Nach drei mehr oder weniger missratenen Fällen dieses Reto Flückigers (Stefan Gubser) sollte diesmal alles anders, sprich besser werden. Das hat funktioniert. Der vierte Schweizer „Tatort“ ist der erste gute.

Stuttgart - Für den „Tatort“ aus der Schweiz galt bislang das, was manche auch jenem vom Bodensee zugestehen: Aber die Landschaft ist schön. . . Nach drei mehr oder weniger missratenen Fällen dieses Reto Flückigers (Stefan Gubser) also sollte diesmal alles anders, sprich besser werden. Und siehe da: Mit Dani Levy als Regisseur („Alles auf Zucker“) ist den Verantwortlichen ein richtiger Glücksgriff gelungen. Seine Arbeitsweise ohne große Proben und mit zwei parallel eingesetzten Kameras war schon mal eine gute Voraussetzung für einen authentisch wirkenden „schmutzigen Donnerstag“ – der Rest ist der Luzerner Straßenszenerie zuzuschreiben.

 

Halt! Gibt es doch noch ein Drehbuch, das Petra Lüschow zwar sehr voll gepackt, dafür aber jede Menge klassische Krimielemente berücksichtigt hat: eine mysteriöse Introduktion, ein Mord vor den Augen des Zuschauers, ohne dass dieser wusste – Fastnacht sei Dank –, wer der Täter war (bis es dann irgendwann doch klar war, was der Spannungskurve aber nicht schadete). Zudem eine Verfolgungsjagd, eine Entführung, viel falsches Spiel und trotz der komplexen Story noch ein wenig Raum für Menschelendes. „Du siehst echt fertig aus. Hätt’ ich dir gar nicht zugetraut“, sagte der Kommissar zu seiner lesbischen Kollegin (Delia Mayer), die vom ersten Mord aus einer Liebesnacht gerissen wurde.

Und die Moral von der Geschichte? Der Rachefeldzug des Vaters eines behinderten Sohnes stellte die gepriesene „Integrität“ der reaktionären Narrenzunft deutlich in Frage – sowie auch grundsätzliche Kritik am närrischen Treiben zu spüren war. Rührend Flückigers Versuche, dagegen anzukommen: „Wir müssen die Fastnacht abbrechen!“ Eine Maximalforderung so realistisch, wie den Winter abzuschaffen. Aber man kann’s ja mal versuchen.