Der Tarifabschluss der kommunalen Arbeitgeber mit dem Marburger Bund bringt den Ärztinnen und Ärzten an kommunalen Krankenhäusern insgesamt 8,8 Prozent mehr Geld. Das sorgt für deutliche Gehaltssprünge.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Zumindest bis Ende Juni 2024 sind für die kommunalen Krankenhäuser keine Streiks mehr zu befürchten – der Tarifkonflikt mit den Klinikärzten ist beendet. Nach der Tarifeinigung der kommunalen Arbeitgebervereinigung (VKA) mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund erhalten die gut 60 000 Ärztinnen und Ärzte vom 1. Juli 2023 an 4,8 Prozent mehr Lohn und zum 1. April 2024 weitere 4,0 Prozent – insgesamt 8,8 Prozent.

 

Hinzu kommen steuer- und sozialabgabenfreie Inflationsausgleichszahlungen von 2500 Euro. Eine erste Tranche von 1250 Euro wird im Juli/August ausgezahlt, eine zweite in gleicher Höhe im Januar 2024. Die Laufzeit des Tarifvertrags beträgt 18 Monate.

Refinanzierung durch den Gesetzgeber gefordert

„Die Bezahlung an kommunalen Krankenhäusern wird deutlich attraktiver“, sagte VKA-Verhandlungsführer Wolfgang Heyl. „Die Kehrseite ist, dass der Tarifabschluss die Krankenhäuser in Zeiten einer äußerst angespannten Finanzlage rund 672 Millionen Euro kostet.“ Die dauerhafte volle Refinanzierung der hohen Personalkostenzuwächse im Jahr 2024 durch den Gesetzgeber sei daher „essenziell“.

Christian Twardy, Verhandlungsführer des Marburger Bundes, lobte das „substanzielle Gehaltsplus bereits in diesem Jahr“ – dagegen hätten sich die Arbeitgeber lange gewehrt und eine lineare Erhöhung auf das nächste Jahr verschieben wollen. Zudem sei die Laufzeit bis Juni 2024 vergleichsweise kurz, was die Gewerkschaft in die Lage versetze, danach wieder über wesentliche Regelungen des Tarifvertrages zu verhandeln. Die Einmalzahlungen könnten die zurückliegenden Preissteigerungen allerdings nur teilweise kompensieren, bedauerte er.

Assistenzärzte erhalten durchschnittlich fast 500 Euro mehr

Was bedeutet das Ergebnis für die Ärzteeinkommen? Die Lohntabelle dieser Berufsgruppe in den kommunalen Krankenhäusern umfasst vier Entgeltgruppen. Mit der aktuellen Tarifeinigung erhalten zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte ohne Facharzttitel (Assistenzärzte) künftig in der Entgeltgruppe I durchschnittlich fast 500 Euro mehr. Mit dem zweiten Erhöhungsschritt zum April 2024 erhöhten sich die Entgelte je nach Entwicklungsstufe damit auf rund 5290 bis 6800 Euro brutto (bisher 4850 bis 6240 Euro), so die VKA.

In der Entgeltgruppe II (Fachärzte) reicht die Spanne dann von rund 6980 bis 8960 Euro. Die Oberärzte (EG III) kommen künftig auf rund 8740 bis 9990 Euro. Ein leitender Oberarzt in der Entgeltgruppe IV, Stufe 2 wiederum profitiert von einem Plus von rund 910 Euro. Sein Entgelt erhöht sich zum April nächsten Jahres auf rund 11 020 Euro als dem höchsten Tarifgehalt.

Die VKA ergänzt, dass zu den Beträgen in der Entgelttabelle noch die sogenannten unständigen Bezüge kämen. Durch Extravergütungen für besondere Dienste, etwa Bereitschaftsdienste, erhöhten sich die Gehälter weiter.

Unikliniken bezahlen noch etwas besser

Einen anderen Tarifvertrag zwischen den Ländern und der Gewerkschaft gibt es für Ärzte an Universitätskliniken – dort beträgt zum Beispiel das Einstiegsgehalt eines Assistenzarztes aktuell rund 4940 Euro. Die Spanne reicht bis 6340 Euro im sechsten Jahr. Fachärzte erhalten zwischen 6520 und 8160 Euro. Das Lohnniveau ist somit, je nach Vergleichszeitpunkt, teilweise etwas höher. Allerdings ist in den Unikliniken auch die Regelarbeitszeit der Ärzte länger – sie beträgt 42 Wochenstunden statt 40 wie in den kommunalen Kliniken.

Auch an privaten Krankenhäusern wird mitunter mehr gezahlt: Der Helios-Konzern etwa gewährt Assistenzärzten ein Einstiegsgehalt von ca. 5050 bis 6220 Euro.