Der IG-Metall-Chef Jörg Hofmann glaubt nicht an eine reibungslose Tarifrunde – obwohl lediglich über Lohnerhöhungen verhandelt werden muss. Zudem nimmt die Gewerkschaft verstärkt bisher tarifungebundene Betriebe ins Visier.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Frankfurt - Eigentlich will Jörg Hofmann bei seinem Jahresausblick möglichst wenig zur anstehenden Tarifrunde beitragen – „aus Respekt vor den Debatten in der IG Metall“, wie der im Oktober gewählte Gewerkschaftschef sagt. Doch kommt er angesichts der Medienschar bei seinem ersten prominenteren Auftritt in Frankfurt mit Vize Christiane Benner nicht um einige wegweisende Hinweise herum.

 

Die Metallarbeitgeber hätten „deutlich früher und deutlich lauter“ ihre Erwartung signalisiert, bewertet Hofmann die Mahnungen etwa von Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger, dass es diesmal weniger zu verteilen gebe als im vorigen Jahr. Im Februar 2015 hatten die Tarifparteien ein Plus von 3,4 Prozent vereinbart. Er glaube nicht, so Hofmann, dass die Gegenseite diesmal eine Nullrunde anstrebe. Aber dass es „keine schnelle Tarifrunde“ geben werde, glaube er schon. Nach den heftigen Debatten im Arbeitgeberlager über die Einigung von 2015 rückten die Verbände nun enger zusammen, hat Hofmann beobachtet. Für den offenen Schlagabtausch dürfte demnach schon vor den Verhandlungen gesorgt sein.

Druck auf tarifungebundene Unternehmen

Statt über Lohnforderungen zu reden, wie es die regionalen Tarifkommissionen am 28. Januar tun, verkündet der IG-Metall-Chef lieber eine Offensive: Die Gewerkschaft werde in der Tarifrunde erstmals sehr gezielt eine Ausweitung des Konflikts auf nicht tarifgebundene Betriebe anstreben. „Seit zehn Jahren ist es gelungen, die Tarifbindung zu stabilisieren, nachdem sie sich jahrzehntelang im Tiefflug befand – nun gilt es, den ,turn-around’ zu schaffen und die Tarifbindung wieder zu steigern.“ Nur jeder zweite Betrieb bundesweit akzeptiert den Flächentarifvertrag – in Ostdeutschland sind es knapp über 20 Prozent. Diese an sich ungenügende Entwicklung soll nun umgekehrt werden.

Dabei setzt die IG Metall auf gute Argumente, wonach eine Tarifbindung dem einzelnen Unternehmen beispielsweise helfe, den Fachkräftemangel zu lindern. Doch dort, wo sie gut genug organisiert ist, will sie auch ordentlich Druck machen. Jedem Arbeitgeber, der nicht im Tarif ist, könne sie frei von Friedenspflichten eine Forderung übermitteln, sagt Hofmann. Entsprechende Betriebe werden nun in die Konfliktstrategie eingebunden.