Jahrelang berichtete er als Korrespondent aus aller Welt – am Montag gibt Thomas Roth sein Debüt als Anchorman der „Tagesthemen“ in der ARD. Der 61-jährige will, zusammen mit seinen Kollegen, die Nachrichtensendung weiter entwickeln

Stuttgart – - Jahrelang berichtete er als Korrespondent aus aller Welt – am 5. August gibt Thomas Roth um 21.20 Uhr sein Debüt als Anchorman der „Tagesthemen“ in der ARD. Der 61-jährige Journalist sieht sich als Teamplayer und will, zusammen mit seinen Kollegen, die Nachrichtensendung weiter entwickeln.
Herr Roth, mussten Sie lange nachdenken, bevor Sie den Job angenommen haben?
Natürlich brauchte ich einen Moment um innezuhalten, es ist ja eine komplette Veränderung meines beruflichen Lebens. Aber dann habe ich sehr schnell mit großer Freude zugesagt. Den Ruf zu den ,Tagesthemen’ kann man einfach nicht überhören.
Sind Sie aufgeregt?
Eine gewisse Spannung verspüre ich schon, ganz klar. Es ist eine neue Aufgabe, auf die ich mich natürlich außerordentlich freue, aber es ist sicher keine leichte Aufgabe. Ich habe jedoch so viel Selbstvertrauen, dass ich glaube, dass ich das ganz gut hinkriegen werde – jedenfalls werde ich mich bemühen.
Sie sagen, dass der Job keine leichte Aufgabe ist. Wo liegen die Schwierigkeiten?
Die liegen in der Natur einer solchen Sendung, die sich ja bis in eine laufende Ausgabe hinein noch verändern kann, wenn es aktuelle Entwicklungen gibt. Das heißt, man braucht immer eine hohe Konzentration und eine gute Vorbereitung auf alle aktuellen Themen. Aber ich bringe viel Erfahrung als Korrespondent mit, so dass ich mich eigentlich ganz gut gewappnet fühle.
Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger Tom Buhrow?
Wissen Sie, ich bin ein Teamplayer. Ich glaube, dass das Team und ich die Sendung gemeinsam ein Stück weiter entwickeln werden, wie das im Lauf der Jahre ja stets der Fall war. Auch bei Tom Buhrow, der den Job meiner Ansicht nach hervorragend gemacht hat. Jede Nachrichtensendung ist dynamisch und passt sich da oder dort immer wieder etwas an. Aber ich ganz sicher nicht jemand, der von außen etwas diktieren möchte. Ich freue mich auf den Prozess im Team, und zu welchem Ergebnis wir dann kommen, ob und wie wir die Sendung verändern, werden wir sehen.
Man könnte sich ja aber durchaus vorstellen, dass Sie als langjähriger Korrespondent in verschiedenen Weltregionen vor allem der Auslandsberichterstattung verpflichtet sind.
Da bringe ich zumindest viel Erfahrung mit, weil ich in vielen Ländern gelebt habe, in denen sich zum Teil Historisches entwickelt hat. Ich weiß, wie sich Russland anfühlt, ich kenne die Länder der früheren Sowjetunion, ich habe eine gute Vorstellung vom Leben in den Vereinigten Staaten und bin auch in Afrika viel gereist. Diese Erfahrung wird meine Moderation beeinflussen.
Sie kennen auch viele Staatsmänner persönlich, etwa Wladimir Putin . . .
Das hilft mir sicherlich weiter, auch meine fünf Jahre als Chefredakteur des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin. Ich hatte das Glück, die Bundeskanzlerin und ihren Vorgänger Gerhard Schröder interviewen zu dürfen, das kann ich alles mit einbringen. Und ich freue mich jetzt schon, die Protagonisten des Bundestagswahlkampfs in den „Tagesthemen“ interviewen zu dürfen.
Tom Buhrow hat sich in seinen letzten „Tagesthemen“ mit einem Fontane-Zitat verabschiedet. Planen Sie etwas Besonderes für Ihre erste Sendung?
Ich mache mir natürlich Gedanken, insbesondere für das Ende der Sendung – aber ich muss Sie leider vertrösten, vor der ersten Moderation werde ich nichts verraten.
Dürfen Sie als Anchorman der „Tagesthemen“ eigentlich Ihren Schnauzbart behalten oder müssen Sie den abrasieren?
Natürlich nicht. Das ist ja das Schöne am deutschen Fernsehen, dass solche Dinge keine Rolle spielen. Ich bin wie ich bin, ich sehe so aus wie ich aussehe, und ich habe immer so berichtet wie ich es getan habe. Genau deshalb habe ich den Ruf zu den „Tagesthemen“ erhalten, und genauso werde ich mich den Zuschauern auch vorstellen. Also: der Bart bleibt dran (lacht).
Nach Jahrzehnten als Weltenbummler für die ARD übernehmen Sie jetzt einen Studiojob in Hamburg. Ist Ihnen gar nicht mulmig angesichts der großen Umstellung?
Mulmig ist mir nicht. Ich war zwar sehr gerne in New York, da fällt mir der Abschied natürlich nicht leicht. Aber das war in meiner Laufbahn als Korrespondent schon öfter so. Der Abschied aus Johannesburg nach Moskau ist mir damals auch nicht leicht gefallen, ich war Korrespondent in einer bewegten Zeit, als Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen wurde. Aber dann erlebte ich auch in Moskau eine außerordentlich spannende Entwicklung. Danach ging es nach Berlin und nach New York, und jetzt kommt Hamburg. Das ist Teil meiner Heimreise in das Land, aus dem ich komme, und auf diese Heimreise freue ich mich außerordentlich.