Schroff, schroffer, Kommissar Faber: „Jetzt machen Sie mal nicht den Akten-Nazi“, blafft er einen Kollegen an – und bleibt damit voll auf der Linie des Dortmunder Tatorts. Wer die bisherigen Folgen mochte, dem wird auch „Eine andere Welt“ gefallen.

Stuttgart - Dortmund hat die Zuschauer ziemlich lange warten lassen. Immerhin ist es schon ein Jahr her, seit die zweite und bis dato letzte Tatort-Folge aus dem Pott über die Bildschirme flimmerte. Am Sonntag nun treten Kommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) und Co. in gewohnter Manier wieder an. Ihr neuer Fall: „Eine andere Welt“ (Sonntag, 17. November um 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek).

 

Dabei bekommen es die Ermittler mit dem Mord an der 16-jährigen Schülerin Nadine Petzokat (Antonia Lingemann) zu tun, sie treibt tot im Dortmunder Phönixsee. Ihre Leiche ist mit blauen Flecken und Platzwunden übersät, außerdem wurde sie vergewaltigt.

Bei ihren Ermittlungen stoßen Faber und sein Team auf eine junge Frau, die in zwei Welten lebte. Einerseits feierte Nadine mit reichen Freunden im exklusiven Club im Dortmunder U, andererseits wohnte sie mit ihren (übrigens grandios gespielten) Eltern in einer deprimierenden Dortmunder Hochhaussiedlung. Vater Heinz Petzokat (Markus John): „Nadine wollte was aus sich machen, sie wollte raus aus der ganzen Scheiße hier.“ Wurde ihr dieser Ehrgeiz zum Verhängnis? Oder hat sie sich zu sehr in die mit Drogen vollgepumpte Partyszene ziehen lassen?

„Der Slip bleibt, wo er ist“

„Eine andere Welt“ knüpft genau dort an, wo „Mein Revier“ im November 2012 aufgehört hat: Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske) haben immer noch ein Verhältnis, Martina Bönisch (Anna Schudt) hat weiter Zoff mit ihrem Mann und Faber – tja, Faber ist eben immer noch Faber, abgedreht, schroff, genial. „Jetzt machen Sie doch nicht den Akten-Nazi“ oder „Bock, mitzukotzen?“ – was seine schnoddrigen Sprüche und psychotischen Ausraster angeht, läuft er dieses Mal zur Höchstform auf. Da muss man manchmal unwillkürlich schmunzeln.

Und auch seine Ermittlungstaktik – die Taten mit Martina Bönisch nachzuspielen – wird nicht langweilig. „Ich will nicht fahren, ich will Sie vergewaltigen“, raunzt er seine Kollegin in der Tiefgarage der Polizei an. Und sie: „Der Slip bleibt, wo er ist.“ Diese Szene ist so skurril, dass man nur seine wahre Freude daran haben kann.

Kurzum: wer die bisherigen Tatort-Folgen aus Dortmund mochte, der wird den unorthodoxen Ermittlern auch dieses Mal gern zusehen. Alle anderen können vielleicht wenigstens Musik und Stimmung der ersten fünf Minuten genießen – die sind nämlich sehr gelungen.

Schönste Krimifloskel: „Wir haben eine Leiche“ – mit diesen Worten beordert Martina Bönisch ihre Kollegen zum Tatort.

Heimliche Stilikone: „Hier, vonner SIM-Karte vom Opfer von heute Morgen“ – der Dialog zwischen Kommissar Faber und dem Polizeitechniker ist einfach großartig. Und dann trägt letzterer auch noch Elvis-Tolle und Cowboy-Krawatte, besser geht’s nicht.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: In diesem Punkt tanzt „Eine andere Welt“ aus der Tatort-Reihe. Normalerweise weiß man schon viel früher Bescheid, dieses Mal allerdings bleiben Motiv und Täter bis kurz vor Schluss im Dunkeln.