300 Sänger, Tänzer und Musiker mit und ohne Behinderungen inszenieren in der Laufenmühle bei Welzheim die Oper „Carmina Burana“. Das integrative Projekt leiten die Choreografen Royston Maldoom und Wolfgang Stange.

Welzheim - Wer Menschen mit Behinderungen einmal so erlebt hat, der wird Zeit seines Lebens behinderten Menschen anders begegnen, da sind wir uns sicher“, sagt Daniela Doberschütz, die Pressesprecherin der sozialen Einrichtung Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle. So – das heißt, als Protagonisten bei einem Großereignis, das weit und breit einmalig ist: Rund 70 zum Teil mehrfach behinderte Menschen werden als Tänzer gemeinsam mit ungefähr 70 Schülern aus dem Umland sowie der Jungen Süddeutschen Philharmonie Esslingen (JSPE) und dem Esslinger Vocalensemble plus Solisten die Oper Carmina Burana auf die Bühne bringen. Insgesamt sind 300 Akteure beteiligt.

 

Mit dem inklusiven Tanzprojekt will die soziale Einrichtung eine Idee, über die viel geredet wird, in die Tat umsetzen: die Idee der Inklusion. Rund 1300 Zuschauer pro Aufführung sollen live erleben, zu was Menschen – ob mit oder ohne Behinderung – gemeinsam fähig sind. An drei Abenden im Juli gibt es die Gelegenheit, das berühmte Werk aus der Feder von Carl Orff unter freiem Himmel auf dem idyllisch gelegenen Gelände oberhalb des Sinnesparks „Eins + Alles“ bei Welzheim zu erleben. Die Veranstaltungen werden in der sonst so beschaulichen Laufenmühle für „einen Ausnahmezustand im positiven Sinne“ sorgen, sagt Daniela Doberschütz. Die 30 Meter breite Bühne werde auf der Fußballwiese der Einrichtung aufgebaut, ein Lichtdesigner wird nicht nur sie in Szene setzen, sondern auch den Wald rundum in geheimnis- und stimmungsvolles Licht tauchen.

Mehr als 300 Akteure auf der Bühne

Mit innovativen Projekten hat die vergleichsweise kleine Einrichtung der Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft in der Vergangenheit schon öfter überrascht, etwa mit dem gemeinschaftlichen Bau der weltweit größten Kathedrale aus lebenden Weiden. Die Aufführung der Orffschen Oper ist aber bis dato das ehrgeizigste und aufwendigste Projekt mit einem Budget im sechsstelligen Bereich. Ein Glück, dass eine ganze Reihe von prominenten Unterstützern parat stehen. Die Schirmherrschaft hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann übernommen, für den künstlerischen Part sind zwei Berühmtheiten aus der Tanzszene verantwortlich: der schottische Choreograf Royston Maldoom und sein in London lebender Kollege Wolfgang Stange. Maldoom ist spätestens seit dem Kinofilm „Rhythm is it“ einem breiten Publikum bekannt. Der Film aus dem Jahr 2003 dokumentierte, wie unter der Leitung Maldooms 250 Berliner Kinder und Jugendliche aus 25 Nationen Strawinskys Le Sacre du Printemps tanzten. Begleitet wurden sie von den Berliner Philharmonikern.

„Es war gar nicht schwer, Wolfgang Stange und Royston Maldoom für das Projekt zu gewinnen“, erzählt Daniela Doberschütz: „Wir waren selbst überrascht, dass sie sofort Feuer und Flamme waren.“ Auch die Tänzerin Jo Ann Endicott ist mit von der Partie, wenn die Tänzer bei einem dreiwöchigen Workshop im Juni intensiv auf ihren Auftritt vorbereitet werden. Die ersten Tanzschritte haben rund 50 Teilnehmer schon hinter sich, denn Wolfgang Stange hat bereits einen Workshop veranstaltet. Auf spielerische Art habe der erfahrene Choreograf alle in Bewegung gebracht, sagt Doberschütz: „Keiner musste Angst haben, sich zu blamieren.“ Schon beim ersten Kurs habe sich gezeigt, das Stange es bestens verstehe, Berührungsängste zwischen den Tänzern abzubauen und dass er ein Profi in der Arbeit mit Behinderten sei: „Man staunt, was da alles möglich ist.“

Das integrative Tanzprojekt Carmina Burana

Sponsoren
Die Aktion Mensch unterstützt das Projekt mit rund 150 000 Euro, die Baden-Württemberg Stiftung steuert 80 000 Euro bei. Die Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Laufenmühle freut sich über weitere Spender, die eine Bescheinigung erhalten.

Karten
Am 5. und 6. Juli beginnen die Vorstellungen um 21 Uhr, am 7. Juli um 18 Uhr. Karten gibt es zum Preis von 39 oder 29 Euro, ermäßigte Karten kosten 19 oder 14 Euro. Erhältlich sind die Tickets ab sofort bei allen Easy-Ticket-Vorverkaufsstellen oder unter der Telefonnummer 07 11/255 55 55.