Zum Auftakt der Metalltarifrunde in Böblingen konfrontiert der Arbeitgeberverband Südwestmetall die IG Metall mit Gegenforderungen. Dabei soll es vor allem um eine Beseitigung der betrieblichen 40-Stunden-Quote sowie die Eindämmung von Spätzuschlägen gehen.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Böblingen - Früher als üblich haben die Arbeitgeber ihre Vorstellungen in die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie eingebracht. Am Mittwochnachmittag legte Südwestmetall-Chef Stefan Wolf in Böblingen ein Forderungspaket vor, mit dem er die IG-Metall-Wünsche nach einer individuellen Arbeitszeitverkürzung konterte und auch für die Unternehmen mehr Flexibilität einforderte.

 

Demzufolge wollen die Arbeitgeber die betrieblichen Quoten beseitigen, die eine Erhöhung der Arbeitszeiten begrenzen. Bisher darf die Anzahl der Arbeitnehmer mit 40-Stunden-Verträgen 18 Prozent aller Arbeitnehmer des Betriebs nicht überschreiten. In Betrieben, die mehrheitlich gut verdienende Kräfte wie Ingenieure beschäftigten, kann die Quote auf bis zu 50 Prozent ausgedehnt werden. Künftig sollen individuelle Arbeitszeitvereinbarungen ohne betriebliches Limit und ohne Mehrkosten möglich sein – wenn der Beschäftigte mitzieht. „Wir haben mündige Mitarbeiter, die mehr arbeiten sollen, wenn sie es möchten“, so Wolf. Die Regelung stamme aus einer Zeit wachsender Arbeitslosigkeit und passe heute nicht mehr. Auch eine kollektive Betriebsvereinbarung, bei Bedarf die Arbeitszeit zu verlängern und das Entgelt entsprechend zu erhöhen, müsse möglich sein. Die 35-Stunden-Woche könne tarifliche „Anker“-Arbeitszeit bleiben.

„Riesenärgernis“ für die IG Metall

Drittens wollen die Arbeitgeber die Zeitzuschläge auf den Prüfstand stellen. Als Beispiel nannte Wolf den Mitarbeiter, der aus privaten Gründen nachmittags freinehmen und am Abend die fehlenden Stunden nacharbeiten wolle. Diesem stehe bisher von 19 Uhr an tariflich 30 Prozent Nachtzuschlag zu. Die Zuschläge an der Stelle einzudämmen, habe die IG Metall in Betriebsvereinbarungen schon akzeptiert.Deren Bezirksleiter Roman Zitzelsberger wies das Paket der Arbeitgeber zurück. Er sei „extrem überrascht“ von diesem „Riesenärgernis“. Mit ihrem Vorstoß zur Abschaffung der Zuschläge ginge es darum, „den Beschäftigten direkt in die Taschen zu greifen“. Die ohnehin schon großen Bemühungen der Arbeitnehmerseite um mehr Flexibilität würden damit konterkariert.

Die Gewerkschaft fordert nicht nur sechs Prozent höhere Gehälter. Zudem sollen alle Beschäftigten ihre Arbeitszeit zunächst für zwei Jahre von 35 auf 28 Wochenstunden reduzieren können. „Wir fordern ein individuelles Wahlrecht – keine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich“, betont Zitzelsberger. Den Arbeitgebern hat er erstmals erläutert, inwieweit zwei Gruppen besonders profitieren sollen.