnete Kinderhaus Aladin. Die Lebensplanung der Familie Mokos ging auf. 2016 wurde die erste Tochter geboren. Und als sie ein Jahr alt war, „sind meine Frau und ich als Tageseltern richtig durchgestartet“. Mittlerweile besucht die erste Tochter den Naturkindergarten auf der Jugendfarm Möhringen. Ihre kleine Schwester erblickte Ende 2018 das Licht der Welt. Sie wird zu Hause von den Eltern betreut, zusammen mit fünf „fremden“ Kindern.

Neid und Eifersucht gibt es kaum

Doch wie ist es für den eigenen Nachwuchs, wenn ständig andere Kinder im Haus sind, wenn er Mama und Papa den ganzen Tag teilen muss und sein Spielzeug selten für sich hat? „Natürlich gibt es mal Streit. Aber den gibt es überall“, sagt Alen Mokos. Letztlich würden seine beiden Töchter da hineinwachsen. „Sie kennen es nicht anders“, sagt der Familienvater. Und die allermeiste Zeit würden alle Kinder einfach nur schön zusammen spielen – ohne Eifersucht und Neid.

Die Betreuung bei Tageseltern hat viele Vorteile. Die Öffnungszeiten sind vergleichbar mit denen normaler Kindertagesstätten. Bei den Aladin-Kids werden die Mädchen und Jungen zum Beispiel bei Bedarf von 8 bis 16 Uhr betreut. Sie bekommen jeden Tag ein frisch gekochtes Mittagessen. „Die älteren Kinder helfen auch mal beim Schnippeln oder machen Pizzateig“, erzählt Alen Mokos. Die Atmosphäre ist familiär, die Betreuung flexibler. Die Kosten sind mit denen in städtischen Kitas vergleichbar und betragen fürs erste Kind 6,50 Euro pro Stunde.

Der Verdienst ist ein Wermutstropfen

Entsprechend groß ist das Interesse. Im Sommer, kurz vor Beginn des neuen Kindergartenjahres, hat das Ehepaar Mokos traditionell um die 20 Kinder auf der Warteliste – ganz ohne Werbung. Wer bekommt dann den Platz? „Das entscheiden wir nach Sympathie. Das ist ein Bauchgefühl“, antwortet der Tagesvater. Wichtig sei, dass die Eltern der zu betreuenden Kinder sich wohlfühlen. „Sonst fällt es den Kindern schwer, sich bei uns einzugewöhnen.“ Bis auf eine einzige Ausnahme habe das auch immer geklappt.

Alen Mokos hat seinen Traumberuf gefunden. „Ich würde diese Entscheidung jederzeit wieder so treffen“, sagt der 43-Jährige. Einen Wermutstropfen gebe es aber. „Meine Frau und ich haben jetzt weniger Geld zur Verfügung als früher.“ Als Tagesvater gelte man zwar als Freiberufler und müsse selbst seine Sozialabgaben entrichten. Seinen Stundenlohn dürfe man aber nicht selbst festlegen. Es sei eine Aufgabe der Politik, das zu ändern, findet Mokos.