Wie beeinflusst der Klimawandel Wirbelstürme wie den verheerenden Taifun Haiyan auf den Philippinen? Auf diese Fragen antworten Wissenschaftler mit zwei unterschiedlichen Theorien.

Stuttgart - Beim Auftreffen auf das Land könnte der Taifun Haiyan der stärkste Wirbelsturm gewesen sein, der bisher gemessen wurde. Das vermutet der Klimaforscher Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Pünktlich vor Beginn der UN-Klimakonferenz in Warschau hat die Katastrophe auf den Philippinen wieder einmal gezeigt, dass gerade die ärmeren Länder besonders stark von extremen Wetterlagen gebeutelt werden. Allerdings war das Zusammentreffen purer Zufall. Schließlich orientiert sich das Wetter nicht am Terminkalender der UN. Vor allem aber haben die Forscher keine Beweise, dass der Klimawandel tropische Wirbelstürme anheizt, die dann häufiger die Küsten Asiens, der Karibik oder des Golfs von Mexiko verwüsten könnten.

 

Für solche Beweise ist das Wettergeschehen in einem solchen Sturm einfach zu kompliziert. Die Keimzelle für den Monstersturm liegt irgendwo in einem tropischen Gewässer. Dort hat die Sonne das Wasser auf mehr als 26 Grad Celsius aufgewärmt. Ähnlich einer Heizplatte mit einem Suppentopf oben drauf verdampft der warme Ozean jede Menge Wasser. Die feuchte Luft steigt nach oben und kühlt dort wieder ab. Kühlere Luft aber kann nicht so viel Wasser tragen, ein Teil der Feuchtigkeit kondensiert aus. Erst bilden sich Wolken, bald Gewitter. Wärme allein aber genügt nicht, sonst müssten die Wirbelstürme ja im Sommer täglich entstehen. Manchmal aber gibt es hoch oben in der Atmosphäre eine Art Tiefdruckgebiet, das mit den Höhenwinden langsam nach Westen wandert. Statt die Feuchtigkeit an Ort und Stelle in Form eines kräftigen Gewitters wieder ins Meer fallen zu lassen, wandert die feuchte Luft so über Meeresregionen, in denen die Tropensonne weiteres Wasser verdampft. Von außen strömt jetzt kräftig frische Luft auf das Zentrum des entstehenden Sturms zu und ersetzt die aufsteigende Warmluft. Ähnlich wie bei einem Wasserstrudel zwingt die Drehung der Erde um ihre eigene Achse diesen Luftstrom und die Gewittertürme, gegen den Uhrzeigersinn um das Zentrum des Taifuns zu kreisen.

Starke Wirbelstürme werden noch stärker

Je weiter dieser neu geborene Sturm wandert, umso mehr Energie und Feuchtigkeit pumpt die Tropensonne hinein, umso schneller wirbeln die Luftmassen um das Tiefdruckgebiet. Und weil Haiyan von Ost nach West zog, kam diese Bewegung noch zu dem im Norden Richtung Westen tobenden Sturmwinden dazu. Dort lagen die Windgeschwindigkeiten dann bei weit mehr als 300 Kilometer in der Stunde.

„Der extrem tiefe Luftdruck in einem Taifun zieht das Wasser zu einer Art Flutberg in die Höhe, diese meterhohe Welle treibt der Sturm vor sich her“, sagt der DWD-Meteorologe Gerhard Lux. Trifft der Wirbelsturm dann wie Haiyan auch noch auf eine flache Küste, bremst das Land Wind und Wellen nur wenig, die Katastrophe trifft das Land mit Wucht. Das erklärt die verheerenden Verwüstungen auf den Philippinen.

Wie aber beeinflusst der Klimawandel Wirbelstürme? Marotzke tut sich mit einer Antwort schwer. Wird es wärmer, sollte auch das Meer wärmer werden und kann so mehr Energie in Taifune oder Hurrikans pumpen. Andererseits dürfte auch die Atmosphäre in fünf bis zehn Kilometern Höhe mit dem Klimawandel wärmer werden. Hurrikan aber lieben dort oben kalte Luft und würden so schwächer. Auch könnten die Winde in fünf Kilometer Höhe sich ändern. Diese Scherwinde aber können die bis zu zehn Kilometer hohen Wolkentürme zerfleddern, bevor der Sturm so richtig in Schwung kommt. Welcher Effekt überwiegt, entscheiden auch die Klimamodelle nicht eindeutig. Allenfalls deuten sie an, dass in Jahrzehnten im Westen des Atlantiks und Pazifiks Wirbelstürme zwar nicht häufiger wüten, aber besonders starke wie Haiyan noch stärker werden könnten.