Keine „Samthandschuhe“ mehr gegenüber dem Lufthansa-Management - das war die Streik-Ansage der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit. Jetzt legt die Airline ein neues Tarifangebot vor.

Frankfurt/Main - Die seit drei Tagen streikenden Piloten der Lufthansa bekommen ein neues Tarifangebot vom Unternehmen. Es sieht um 4,4 Prozent höhere Vergütungen, eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern sowie die Zusage von Neueinstellungen vor, teilte Europas größter Luftverkehrskonzern am Freitag in Frankfurt mit.

 

Auch alle anderen Tarifthemen wie die Betriebs- und Übergangsrenten sollen in neuen Verhandlungen gelöst werden - möglicherweise mit Hilfe eines Mediators, wie Personalchefin Bettina Volkens erklärte. Verhandlungen könne man noch an diesem Wochenende aufnehmen. Mit dem Angebot knüpfe man an Gespräche mit der Vereinigung Cockpit (VC) aus dem September an. Die Gewerkschaft erklärte, man werde das Angebot prüfen und sich noch am Freitagabend dazu äußern.

„Unsere großen Differenzen in den gescheiterten Verhandlungen zum Vergütungstarifvertrag resultieren offensichtlich auch aus unterschiedlichen Auffassungen über die künftige Weiterentwicklung des Konzerns“, meinte Lufthansa-Managerin Volkens. „Aus Gesprächen mit unseren Piloten wissen wir jedoch, dass es ihnen auch um viele andere ungelöste Tariffragen geht“ - nicht nur um die Vergütung.

Zuvor hatten die Mitglieder VC in ihrem seit Mittwoch laufenden Ausstand noch einmal den Druck auf das Unternehmen erhöht. Ein Ende des Arbeitskampfes sei nicht absehbar, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg. Es gebe kein vorher festgelegtes Enddatum für den Streik.

Für den Samstag sagte die Lufthansa zunächst 137 Flüge ab, darunter 88 Interkontinental-Verbindungen. Betroffen seien rund 30 000 Passagiere, so dass sich die Gesamtzahlen für diese 14. Streikrunde der Piloten auf 2755 ausgefallene Flüge mit 345 000 betroffenen Kunden steigern.

830 Flüge am Freitag ausgefallen

Gleichwohl kann die Lufthansa-Gruppe am Samstag 2863 von 3000 geplanten Flügen anbieten. Flüge der Billigtöchter Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti werden am Samstag erneut nicht bestreikt.

Erklärtes Ziel der Piloten sei es, von der Lufthansa ein verhandlungsfähiges Angebot zu erhalten, hatte Handwerg betont. Sobald dieses vorliege, könne der Arbeitskampf beendet werden. Dies sei Konsens unter den Gewerkschaftsmitgliedern. „Die Kollegen erwarten, dass wir die Lufthansa nicht mit Samthandschuhen anfassen.“

Am Freitag fielen wegen des Streiks 830 Lufthansa-Flüge aus. Betroffen seien alle innerdeutschen und Europaflüge mit zusammen mehr als 100 000 Reisenden, teilte Lufthansa mit. Die Langstreckenrouten würden hingegen „nahezu planmäßig“ starten. Vereinzelt könnten aber noch Verbindungen wegen des vorherigen Streiktages ausfallen.