Der Tag nach der Bürgermeisterwahl in Tamm war der Beginn der Übergangszeit. Roland Zeller bleibt noch bis 17. November im Amt, Martin Bernhard wird am 4. Dezember als neuer Bürgermeister eingeführt. Bis dahin bringt der Wahlsieger seine Arbeit als Bauamtsleiter in Remseck zu Ende.

Tamm - Am Morgen nach der Bürgermeisterwahl saßen die Kontrahenten wieder an ihren Schreibtischen: Martin Bernhard im Remsecker Rathaus, Roland Zeller in Tamm. Dabei hat der Wahlabend die Vorzeichen gedreht: Tamms früherer Ortsbaumeister Martin Bernhard hat den amtierenden Bürgermeister Roland Zeller aus dem Amt geworfen. „Die Nacht war unruhig“, sagt Zeller am Morgen danach – mit der Niederlage hadere er jedoch nicht. „Wehmut wird erst kommen, wenn ich Mitte November den Schlüssel abgebe.“ Die Amtszeit des Rathauschefs dauert noch bis zum 17. November an, der neue Bürgermeister wird am 4. Dezember eingeführt. „Ich habe jetzt den Auftrag, die Dinge geordnet zu übergeben“, sagt Zeller. Nach seiner Amtszeit wird er als Beamter erst einmal zwangspensioniert – für ihn eine gute Gelegenheit, die weitere Berufsplanung „behutsam anzugehen“.

 

Martin Bernhard wurde am Montagmorgen im Remsecker Rathaus mit einer La-Ola-Welle von seinen Kollegen empfangen. „Wenn man so lange gekämpft hat und dann die Ernte einfahren darf, dann ist das ein tolles Gefühl“, sagt der Leiter des Fachbereichs Bautechnik und Bauplanung der Stadt Remseck. Doch trotz der Glücksgefühle und der Vorfreude auf Tamm möchte Bernhard bis zu seinem Amtsantritt die Arbeit in Remseck gut zu Ende bringen. „Da liegt mir viel daran“, sagt Bernhard, „zumal ich Remseck viel zu verdanken habe und das Team im Wahlkampf oft auf mich verzichten musste“.

Remseck verliert seinen Bauamtsleiter

Kündigen muss Bernhard als Beamter übrigens nicht, erklärt sein bisheriger Chef, Remsecks Baubürgermeister Karl-Heinz Balzer. Stattdessen ist ein Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis auf Lebenszeit nötig. Die Gemeinde Tamm bestellt ihren neuen Bürgermeister dann als Beamten auf Zeit – schließlich ist er nur für acht Jahre gewählt. Balzer blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf den Wechsel: Der Chef gönnt dem Mitarbeiter den Aufstieg, verliert aber auch einen Bauamtsleiter, den er sehr schätzt.

„Wir sind sehr froh und hoffen, dass in Tamm jetzt endlich wieder vernünftige Gemeindepolitik geführt wird,“ sagt Günter Hofmann, der Fraktionsvorsitzende der Liste Lebenswertes Tamm (LLT). „Einen solchen Kantersieg hätte keiner erwartet.“ SPD, Grüne und LLT hatten Martin Bernhard im Wahlkampf offiziell unterstützt – unter anderem, weil sie dem Amtsinhaber mangelnde Transparenz vorwerfen.

Bernhard: ein Bürgermeister für alle Fraktionen

Keine Wahlempfehlung abgegeben haben die beiden anderen Ratsfraktionen: die CDU und die Freien Wähler der Allgemeinen Wählervereinigung (AWV). „Es ist unser Stil, dass wir keinen Einfluss auf die Wähler nehmen“, sagt der AWV-Fraktionschef Jürgen Hottmann. Ebenso sieht das der CDU-Gemeinderat Wolfgang Fröhlich.

Noch am Wahlabend hat Bernhard erklärt, dass er ein Bürgermeister für alle Fraktionen sein möchte. „Ich hoffe, dass Herr Bernhard seine Ankündigung wahr macht“, sagt Hottmann.