Ulrich Tukur hat aus dem neuen „Tatort“ ein Zirkusspektakel gemacht. Es wird wohl viele geben, die nach „Schwindelfrei“ endgültig genug von ihm und seiner One-Man-Show haben. Man darf gespannt sein, wie weit es Murot noch treiben darf.

Stuttgart - Wenn Ulrich Tukur in die Rolle des Felix Murot schlüpft, dann nur um die Welt des heiligen Sonntagabendkrimis auf den Kopf zu stellen. Und so ging es ja auch gleich los: Murot, der nun, wundergeheilt, keinen Tumor mehr hat, schaltet den Röhrenfernseher in seinem Hotelzimmer in Fulda aus, als eben der „Tatort“-Vorspann läuft.

 

Für Murot geht dieser „Tatort“ nun erst los. Nur wie? Als reines Zirkusspektakel, mit dem er, der feine Herr in Anzug und mit Krawatte, immer nur dann verschmilzt, wenn er diesen ganzen Zirkus mitmacht. Als Aushilfspianist, unter dicker Schminke und im lustigen Kostüm. Murot murmelt gegen Ende, bevor er den „Tatort“-Abspann im Hotelzimmer im TV wieder anschaltet, Sätze wie „wer weiß wie lange noch“. Und tatsächlich wollte Tukur ja nur kurz den Ermittler geben und es wird auch viele geben, die nach diesem Fall endgültig genug von ihm und seiner One-Man-Show haben. Man darf gespannt sein, wie weit es Murot noch treiben darf. Denn natürlich verblasst der Krimi völlig hinter diesem bildstarken Zirkusfilm, hinter der Kunst. Wie Justus von Dohnányi (Buch und Regie) hier eine Wohnwagentür nach der anderen aufstößt und den Zuschauer in Guckkästen entführt, in denen kaum Raum ist für die Spannung, die sich darin auflädt, die Aufnahmen von Gesichtern, die geschminkt genauso gruseln wie ungeschminkt – das ist ein berückendes Kunststück. Da verschwindet selbst Tukurs Show mal dahin, wo sie hingehört: in den Hintergrund.

Ob es bei so viel tollen Artisten-Bildern, nein, -gemälden, noch Zitate aus „Bettgeflüster“ hätte geben müssen, Latein-Witze oder das bauchrednerische Geständnis, das wirkte, als habe ein Jongleur zehn Bälle zu viel in der Luft? Tukur tanzt sicher trotzdem weiter. Immer auf dem Drahtseil.