Die Ablenkungsmanöver der Taschendiebe und Trickbetrüger werden immer dreister: In Stuttgart war jetzt die Prostituiertenmasche erfolgreich. Von der Täterin fehlt jede Spur.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die Trickdiebin geht aufs Ganze. Als vermeintliche Prostituierte bedrängt sie einen Passanten – und verschwindet mit Wertgegenständen für mehrere Tausend Euro. Ein solcher Fall hat sich am Mittwochnachmittag am Charlottenplatz in der Innenstadt abgespielt. Das Opfer wurde ein 75-jähriger Passant, der gar nicht so recht wusste, wie ihm geschah.

 

„Nach Schilderungen des Opfers hat sich ihm eine junge Dame in den Weg gestellt, ihn in ein Gespräch verwickelt und dann Sex angeboten“, sagt Polizeisprecher Stephan Widmann. Der Vorfall soll sich am Mittwoch gegen 15.45 Uhr vor einem Café zwischen Karlsplatz und Abgang zur Stadtbahn-Haltestelle Charlottenplatz abgespielt haben. Der 75-Jährige habe das Angebot zwar vehement abgelehnt, konnte aber nicht verhindern, dass die Frau aufdringlich wurde, ihn umarmte und seine Hände hielt. Dann ging sie wieder davon.

Es gibt viele Ablenkungsmanöver – die Variante ist neu

Der ältere Herr fasst erst wieder einen klaren Gedanken, als er nach der Uhrzeit schauen wollte. Die teure Armbanduhr am Handgelenk war verschwunden. Die unbekannte Trickdiebin hatte ihm sogar unbemerkt einen Ring vom Finger gezogen. Der Wert der Schmuckstücke beträgt mehrere Tausend Euro. Offenbar handelt es sich um keinen Zufallstreffer: Das Opfer dürfte vorher genau ausbaldowert worden sein.

Ein Ablenkungsmanöver, das für Trickdiebe nicht ganz ungewöhnlich ist. Schon in der Vergangenheit waren Opfer mit einem Umarmungstrick abgelenkt worden, scheinbar aus Dankbarkeit für eine Auskunft oder eine Spende. Die Variante einer angeblichen Prostituierten allerdings ist relativ neu. Bekannt ist dies bisher eher durch männliche Täter, die Frauen in Erlebnislokalen aufdringlich „antanzen“. Zum Handwerkszeug der Diebe bei Ablenkungsmanövern gehören auch Senf oder Ketchup, ein Stadtplan oder scheinbar verlorenes Münzgeld.

Wem fiel die Frau mit den knallroten Lippen auf?

„Womöglich ist die junge Frau im Umfeld des Charlottenplatzes aufgefallen“, sagt Polizeisprecher Widmann. Die Täterin soll etwa 20 Jahre alt gewesen sein, 1,6o Meter groß und schlank, hat hellbraune, nackenlange Haare. Zur Tatzeit waren ihre Lippen knallrot geschminkt. Sie trug einen beigefarbenen Parka und Jeans. Dem Opfer war noch aufgefallen, dass sie gebrochen Deutsch sprach – womöglich Spanisch oder Portugiesisch. Hinweise werden über Telefon 07 11 / 89 90 - 57 78 erbeten.