Der FC Bayern zeigt großes Interesse an Joshua Kimmich. Der 19-Jährige ist derzeit vom VfB Stuttgart an RB Leipzig ausgeliehen. Diese Personalie dürfte weit oben auf der Liste des neuen VfB-Sportvorstands Robin Dutt stehen.

Stuttgart - Ein paar Tage der Ruhe schaden selten, auch nicht nicht bei einem jungen Mann wie Joshua Kimmich. Sehr viel ist zuletzt passiert im Leben des 19-Jährigen, der im Sommer U-19-Europameister wurde, mit RB Leipzig seither um den Aufstieg in die Bundesliga kämpft und nebenbei im vergangenen Oktober in der deutschen U-21-Nationalmannschaft debütiert hat. Seine Profikarriere hat also ordentlich Fahrt aufgenommen – schon bald aber könnte es für Joshua Kimmich erst so richtig aufregend werden.

 

Nach StZ-Informationen hat der große FC Bayern München den 1,66 Meter kleinen Mittelfeldspieler ins Visier genommen und verhandelt bereits über eine mögliche Verpflichtung. Unter dem Trainer Pep Guardiola, einem erklärten Förderer des Nachwuchses, und dem neuen Technischen Direktor Michael Reschke, der von Bayer Leverkusen kam und für die Kaderplaung der Münchner zuständig ist, hat beim Rekordmeister ein Umdenken stattgefunden: Mittlerweile fahnden die Bayern nicht mehr nur nach den internationalen Topstars, sondern auch sehr intensiv nach den besten Perspektivspielern im eigenen Land. Einer davon ist Joshua Kimmich. Er könnte im Sommer den Platz des Dänen Pierre-Emile Hjöjberg (19) übernehmen, der den Durchbruch bisher nicht geschafft hat und vor dem Abschied steht.

Bei Bobic keine Perspektive

Bis 30. Juni läuft das zweijährige Leihgeschäft, dass der VfB mit RB Leipzig abgeschlossen hat. Gegen eine Entschädigung von 750 000 Euro können die Stuttgarter Kimmich zurückholen, andernfalls würde sich sein Vertrag in Leipzig um weitere zwei Jahre verlängern. Viel spricht dafür, dass der VfB diese Option zieht – sehr fraglich ist allerdings, ob Kimmich anschließend wirklich in Stuttgart spielen wird. Nur sehr begrenzt, so heißt es in Leipzig, sei sein Willen, zum VfB zurückzukehren. „Wir führen momentan intensive Gespräche“, sagt der VfB-Sportdirektor Jochen Schneider: „Es gibt für ihn viele Interessenten im In- und Ausland. Denn er hat sich in Leipzig und beim DFB toll entwickelt.“

Bleibt die Frage, warum Kimmich nicht die Gelegenheit erhielt, diese Entwicklung beim VfB zu nehmen. Als Zwölfjähriger war er vom Dorfverein VfB Bösingen im Landkreis Rottweil nach Stuttgart gekommen, er durchlief alle Jugendmannschaften und wurde beim Hallen-Juniorcup 2013 in Sindelfingen zum besten Spieler des Turniers gewählt. Dann jedoch war er nicht mehr einverstanden mit der Perspektive, die der damalige VfB-Manager Fredi Bobic dem Eigengewächs aufzeigte.

Kimmich wäre damals gerne vorzeitig in die zweite VfB-Mannschaft aufgerückt – doch sollte er nach dem Willen des Vereins noch ein weiteres Jahr in der A-Jugend spielen. Bobic’ Begründung lautete, es gebe in der Drittligamannschaft ein Überangebot an Sechsern. Mit Kusshand holte ihn daraufhin Ralf Rangnick nach Leipzig: „Wir haben seine Entwicklung intensiv verfolgt und sind von seinem Talent absolut überzeugt“, sagte der Red-Bull-Sportdirektor anlässlich des Wechsels im Sommer 2013.

Stevens fehlt einer wie Kimmich

Im zentralen Mittelfeld der Leipziger ist Joshua Kimmich (ebenso wie sein Nebenmann Rani Khedira, der den VfB zu Beginn dieser Saison verlassen hat) zu einer festen Stütze geworden. In Stuttgart dagegen beklagte Huub Stevens schon während des Abstiegskampfs der vergangenen Saison das Fehlen echter Sechser. Auch jetzt hätte der VfB-Trainer nichts dagegen einzuwenden, auf dieser Position noch einmal personell nachzubessern. Also wird sich der neue Sportvorstand Robin Dutt nach seinem Amstantritt kommende Woche nicht nur mit der Personalie Kimmich befassen, sondern auch mit möglichen Neuzugängen in der Winterpause. Zumindest ein Abgang steht unmittelbar bevor: Raphael Holzhauser (21), dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, wechselt wohl in die zweite englische Liga.