Die vierte Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten ist ergebnislos zu Ende gegangen. Die Hoffnung der Tarifparteien konzentrieren sich nun auf das vierte Treffen von IG Metall und den bayrischen Arbeitgebern in München.

Böblingen - Nach dem Ende der vierten Tarifrunde für die Metall- und Elektroindustrie im Südwesten konzentrieren sich die Hoffnungen auf die Tarifpartner in Bayern. Sie treten an diesem Dienstag in München zusammen. In Böblingen bezeichneten beide Seiten am Montag die gut zweistündigen Gespräche als konstruktiv. Die gefundenen Modelle würden nun in München weiterentwickelt, erläuterte IG-Metall-Bezirksleiter Hofmann. Aber es bestünden noch in „vielen nicht unwesentlichen Fragen“ Meinungsunterschiede. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf zeigte sich zuversichtlich, zu einer Lösung zu kommen und damit den ersten Streik nach elf Jahren abwenden zu können.

 

Ein Knackpunkt scheint der Wunsch der Arbeitgeber zu sein, Abweichmöglichkeiten vom Tarifvertrag durchzusetzen. Wolf erläuterte, dass es angesichts der sehr unterschiedlichen Lage der Unternehmen wichtig sei, bei Bedarf die Kostenbelastung senken zu können. Das wiederum spricht dafür, dass derzeit weit längere Laufzeiten als im bisherigen Arbeitgeberangebot im Gespräch sind. Die Arbeitgeber bieten 2,3 Prozent mehr Geld für 13 Monate bei zwei Nullmonaten. Die IG Metall fordert für die 3,7 Millionen Beschäftigten der Branche 5,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt für zwölf Monate.

Bei längeren Laufzeiten und mehrstufigen Erhöhungen lässt sich leichter mit Differenzierungen jonglieren. Dem Vernehmen nach hatten die Arbeitgeber in Bayern bereits einen Tarifvertrag über 24 Monate mit Erhöhungen von 2,4 und 2,6 Prozent vorgeschlagen. Auch Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger plädierte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ für Differenzierungselemente zugunsten von Betrieben mit schwacher Geschäftsentwicklung. Strittig ist nach Hofmanns Worten, welche Rolle die Tarifparteien bei Abweichungen spielen sollen. Die IG Metall will sie darüber entscheiden lassen. Die Arbeitgeber plädieren in der Regel für betriebliche Lösungen.

Unterschiedliche Beurteilung der Lage

Diametral unterschiedlich beurteilen beide Seiten die wirtschaftliche Lage: Hofmann erinnerte an die guten Auftragseingänge und den „Rekordzuwachs“ bei der Produktion der Industrie im allgemeinen. Wolf verwies auf die eingetrübten Aussichten der Metall- und Elektroindustrie für das zweite Halbjahr. Im April seien die Auftragseingänge im baden-württembergischen Maschinenbau um 17 Prozent geschrumpft. Die aktuelle Lage der Mitgliedsunternehmen sei „das Maß aller Dinge“. Eine höhere Kostenbelastung für die Betriebe könne Arbeitsplätze kosten. IG-Metall-Chef Hofmann meinte dagegen, Lohnzurückhaltung diene auf keinen Fall dazu, Wachstum und Beschäftigung zu sichern.

Der Abschluss wird nun in Bayern gesucht, obwohl jeder dritte der mehr als bundesweit 530 000 Warnstreikenden seit dem Ende der Friedenspflicht aus dem traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg kommt. Hofmann: „Die Bayern haben uns in den letzten Jahren kräftig unterstützt, jetzt unterstützen wir sie.“ Es sei wichtig, dass möglichst viele Bezirke abschlussfähig seien.

Ausfallstunden verkraften

Baden-Württembergische Firmen haben nach Wolfs Aussagen 50 Prozent aller durch Warnstreiks entstandenen Ausfallstunden verkraften müssen. Ein unbefristeter Arbeitskampf und die damit einhergehende Kostenbelastung könne zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Wolf sagte zu der Staffelübergabe nach Bayern: „Ich habe im allgemeinen sehr viel Ehrgeiz.“ Aber in der Frage des Abschlusses sei er „total uneitel“. Wolf und Hofmann sowie die Spitzen von Gewerkschaft und Gesamtmetall, Berthold Huber und Rainer Dulger, werden bei den Verhandlungen in Bayern zugegen sein.

Auch in Nordrhein-Westfalen waren am Montag die Tarifverhandlungen für die Metallindustrie fortgesetzt worden - allerdings in der dritten Runde. Die Gespräche dauerten am Abend an.