Kreisweit leben drei Viertel aller Menschen, die Unterstützung benötigen, zuhause. Die Tagespflege bietet ihnen Gemeinschaft – für Angehörige bringt das Angebot eine Entlastung.

Kreis Ludwigsburg - Die Räume sind lichtdurchflutet hell, das Mobiliar technisch modern – doch wo es möglich ist, am Design von längst vergangenen Tagen orientiert. Die Tagesgäste sollen sich schließlich wohlfühlen. Und das gelingt auch dadurch, dass sie sich an alte Zeiten erinnern. In der neuen Tagespflege in der Ditzinger Kernstadt ist Platz für zwölf Gäste. „Das ist die Regelgröße“, sagt Ulrich Bahmer über Einrichtungen dieser Art. Er ist Geschäftsführer der Sozialstation Ditzingen, kurz So.Di. Das Tochterunternehmen der Stadt verantwortet das Angebot im Ort, das, so Bahmer, schon vor einen Vierteljahr hätte gemacht werden können – wenn sich denn Handwerker gefunden hätten. So fehlte unter anderem die aus Brandschutzgründen erforderliche Fluchttreppe.

 

Versorgungslücke soll geschlossen werden

Die Tagespflege soll die Versorgungslücke schließen zwischen ambulanten und stationären Pflegeangeboten. Pflegebedürftige, die zuhause wohnen, werden hier tageweise versorgt. Grundsätzlich nicht aufgenommen werden bettlägerige Menschen und Personen, die an besonders schweren psychischen Störungen leiden. In der neuen Tagespflege sind vier Pflegefachkräfte tätig, dazu Betreuungs-, Hauswirtschafts- und Reinigungskräfte, außerdem fünf Fahrer. Sie sind dafür verantwortlich, die Tagesgäste zuhause abzuholen und sie wieder heim zu bringen.

Die Einrichtung ist nicht die einzige in Ditzingen. In Hirschlanden gibt es 13 weitere Plätze. Kreisweit wurden vergangenes Jahr 259 gezählt, in diesem Jahr soll das Angebot auf 397 ausgebaut werden. Allerdings steigt der Bedarf weiter. Der Kreispflegeplan geht bis zum Jahr 2025 von 450 Tagespflegeplätzen aus. Ausweislich dieses Planungsinstruments besteht laut dem Landkreis „Handlungsbedarf für einen Ausbau“ in Freiberg am Neckar, Kornwestheim, Ludwigsburg, Tamm und Vahingen/Enz. Basis für die Überlegung sind kleinräumige, dezentrale Angebote.

Wohnortnahe Angebote

Die Plätze sollen nicht mehr als 15 Kilometer vom Wohnort der Tagespflegegäste entfernt sein. Grundlage für die Bedarfsanalyse ist die Bevölkerungsentwicklung. „Entwicklungstrends zeigen die überproportionale Zunahme von hochbetagten, älteren Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen mit Demenz sowie Menschen mit höherem Pflegegrad“, heißt es im Landratsamt. Für den Kreis Ludwigsburg wird davon ausgegangen, dass in sechs Jahren die Zahl der 85- bis 90-Jährigen um fast 60 Prozent ansteigt im Vergleich zu 2015. Die Gruppe der über 90-Jährigen wachse um die Hälfte.

Die Tagespflegeplätze im Kreis Ludwigsburg sind allerdings nicht für bestimmte Zielgruppen ausgerichtet, es gibt laut dem Landkreis also keine spezifische Einrichtung etwa für Menschen mit Demenz oder schwer Pflegebedürftige. Das bedeutet im Umkehrschluss etwa auch für die Ditzinger Einrichtung, dass sie für Gäste mit Demenz, die häufig den Drang verspüren, fortzugehen, entsprechend gesichert sein muss.