Talent des VfB Stuttgart bei EM der U 21 Nutzt Mateo Klimowicz seine unverhoffte Chance?

Offensivtalent mit riesigem Potenzial: Mateo Klimowicz vom VfB Stuttgart Foto: Baumann

Bei der U-21-Europameisterschaft betritt Mateo Klimowicz mit der deutschen Auswahl erstmals die internationale Bühne. Beim VfB Stuttgart drücken sie dem 20-Jährigen die Daumen – auch im ganz eigenen Interesse.

Szekesfehervar/Stuttgart - Es sind trotz aller Widrigkeiten ausnahmslos gute Nachrichten, die aus Szekesfehervar, der einstigen Krönungsstadt der ungarischen Könige, nach Deutschland dringen. Prächtig sei die Stimmung in der deutschen U-21-Nationalmannschaft, komfortabel das Teamhotel am Ufer des Velencer Sees, groß die Vorfreude auf die Europameisterschaft. Das jedenfalls berichtet Bundestrainer Stefan Kuntz vor dem „mit Abstand ungewöhnlichsten Auftakt einer EM“.

 

„Besondere Zeiten, besonderes Team“ – so lautet das Motto der deutschen Mannschaft, die an diesem Mittwoch (21 Uhr/Pro Sieben), nur zwei Tage nach der Ankunft in Ungarn und damit ohne jegliche Vorbereitung, mit dem Spiel gegen den Gastgeber in die EM-Endrunde startet. Ungewöhnlich sind tatsächlich nicht nur die Umstände der Gruppenphase, die wegen der Coronapandemie vorverlegt und von der K.-o.-Runde getrennt wurde. Gewöhnungsbedürftig ist auch der Kader des DFB-Teams, in dem der Großteil der Talente noch auf den Durchbruch wartet und der prominenteste Akteur vom VfL Wolfsburg kommt und Ridle Baku heißt. Jede Menge Jungstars gibt es in der Bundesliga – doch sind zum Bedauern des DFB die wenigsten von ihnen Deutsche.

Lesen Sie hier: Bei der U-21-EM sind 13 Profis aus deutschen Ligen dabei

Kein Wunder also, dass Stefan Kuntz kurzfristig in dem erst 16-jährigen Youssoufa Moukoko von Borussia Dortmund nicht nur den jüngsten Spieler in der Geschichte der deutschen U 21 nominiert hat – sondern auch einen Mann, der vor gut 20 Jahren in mehr als 11 000 Kilometern Entfernung zur Welt gekommen war: Mateo Klimowicz aus dem argentischen Cordoba, der als Sohn des langjährigen Bundesligastürmers Diego Klimowicz auch einen deutschen Pass besitzt.

Mateo Klimowic könnte auch noch für Argentinien spielen

Der Jungprofi des VfB Stuttgart musste nicht lange überlegen, ob er die Einladung annehmen und das DFB-Trikot tragen soll. Denn einerseits sind Einsätze in einem Junioren-Auswahlteam nicht mit dem Automatismus verbunden, anschließend für keine andere Nation mehr spielberechtigt zu sein – diese Festlegung erfolgt erst in der A-Nationalmannschaft. Andererseits bietet sich Mateo Klimowicz bei der U-21-EM die große Chance, sich zum ersten Mal auf der internationalen Bühne präsentieren und gleichzeitig weitere Erfahrung und Spielpraxis sammeln zu können. Davon soll nicht nur er selbst, sondern auch sein Club profitieren. „Wir freuen uns für ihn, denn das wird seinem Selbstvertrauen gut tun“, sagt VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo.

Lesen Sie hier: Unser Newsblog zum VfB Stuttgart

Mateo Klimowicz, beim VfB „Teto“ genannt, hat es schon weit gebracht, seit er im Sommer 2019 seine argentinische Heimat verließ und für eine Ablöse von 1,6 Millionen Euro von Instituto AC Cordoba nach Stuttgart wechselte. Hart mag das erste Lehrjahr in der zweiten Liga gewesen sein, in dem er es bei den Profis nur auf insgesamt 131 Einsatzminuten gebracht hatte. Nach dem Aufstieg aber stand er in jedem der bislang 26 Bundesligaspiele im VfB-Kader und kam 21 Mal auch zum Einsatz, neunmal von Beginn an. „Alleine daran sieht man schon, was für einen großen Entwicklungsschritt er gemacht hat“, sagt Sven Mislintat.

„Ein Spielertyp wie Marco Reus, Maximilian Philipp oder Andrej Kramaric“

Als „Spielertyp wie Marco Reus, Maximilian Philipp oder Andrej Kramaric“ hat der VfB-Sportdirektor den Hochbegabten einmal bezeichnet – doch weiß Mislintat auch: Sein riesiges Potenzial, über das die Mitspieler regelmäßig im Training staunen, hat Mateo Klimowicz bislang erst in einigen Ansätzen zur Entfaltung bringen können. Der 1,79 Meter große Rechtsfuß bringt alles mit, was ein erfolgreicher Offensivspieler benötigt: Er ist schnell, beweglich und dribbelstark, herausragend sind seine Technik, sein Spielverständnis, sein Raumgefühl und sein Torschuss. Allerdings: So wichtig wie das Talent und die Beine ist im Profifußball der Kopf.

Lesen Sie hier: Warum Ex-VfB-Trainer Hannes Wolf in Leverkusen eine weitere Chance bekommt

Mateo Klimowicz wäre wohl schon jetzt noch weiter, würde er im Spiel ruhiger bleiben und einfach weitermachen, wenn ein Pass oder Dribbling misslingt, würde er nicht hadern, wenn der Ball nicht im Tor landet, sondern wieder einmal nur am Pfosten oder der Latte. „Er muss lernen, mit Fehlern besser umzugehen, diese schneller abzuhaken und nach misslungenen Aktionen bei hundert Prozent Energie zu bleiben“, sagt Pellegrino Matarazzo, sein großer Förderer.

Dass dieser nächste Schritt und damit der große Durchbruch nur eine Frage der Zeit ist, davon sind sowohl der Trainer als auch der Sportdirektor felsenfest überzeugt. Sven Mislintat sagt: „Die Frage ist nicht, ob er das schafft, sondern nur wann.“

Weitere Themen