Die Stiftung Warentest hat Vergleichsportale im Internet getestet. Ergebnis: Kein einziges sei verbraucherfreundlich. Die Experten warnen vor unfairen Tricks bei angeblichen Billigtarifen.
Suttgart - Stromtarifrechner führen oft in die Irre. Die Stiftung Warentest hält kein einziges Vergleichsportal im Internet für verbraucherfreundlich. Die Experten warnen vor unfairen Tricks bei angeblichen Billigtarifen, die oft Vorkasse verlangen oder später viel teurer werden.
In Zeiten steigender Energiepreise sind die Online-Vergleichsportale sehr beliebt. Manche Portale versprechen bis zu 1000 Euro Ersparnis pro Jahr bei einem günstigen Stromanbieter. Dazu muss man meist nur die Postleitzahl und den jährlichen Stromverbrauch eingeben. Schon kann man je nach Wohnort meist aus rund 100 Angeboten wählen.
Kein einziger Anbieter schnitt gut ab
Doch wer als Verbraucher die Voreinstellungen der Tarifrechner arglos übernimmt, ist oft schon auf dem Holzweg. Dann erhalte man „mehr oder minder fragwürdige Ergebnisse“, warnt Anita Stocker, die Chefredakteurin der Zeitschrift „Test“. Das Magazin der Stiftung hat für seine aktuelle Ausgabe (3/2013) zehn Vergleichsportale untersucht. Kein einziger Anbieter schnitt gut ab, die Experten vergaben nur befriedigende bis mangelhafte Noten. Nur die Angebote Energieverbraucherportal.de und Hauspilot.de schützen nach Einschätzung der Verbraucherschützer ausreichend vor Bauernfängerei. Wer bei diesen Anbietern mit den voreingestellten Filtern auf die Suche gehe, bekomme auf den ersten zehn Plätzen als Ergebnis „überwiegend bis ausschließlich faire Tarife“, so Stocker. Dieses Kriterium halten die Verbraucherschützer für besonders wichtig. Allerdings stellen diese beiden Portale die gefundenen Angebote wenig transparent dar. Zudem könne man beim Energieverbraucherportal nicht direkt zu einem günstigen Anbieter wechseln, kritisiert Test. Hauspilot wiederum verlange für den direkten Wechsel bis zu 45 Euro, andere Portale erledigen das kostenlos. Deshalb gab es auch für die beiden Tarifrechner nur die Note befriedigend.
Die Stiftung Warentest sieht bei den meisten Vergleichsrechnern die Gefahr, dass Verbraucher in die Fänge von Anbietern mit unseriösem Geschäftsgebaren geraten. Wer sich nicht auskenne und die Voreinstellungen nicht ändere, lande bei verbraucherunfreundlichen Tarifen mit Vorkasse, undurchsichtiger Preisgestaltung oder langen Anschlusslaufzeiten. Nur wer die Fallstricke kenne, könne auch beliebte Portale wie Verivox, Check 24 oder Toptarif nutzen, raten die Experten der Stifung. Bei diesen Tarifrechnern müsse der Ratsuchende erst mal Häkchen weg- oder hinzuklicken, unverständliche Erklärungen lesen und teilweise überhaupt erst einmal finden. Für den Testleiter Holger Brackemann müssen faire Stromtarife sechs Merkmale erfüllen.
Darauf sollten Kunden beim Wechsel achten
Erstens sollten es keine Paketangebote sein, bei denen Kunden eine feste Strommenge kaufen. Denn wenn man weniger verbraucht, gibt es kein Geld zurück. Bei einem höheren Verbrauch dagegen sind oft happige Aufschläge zu zahlen.
Zweitens sollte es ein Angebot ohne einen „Neukundenbonus“ sein. Denn diesen Rabatt, der auch eine kostenlose Strommenge sein kann, gibt es nur im ersten Jahr und meist erst hinterher, wenn überhaupt. Denn oft sind im Kleingedruckten böse Vertragsfallen versteckt. So gibt es den Bonus nicht beim Wechsel zwischen zwei Marken eines Anbieters.
Drittens sollte man monatlich zahlen. Bei Vorkasse für das ganze Jahr kann das Geld verloren sein, wenn der Anbieter pleite geht. Der Skandalfall Teldafax, bei dem 500 000 Kunden Geld verloren, sollte Warnung genug sein.
Viertens sollte eine Preisgarantie des Anbieters für möglichst viele Bestandteile des Tarifs sowie für mindestens zwölf Monate und die Mindestvertragslaufzeit gelten.
Fünftens sollte die Kündigungsfrist maximal sechs Wochen betragen.
Und sechstens sollte der Stromvertrag nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit monatlich kündbar sein, und zwar mit nicht mehr als vier Wochen Frist.
Die Werbeversprechen mancher Portale, dass Kunden beim Wechsel 1000 Euro sparen können, hält die Stiftung Warentest für unseriös. Beim Wechsel vom teuren Basistarif des örtlichen Grundversorgers, den immer noch 40 Prozent der Deutschen beziehen, zu einem fairen günstigen Angebot sei in der Regel eine Ersparnis von 10 bis 20 Prozent drin. Für einen Haushalt mit drei Personen in Berlin sind das nach Angaben der Stiftung derzeit bis zu 140 Euro pro Jahr, in Mainz knapp 240 Euro.