Herr Bernhard, Sie sind gelernter Architekt. Warum denken Sie, dass Sie eine Verwaltung leiten können?
Bernhard Erfahrung als Architekt mit der Fachrichtung Städtebau zu haben, ist nicht die schlechteste Grundlage, um Verantwortung in einer Gemeinde zu übernehmen. Zusätzlich qualifiziert mich eine einjährige Vollzeitausbildung mit Schwerpunkt Verwaltung zum Beamten. Zudem konnte ich 14 Jahre als Ortsbaumeister von Tamm und jetzt als stellvertretender Baubürgermeister von Remseck meine Verwaltungserfahrungen kontinuierlich ausbauen. Als Architekt lernt man, Visionen und Realität mit allen Beteiligten in Einklang zu bringen. Um bei diesem Bild zu bleiben: Ich möchte sozusagen das Gebäude Tamm gestalten und verantwortungsvoll ausbauen, zusammen mit den Fachhandwerkern: der Verwaltung, dem Gemeinderat und vor allem den Bürgern.
Herr Zeller, der Bürgermeister wird nicht vom Gemeinderat, sondern vom Bürger gewählt. Wäre das anders, dann hätten Sie wohl schlechtere Karten, denn keine Gemeinderatsfraktion unterstützt Sie. Für einen Bürgermeister im Amt ist das ungewöhnlich.
Zeller Das ist nicht ungewöhnlich. Viele meiner Kollegen sagen über ihren Gemeinderat, dass sie von ihm nicht uneingeschränkt gewählt werden würden. Aber wenn alle Kandidaten bekannt sind, kann der Amtsinhaber dennoch der bessere sein. Natürlich, die Parteien wünschen sich jemanden ihrer Couleur. Eine Hälfte des Rats hat gesagt: Wir sind neutral. Damit ist aber nicht gesagt, dass das alle in der jeweiligen Fraktion sind. Die wollten den Meinungsbildungsprozess offen lassen, das nehme ich nicht übel. Wenn man einen Kandidaten findet, der besser ist als ich, und die Bürger würden den wählen – dann ist das Demokratie. Ich bin für die Bürger da und habe bei ihnen eine sehr breite Rückendeckung.
Martin Bernhard ist der Herausforderer. Foto: Simon Granville / factum
Herr Bernhard, Sie werden von der SPD, den Grünen und der Liste Lebenswertes Tamm (LLT) unterstützt. Haben Sie Angst, zu sehr in die Parteienecke gestellt zu werden?
Bernhard Zunächst möchte ich festhalten, dass die Parteien einen unabhängigen Kandidaten gesucht haben. Als solcher verstehe ich mich. Ich bin parteilos und überparteilich. Drei Fraktionen unterstützen mich, die anderen zwei Fraktionen haben entschieden, sich neutral zu verhalten, was schon viel aussagt. Der Wunsch nach einem anderen Bürgermeister ist im Rat sehr groß. Ich werde leider zu sehr in die Parteischiene geschoben. Mein Grund, seinerzeit für den Gemeinderat zu kandidieren, war der Wunsch, die Geschicke der Gemeinde weiter mitzugestalten. Jetzt möchte ich mehr Verantwortung tragen für Tamm.
Herr Bernhard, auf Ihrer Homepage lassen Sie Ihre bisherigen Chefs für sich sprechen: Remsecks bisherigen OB Karl-Heinz Schlumberger sowie den Ersten Beigeordneten Karl-Heinz Balzer. Haben Sie das nötig?
Bernhard Nein, das habe ich nicht. Wir pflegen ein sehr offenes Verhältnis und beide haben mich gefragt, wie sie mich bei meiner Kandidatur unterstützen können. So sind die Grußworte zustande gekommen – darüber habe ich mich sehr gefreut..
Herr Zeller, warum macht nicht Ihr früherer Chef für Sie Werbung – der OB von Vaihingen an der Enz, Gerd Maisch?
Zeller Generell möchte ich nicht, dass jemand für mich Werbung macht. Wir in Tamm sind so überschaubar, dass ich selber ankomme. Ich habe meine eigenen Ideale und Werte. Die werde ich nach wie vor leben. Ich werbe für mich. Verschiedenste Leute wollten mir öffentlich zur Seite stehen. Ich habe denen abgeraten und gesagt, sie sollen sich neutral halten. Ich stehe für Neutralität und möchte nicht, dass sich jemand für mich verwendet. Das halte ich für falsch.
Herr Zeller, fühlen Sie sich durch die Kandidatur von Herrn Bernhard von der Vergangenheit eingeholt?
Zeller Nein, überhaupt nicht. Wir haben die Jetztzeit. Wir sollten in die Zukunft blicken und die Vergangenheit ruhen lassen.
Herr Bernhard, was machen Sie, wenn Sie nicht gewählt werden?
Bernhard Falls es nicht dazu käme, wäre ich natürlich enttäuscht und würde in die Analyse gehen. Selbstverständlich ist es mein Ziel, als Bürgermeister ins Tammer Rathaus einzuziehen. Dafür trete ich ein.
Und Sie, Herr Zeller?
Zeller Diese Frage stelle ich mir heute nicht. Ich sitze im fahrenden Zug, denke an die Ziele und an die Zeit nach dem 28. September. Ich habe wirklich keinen Plan B.