Eine Handlung, die wenig Überraschung bietet, nicht gerade spritzig inszeniert ist und Ermittler, die keine Charakterköpfe sind, sondern einfach nur irgendwie sympathisch: Das ist nicht Tatort, das ist Vorabendkrimiserie.

Stuttgart - Bereits die erste Folge des neuen „Tatorts“ aus Erfurt dürfte den wenigsten Zuschauern im Gedächtnis geblieben sein. Oder wer erinnert sich noch an den Fall einer ermordeten Escort-Begleiterin, die an einer Universität studiert hat, die vor allem durch den blühenden Handel mit Aufputschmitteln aufgefallen ist? Auch „Der Maulwurf“, also der zweite „Tatort“ aus der thüringischen Landeshauptstadt, wird es vermutlich bei den wenigsten vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis schaffen. Zu belanglos, zu fantasielos, zu gewöhnlich war die Krimiunterhaltung, um sich in den Gehirnwindungen festzusetzen.

 

Der solide Plot der Drehbuchautoren Leo P. Ard und Michael B. Müller ist schon oft in verschiedenen Spielarten erzählt worden. In Erfurt geht die Geschichte so: Der heutige Saubermann und Kriminaldirektor Volker Römhild (Christian Redl) hat vor Jahren einen Rotlichtkönig vor Razzien geschützt. Nicht Römhild, sondern ein anderer Polizist wurde als Maulwurf und unschuldiges Bauernopfer entlassen. Diese Vergangenheit holt Römhild ein. Opfer dieser alten Geschichte wird auch die Chefin des neuen dreiköpfigen Erfurt-Teams, Petra „Fritze“ Fritzenberger (Kirsten Block). Sie wird entführt.

Apropos Team. Auch die drei Kommissare Henry Funck (Friedrich Mücke), Maik Schaffert (Benjamin Kramme) und Johanna Grewel (Alina Levshin) bleiben blass – und damit austauschbar. Eine Handlung, die wenig Überraschung bietet, nicht gerade spritzig inszeniert ist und Ermittler, die keine Charakterköpfe sind, sondern einfach nur irgendwie sympathisch: das ist nicht „Tatort“, das ist Vorabendkrimiserie, und zwar die schlechtere Version davon. Es ist an der Zeit für einen dritten Erfurt- „Tatort“, der sich auch nach dem Abschalten für Wochen im Gedächtnis hält.