Was der Trainer Markus Weinzierl mit dem Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart taktisch plant – auch mithilfe der beiden Winterzugänge Alexander Esswein und Steven Zuber.

Sport: Gerhard Pfisterer (ggp)

Stuttgart - Vielleicht ist es ja ein gutes Omen. Nach ihrer starken Rückrunde der Vorsaison waren die Fußballer des VfB Stuttgart während ihrer Testspielserie im Sommer als einziger Bundesligist ohne Niederlage ausgekommen – und in den Pflichtbegegnungen danach erst einmal ziemlich erfolglos. Nach ihrer schwachen Hinrunde dieser Saison sind die Stuttgarter in beiden Vorbereitungspartien des Winter-Trainingslagers in La Manga ohne Sieg geblieben – ob es dafür nun in der Liga umgekehrt läuft, wird sich am Samstag (15.30 Uhr) zum Auftakt der Rückrunde gegen den FSV Mainz 05 zeigen.

 

Die VfB-Profis haben in Spanien intensiv trainiert, um ihre Defizite aufzuarbeiten. Der Schwerpunkt lag auf mannschaftstaktischen Abläufen. Das größte Manko im Spiel war in der Hinrunde ja die fehlende Kompaktheit, bedingt durch Mängel in der kollektiven Bewegung des Teams und die daraus resultierenden zu großen Abstände. Bei den Testspielen in La Manga gegen den FC Utrecht (2:3) und gegen Cercle Brügge (2:2) war zu erkennen, dass das konsequente Nachrücken noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass aber Fortschritte da sind.

Ohne Pavard ist die Viererkette Pflicht

Was die Grundordnung angeht, ist Markus Weinzierl grundsätzlich nicht starr festgelegt. In der Hinrunde bot er in der Abwehr mal eine Viererkette auf, mal eine Fünferkette mit drei Innenverteidigern. Solange Benjamin Pavard (Muskelbündelriss im Oberschenkel) ausfällt, wird der VfB mit vier Mann in der Verteidigungsreihe auflaufen – im Training und den beiden Partien im Trainingslager studierte der Coach auch keine andere Variante ein. Ob es dann auf ein 4-1-4-1 hinausläuft oder ein 4-2-3-1, jeweils mit Mario Gomez als einziger Sturmspitze, bleibt abzuwarten.

„Ich glaube nicht, dass die Grundordnung entscheidend ist, sondern die Art und Weise – immer nach vorne zu verteidigen, da nicht passiv zu sein“, sagt Markus Weinzierl. Das ist das, was er seiner Mannschaft in La Manga einzuimpfen versucht hat.

In den Trainingseinheiten hat er viel Wert auf das Einstudieren von Pressing in verschiedenen Formen gelegt. Aktiv werden dabei bestimmte Bereiche des Feldes verengt, um den ballführenden Gegner zu Fehlern zu zwingen und den Ball zu erobern. „Druck, Druck, Druck“, rief der Trainer seinen Spielern immer wieder zu. Das gehört zu seiner Idee von Fußball dazu. Die abwartende Haltung, mit der er die Mannschaft in der Hinrunde bisweilen aus reinem Pragmatismus antreten ließ, passt nicht zu seinem Trainernaturell.

Die Winterzugänge Alexander Esswein und Steven Zuber sind zwei Spieler, die genau in sein Schema passen. Wucht ist ein Wort, das bei Markus Weinzierl im Zusammenhang mit seiner Spielidee immer wieder fällt – und im Zusammenhang mit den beiden Leihspielern von Hertha BSC und 1899 Hoffenheim. „So Spielertypen wie Esswein und Zuber können wir im Kader brauchen. Beide sind für unsere Situation gute Verstärkungen“, sagt der VfB-Coach.

Warum, ist einfach erläutert. Als „Vollgasfußballer“ bezeichnet Mario Gomez die beiden Neuen. Sie bringen Tempo und Robustheit mit, zwei entscheidende Voraussetzungen, um Wucht zu entfalten. Im Pressing – und dann nach Ballgewinn in den Umschaltmomenten. Die zwei Zugänge für die offensiven Außenbahnen sollen mit Geschwindigkeit vorstoßen, dem Stuttgarter Spiel Tiefe geben und die Unordnung in der gegnerischen Defensive nach Ballgewinnen flugs ausnutzen. „Ich glaube, dass so Spielertypen wie Esswein und Zuber uns helfen werden, auch Gomez besser in Szene zu setzen und in Kontersituationen zu kommen“, sagt Markus Weinzierl. „Es ist die Aufgabe, mehr Wucht zu entwickeln. Da kommt eins zum anderen. Wenn du mutig bist in der Balleroberung, hast du Umschaltmomente und dann auch mehr Abschlusssituationen.“

Weinzierl wünscht sich mehr Offensivgeist

Auch am Aufbauspiel hat der 44-Jährige aus Straubing gefeilt, das Coaching hat der Mann dabei wie bei den Pressingübungen höchstpersönlich übernommen. Chefsache. Markus Weinzierl wünscht sich und fordert mehr Mut beim strategischen Aufziehen der Angriffszüge aus der Abwehr heraus – das hat er in den Tagen von La Manga immer wieder mit energischen Appellen klargemacht. „Dass ich in der Hinsicht ein bisschen lautstärker bin, liegt an der Kürze der Zeit bis zum ersten Spiel. Da müssen wir alles nutzen und uns klar im Aufbauspiel steigern“, sagt Markus Weinzierl und erläutert: „Dazu ist es wichtig, dass die Sechser spielstark sind beziehungsweise sich zeigen und von hinten heraus kreativ sind und die Innenverteidiger sich auch was zutrauen. Das war mir wichtig, deshalb haben wir da viel Wert drauf gelegt.“

Und was für einen VfB dürfen die Fans dann letztlich am Samstag gegen den FSV Mainz 05 erwarten? „Einen, der auf Sieg spielt und die Zuschauer mitnimmt“, sagt Markus Weinzierl. Er verspricht dazu „Engagement und offensive Bewegungen, dass wir uns nicht hinten reinstellen“. Er merkt aber auch an, dass es auf die richtige Balance in der Ausrichtung ankommt, und wünscht sich mal wieder ein Führungstor: „Es muss generell klar sein, dass wir nicht ständig einen Rückstand aufholen und hinterherlaufen können, das war auch eine Problematik in den letzten Wochen.“ Doch die sollen Geschichte sein, gerade auch aus mannschaftstaktischer Sicht.