Sage mir, ob und was Du tanzt und ich sage Dir, wer Du bist? Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik hat zentrale Charaktereigenschaften von Tänzern erforscht. 

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Menschen, die tanzen, sind einer Studie zufolge weniger neurotisch als ihre Mitmenschen. Zudem seien sie verträglicher, offener und extrovertierter als Personen, die nicht tanzen. Beides gilt den Forschenden zufolge sowohl für Hobby- als auch für Profi-Tänzer, wie eine Studie unter Leitung des Frankfurter Max-Planck-Instituts (MPI) für empirische Ästhetik ergeben hat. Die Untersuchung ist im Fachjournal „Personality and Individual Differences“ veröffentlicht.

 
Wiener Walzer in der Wiener Hofburg um 1900. Foto: Imago/GRANGER Historical Picture Archive

Was Musiker und Tänzer unterscheidet

Die MPI-Mitarbeiter haben Daten von 5435 Personen aus Schweden und 574 Personen aus Deutschland ausgewertet. Untersucht wurden die fünf Persönlichkeitsmerkmale Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus, die anhand eines umfangreichen Fragebogens ermittelt wurden.

Ähnliche Ergebnisse gab es auch schon für die Persönlichkeit von Musikern. Sie sind einer früheren Studie zufolge verträglicher und offener gegenüber Mitmenschen als Nicht-Musiker. In der aktuellen Studie bestätigte sich das laut MPI im Prinzip auch für Tänzer.

Volkstanz in Kolumbien. Foto: AP/Fernando Vergara/dpa
Teilnehmer des Trachtenfestes der Riesengebirgs-Tanzgruppe aus München tanzen beim Deutschen Trachtenfest 2024 auf der Bühne in Wangen. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Ausdruck einer außen gewandten Persönlichkeit

Allerdings fanden die Forschenden auch einen interessanten Unterschied zwischen beiden Gruppen: Im Gegensatz zu Musiker sind Tänzer nicht neurotischer, sondern – im Gegenteil – weniger neurotisch als Menschen, die nicht tanzen.

Generell wiesen sowohl Tänzer als auch Sänger in ihrer Persönlichkeit ein hohes Maß an Extraversion auf – also einem ein nach außen gewandtem Persönlichkeitsprofil.

„Das ist eventuell darauf zurückzuführen, dass beim Tanzen und Singen der eigene Körper als Ausdrucksmittel eingesetzt wird“, erklärt Erstautorin Julia F. Christensen. „Dies bedeutet, dass sie sie sich in einer sozial exponierteren Situation befinden als jemand, der sich zum Beispiel durch ein Instrument ausdrückt.“

Teilnehmer eines Tanzkreises in einer Dresdner Tanzschule. Foto: dpa/Robert Michael
Tanzeinlage während der Feierlichkeiten zum Tag der Demokratie in Nigeria. Foto: AP/Olamikan Gbemiga/dpa

Gibt es Unterschiede zwischen Swing und Ballroom?

Zudem fanden die Forscher Hinweise, dass es Persönlichkeitsunterschiede zwischen Tanzenden verschiedener Tanzstile geben könnte. So scheinen Menschen, die Swing tanzen, noch weniger neurotisch zu sein als zum Beispiel Latein- und Standard-Tänzer.

Laut MPI müssen solche Annahmen aber noch mit größeren Datenmengen bestätigt werden. Auch aus einem anderen Grund soll die Studie fortgesetzt werden: Die Forschenden würden ihre Untersuchungen zur Persönlichkeit von Tänzern gern auf weitere Kulturen und Tanzstile ausweiten.