Im Tarifstreit mit den Zeitungsredakteuren wollen die Verleger ihr Angebot ein wenig nachbessern. Dafür erwarten die Südwest-Verleger am nächsten Donnerstag bei der kommenden Verhandlungsrunde echte Kompromissbereitschaft.

Im Tarifstreit mit den Zeitungsredakteuren wollen die Verleger ihr Angebot ein wenig nachbessern. Dafür erwarten die Südwest-Verleger am nächsten Donnerstag bei der kommenden Verhandlungsrunde echte Kompromissbereitschaft.

 

Konstanz - Die Zeitungsverleger wollen in den Tarifverhandlungen für die bundesweit 14 000 Redakteure in der nächsten Runde ein leicht nachgebessertes Angebot vorlegen. „Es kommt ein Schnäpschen oben drauf“, kündigte Stephan Bourauel, Geschäftsführer des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV), am Freitag bei der Jahrestagung in Konstanz an. Zuletzt hatte der Bundesverband der Zeitungsverleger (BDZV) eine Erhöhung um zweimal 2 Prozent angeboten. Die Gewerkschaften DJV und Verdi verlangen ein Plus von bis zu 6 Prozent.

Die Südwest-Verleger erwarten von den Arbeitnehmervertretern in der mittlerweile 10. Verhandlungsrunde am Gründonnerstag in Berlin echte Kompromissbereitschaft. „Man muss ein bisschen vernünftig werden“, sagte Verbandschef Valdo Lehari jr.. Die Gewerkschaften müssten strukturelle Veränderungen akzeptieren und aufhören, von drohenden „Billiglöhnen“ zu reden. „Wir zahlen immer noch weit überdurchschnittliche Gehälter.“ Die bisherigen Warnstreiks seien in manchen Zeitungshäusern „juristisch grenzwertig“ gewesen, sagte der Verleger des „Reutlinger General-Anzeigers“. Bourauel mahnte die Gewerkschaften, keine Horror-Szenarien mehr zu verbreiten.

Verdi fordert "Trendwende"

Gerhard Manthey von Verdi Baden-Württemberg forderte eine „Trendwende“ bei der nächsten Tarifrunde. Es müsse eine real spürbare Gehaltserhöhung geben. Die Arbeitgeber dürften keine Einschnitte in den Manteltarifvertrag - also bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld - verlangen. Außerdem dürften die Verlage für die Einbeziehung der Onliner in die Tarife „keinen unverhältnismäßig hohen Preis“ ansetzen. Manthey drohte andernfalls, den am 1. April unterbrochenen Arbeitskampf wieder aufzunehmen.

Lehari sieht die Zukunft der Zeitung trotz schrumpfender Anzeigenerlöse und Auflagen zuversichtlich. „Wenn man die Zahlen sieht, kann man von Krise gar nicht reden.“ Die Zeitungen erreichten mit ihren gedruckten und digitalen Ausgaben so viele Menschen wie nie zuvor. Nun müsse nur noch die Werbebranche wieder davon überzeugt werden, dass die Zeitungen das „glaubwürdigste Medium“ seien.

"Undifferenziertes Krisengeplapper"

Die unschlagbare Reichweite der Zeitungen sei eine gute Ausgangsbasis, sagte Lehari. Er wandte sich gegen „undifferenziertes Krisengeplapper.“ Die Verlage seien nicht „Old Economy“, sondern hätten sich längst zu Medienhäusern entwickelt. Es werde aber weiter in die Digitalisierung investiert. Ende 2014 hätten drei Viertel der Zeitungen im Südwesten ein Bezahlmodell für Inhalte im Internet installiert, hieß es.

Lehari beklagte, dass die Politik wohl glaube, die Zeitungsverlage seien „grenzenlos belastbar“. Vor allem der geplante Mindestlohn der großen Koalition, der auch für Zeitungsausträger gelte, sei schädlich für die Branche. Er hoffe darauf, dass es in der parlamentarischen Beratung noch Änderungen gebe.

Landtagspräsident Guido Wolf (CDU) warb als Gastredner um gegenseitigen Respekt zwischen Politik und Medien in Zeiten immer schnellerer Nachrichten. „Wir sollten uns nicht gegenseitig beschädigen.“ Wenn das Ansehen der Politiker weiter sinke, schade das indirekt auch den Journalisten, erklärte der Bewerber für die CDU-Spitzenkandidatur zur Landtagswahl. Politik und Medien seien aber „systemrelevant“ für die Demokratie.

Am Abend wurde auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) erwartet. Der Regierungschef wollte über die „Entwicklung der Medien im Zeichen der Digitalisierung“ sprechen.