Talk in Schorndorf Jetzt grätschen sich Fußball-Profis mit Worten ab

Mario Basler, Maurizio Gaudino, Thomas Helmer, David Odonkor und Stefan Effenberg (von links) fachsimpeln in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf über Fußball. Foto: Eva Herschmann

Thomas Helmer, Mario Basler, Stefan Effenberg, Maurizio Gaudino und David Odonkor sprechen in Schorndorf über Fußball und die anstehende Fußball-EM 2024 in Deutschland. Ein Ball landet letztlich an unerwarteter Stelle.

Den verbalen Doppelpass beherrschen die ehemaligen Profifußballer aus dem Effeff. So gekonnt, wie sie sich einst auf dem Platz die Kugel zuschoben, haben sich Thomas Helmer, Mario Basler, Stefan Effenberg, Maurizio Gaudino und David Odonkor beim kurzweiligen Fußball-Talk der Kreissparkasse Waiblingen am Montag in der Barbara-Künkelin-Halle in Schorndorf die Worte und Frotzeleien zugespielt.

 

Die Mannschaftsaufstellung für die 90 Minuten in Schorndorf war hochkarätig, das Timing, vier Tage vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, perfekt. Die Steilvorlage verwandelte das Quintett, alles ehemalige Nationalspieler. Doch bevor sich die Kicker mit den Aussichten der deutschen Mannschaft beim bevorstehenden Heimturnier beschäftigten, blickten sie auf die vergangene Bundesligasaison zurück. Stefan Effenberg, der den FC Bayern München 2001 als Kapitän zum Sieg in der Champions League geführt hatte, bewies, dass er abseits des Fußballplatzes diplomatisch sein kann. Der 55-Jährige lobte den VfB Stuttgart, der anders als die Bayern „im Kollektiv funktioniert hat“. Damit landete er bei den zahlreichen Stuttgarter Fans – die des FCB waren von Anfang an in der Unterzahl – den ersten Treffer. Die Führung baute der dreifache deutsche Meister noch aus, als er für die nächste Saison einen spannenden Vierkampf um den Titel zwischen Bayer Leverkusen, dem VfB, den Münchnern und RB Leipzig prophezeite.

Immer wieder grätschten sich die Profi-Kollegen von einst mit unverhohlener Freude ab und fuhren sich gegenseitig in die Parade. „Er hat wenig gemacht und viel erreicht“, gab Stefan Effenberg erst Mario Basler eine mit. Als Effenberg dann den zuvor von Basler kritisierten deutschen Kapitän Ilkay Gündogan verteidigte – „gegen Griechenland war er nicht schlecht“ – konterte der Europameister von 1996: „Gegen die Griechen hättest du mitspielen können.“

Thomas Helmer moderierte wie im Fernsehen bei der Sendung „Doppelpass“ die Expertenrunde. Am Abend zuvor hatte er sich im Fernsehen das EM-Endspiel von 1996 im Wembley-Stadion angeschaut. Deutschland, mit Helmer, hatte damals dank des Golden Goal von Oliver Bierhoff gegen Tschechien 2:1 gewonnen. „Aber das ist doch ein anderes Spiel gewesen, ich habe keine System erkannt, ich weiß gar nicht, wo ich rumgelaufen bin.“ Manches sei damals auch besser gewesen, erwiderte Basler. „Früher waren die Bälle wie aus Beton, die heutigen schieße ich von der Mittellinie rein.“ Stefan Effenberg widersprach nicht: „Aus der Distanz schießt doch heute keiner mehr, dabei ist ein Schuss manchmal besser als ein Pass.“

Wer wird Meister?

Um die deutsche Offensive machen sich die Ex-Fußballer bei der EM aber keine Sorgen. „Wir haben nach den letzten Turnieren was gut zu machen, aber unser Problem ist die Defensive“, sagte Effenberg. Er könne sich den Stuttgarter Waldemar Anton neben Jonathan Tah gut vorstellen. „Aber der Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich die Tür zugemacht, als er Antonio Rüdiger zum Abwehrchef gemacht hat.“ Ob es den Deutschen gelingt, den vierten Titel zu holen, darin herrscht unter den Fachleuten Uneinigkeit. Mario Basler tippt auf Portugal, Stefan Effenberg auf England. Nur Maurizio Gaudino glaubt an einen Heimsieg. „Der Beste soll gewinnen“, sagte Thomas Helmer grinsend und stopfte sogleich einen 50-Euro-Schein ins Phrasenschwein, dessen Inhalt an die Flutopfer im Rems-Murr-Kreis gehen wird.

Den Volltreffer des Abends landete allerdings David Odonkor, als er bei einem Schuss von der Bühne einen der Monitore umlegte. Der Mann an der Technik nahm das grobe Foul sportlich. „So ein Schirm kostet nur ein paar hundert Euro. Ein bisschen weiter rechts wären es 40 000 Euro gewesen“, sagte er mit Blick auf das Schaltpult.

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