Ein sauberer Freilichtspielsommer in Schwäbisch Hall: eine gefeierte Aufführung, gleich zwei ermordete Schauspielerinnen. Der pensionierte Kommissar Seifferheld bekommt viel Arbeit: ein Lesespaß für Regionalkrimi-Fans.

Schwäbisch Hall - Eine gelungene Premiere auf der Haller Freilichttreppe, ein begeistertes Publikum und eine charismatische Hauptdarstellerin, die nach der wüsten Premierenfeier mit durchgeschnittener Kehle in der Badewanne gefunden wird – der vierte Fall des stickenden Kommissars im Ruhestand, Siegfried Seifferheld, führt in die Theaterszene. Und nur wenige Tage nach dem Mord an Salina Tressler wird auch ihre Zweitbesetzung Biggi Wanetzki auf genau die gleiche Weise ermordet.

 

Theater und Panoptikum

Kein Wunder, dass die in Schwäbisch Hall lebende Autorin Tatjana Kruse angesichts solcher Anschläge auf die darstellende Kunst im Vorwort beteuert, sie liebe das Theater. In „Gestickt, gestopft, gemeuchelt“, dem vierten Roman um den pensionierten Kommissar Siggi Seifferheld erscheinen die Bretter, die angeblich die Welt bedeuten, allerdings in einem ganz anderen Licht.

Inmitten der hohenlohischen Fachwerkidylle tummeln sich während der Freilichtspiele Neider, Diven, Egozentriker, Casanovas, unglücklich Verliebte – alles Figuren, die Siggi und seinem Hovawart-Rüden Onis die Ermittlungen ordentlich erschweren. Nach „Finger, Hut und Teufelsbrut“, „Nadel, Faden, Hackebeil“ und „Kreuzstich, Bienenstich, Herzstich“ ist „Gestickt, gestopft, gemeuchelt“ ein neuerlicher Ausflug in ein Panoptikum der Klischees, in dem die Krimihandlung ziemlich in den Hintergrund rückt.

Schräger Slapstick

Schon Seifferhelds Familie bietet hübsche Beispiele für die Typisierung: da ist die Manager-Tochter mit dem Pferdeschwanz-Physiotherapeuten, die mittellose Aktivisten-Nichte, die Schwester, die im zarten Alter von 60 Jahren einen trommelnden Pfarrer mit Verdauungsstörungen geheiratet hat und nicht umsonst den Beinamen „Generalin“ trägt. Nicht zu vergessen der stickende, hüftleidende Kommissar, der seine Passion für Kreuz- und andere Stiche in einer eigenen Radio-Ratgebersendung auslebt.

Das alles klingt ziemlich schräg – und ist es auch. Kruse hat Sinn für Slapstick, übertreibt mitunter gewaltig und ist gerade deshalb amüsant. Kruse beobachtet genau und hat einen untrüglichen Blick für die Absurditäten des Alltags. Fans von Regionalkrimis werden bestens bedient.

Tatjana Kruse: Gestickt, gestopft, gemeuchelt. Kommissar Seifferheld ermittelt. Roman. Knaur TB, München.256 Seiten, 9,99 Euro. Auch als E-Book, ebenfalls 9,99 Euro.