Seit Donnerstag läuft der Probebetrieb für die neue Markttransparenzstelle: Nun können Autofahrer auf mehreren Internetportalen die günstigste Tankstelle in ihrer Nähe finden.

Stuttgart - Startprobleme und Kinderkrankheiten bei der Meldung von Kraftstoffpreisen seien unvermeidlich, warnte Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, bereits, als er am Donnerstag den Probebetrieb für die neue Markttransparenzstelle frei gab. Seitdem können Autofahrer die Spritpreise an allen Tankstellen in Deutschland im Internet abrufen und die günstigste in ihrer Nähe ansteuern. Prompt starteten denn auch direkt nach der Freischaltung einige Portale mit technischen Problemen. Zunächst sind vier Internetportale an das System angeschlossen: adac.de/tanken, spritpreismonitor.de, clever-tanken.de und mehr-tanken.de. Weitere acht Portale sollen bald folgen.

 

Insgesamt haben sich hundert Dienstleister beim Kartellamt angemeldet, die die Daten beziehen und an die Verbraucher weiterleiten wollen. Sie werden in der Reihenfolge der Anmeldungen zugelassen. Während des Probebetriebs würden noch Korrekturen am System vorgenommen, kündigte Mundt an, bis die Meldestelle am 1. Dezember ihren Regelbetrieb aufnehme.

Zurzeit melden 13 100 von 14 500 deutschen Tankstellen die Preise der Kraftstoffsorten Super E5 und E10 sowie Diesel spätestens fünf Minuten nach einer Änderung an die Markttransparenzstelle. Sie werden auf einem Server der Bundesanstalt für Straßenwesen gesammelt und im Minutentakt an private Verbraucherinformationsdienste weitergegeben, die sie für die Autofahrer ins Netz stellen. Nach und nach werden alle Tankstellen an dieses System angeschlossen und weitere Informationsdienste mit den Daten bedient.

Preise variieren um bis zu zehn Cent pro Liter

Die Verbraucher hätten damit erstmals die Möglichkeit eines echten Preisvergleichs, sagte Mundt. Zu den Wirkungen der Transparenzstelle wollte er keine Vorhersagen machen. Das müsse die Praxis zeigen. In Österreich, wo es das System bereits gibt, hätten die Preise vor der Einrichtung im oberen Drittel des europäischen Marktes gelegen und nachher im unteren Drittel, sagte Mundt. Nach wie vor gebe es dort Preisunterschiede an den Tankstellen. Theoretisch sei es möglich, dass diese geringer würden, räumte er ein.

Die Preise können heute um bis zu zehn Cent pro Liter je nach Tankstelle differieren. Eine Preissenkung um 1,5 Cent pro Liter entlaste die Volkswirtschaft um eine Milliarde Euro pro Jahr, sagte der Präsident des Kartellamtes. Er hofft, dass das Verfahren in Deutschland schnellen Preisänderungen entgegenwirken wird. Anders als in Österreich können die Unternehmen ihre Preise so oft ändern, wie sie wollen.

Die Wirkungen der Stelle würden fortlaufend beobachtet, kündigte Mundt an. Das Bundeswirtschaftsministerium wird das System nach drei Jahren bewerten. Falsche Preismeldungen kann das Kartellamt mit Bußgeldern bis zu 100 000 Euro ahnden. Mundt zufolge hätten aber die Unternehmen selbst größtes Interesse daran, die Preise zügig und korrekt zu melden.