Die Einigung im Tarifstreit der Metallindustrie steht. Neben 4,3 Prozent mehr Geld gibt es auch neue Vorgaben für die Leiharbeit und die Übernahme der Azubis.

Sindelfingen - In der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg mit ihren 800.000 Beschäftigten ist der Tarifstreit beigelegt. Die Gewerkschaft IG Metall und die Arbeitgeber einigten sich nach einem Verhandlungsmarathon am Samstagmorgen in Sindelfingen unter anderem auf ein Einkommensplus von 4,3 Prozent. Der Durchbruch im traditionellen Pilotbezirk Baden-Württemberg soll auf Empfehlung der beiden Tarifparteien möglichst bundesweit übernommen werden.

 

Kern des Abschlusses ist die Erhöhung der Entgelte um 4,3 Prozent. Der Vertrag hat eine Laufzeit von 13 Monaten. Der April ist dabei ein Nullmonat, die Erhöhung greift also erst von Mai an. Umgerechnet auf ein Jahr ergeben sich damit etwa 4,0 Prozent. Mit Blick auf die seit vielen Monaten gut 2-prozentige Inflationsrate liegt diese Lohnzahl deutlich über den anziehenden Preisen für Dinge des täglichen Lebens.

Aus Sicht der Arbeitgeberseite ist die Einigung teuer - fast zu teuer. "Mit dem Abschluss ist die Grenze der Belastbarkeit der Betriebe erreicht", sagte Südwestmetall-Chef Rainer Dulger am Morgen.

Neue Regelungen zur Leiharbeit

IG-Metall-Bezirkschef Jörg Hofmann betonte, dass der Kompromiss auch neue Regelungen zur Gestaltung der Leiharbeit enthalte sowie die prinzipiell unbefristete Übernahme aller Lehrlinge festschreibe. So ist die unbefristete Azubi-Übernahme künftig die Regel. Allerdings halten die Arbeitgeber beim Bedarf weiterhin die Fäden in der Hand und haben sich einige Hintertürchen mit Ausnahmen offen gehalten, etwa wenn die Betriebe mit wirtschaftlich schlechten Zeiten zu kämpfen haben.

Bei der Leiharbeit sollen die Betriebsräte künftig individuelle Vorgaben aushandeln. Arbeitet ein Leiharbeiter zwei Jahre im selben Unternehmen, muss er dort ein Übernahmeangebot erhalten. Die IG Metall räumte aber ein, dass an dieser Stelle mehr drin gewesen wäre. "Die Fortschritte hätten noch deutlicher ausfallen können", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber.

18 Stunden gerungen

Die Arbeitgeberspitze empfahl bereits, den Abschluss auch in anderen Tarifbezirken zu übernehmen. Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser erklärte am Samstagmorgen in Sindelfingen, es gebe lediglich eine Enthaltung aus dem Tarifbezirk Sachsen. Bis zum Durchbruch hatten die beiden Seiten rund 18 Stunden gerungen.

Die IG Metall im Südwesten hatte die Verhandlungen von Ende April an mit einer Warnstreikwelle begleitet und gedroht, Urabstimmungen über einen unbefristeten Arbeitskampf zu beschließen, sollte bis Pfingsten keine Einigung erzielt werden. Mit dem Abschluss ist die Gefahr des ersten groß angelegten Streiks in der Schlüsselbranche seit zehn Jahren gebannt. Zuletzt hatte ein Arbeitskampf 2002 getobt.