Die Deutschen lieben Schweden-Krimis und den Tatort. Aus Kiel kommt am Sonntag die perfekte Mischung - grausame Mordmethoden inklusive.

Stuttgart - Europa-Skepsis überall. Sogar im Tatort. "Erst die EU, dann die Brücke, jetzt die Tollwut", stöhnt eine schwedische Polizistin im neuen Borowski-Film aus Kiel. Und hegt den Verdacht, dass die Tollwut, die in Schweden einem Mädchen das Leben gekostet hat, ja eigentlich nur von einem deutschen Hund übertragen worden sein kann. Die malerische Öresundbrücke als Übertragungsweg? Das geradezu harmonische Verhältnis zwischen Deutschland und Skandinavien scheint ein paar echte Kratzer zu erleiden. Doch die schlechte Stimmung hält im neuen Tatort "Borowski und der coole Hund" (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD und in der Mediathek) nicht lange an. Die Deutschen lieben schließlich Schweden. Und sie lieben den Autor Henning Mankell, der die Vorlage für diesen Fernsehkrimi lieferte.

 

Vier Wochen nach ihrem ersten gemeinsamen Fall ermitteln Klaus Borowski (Axel Milberg) und Sarah Brandt (Sibel Kekilli) in einem besonders perfiden Mord. An einem Badesee nahe der Kieler Förde springt ein Mann ins Wasser - und wird von Bambus-Stäben, die auf dem Grund, direkt unter einem Sprungbrett fixiert waren, regelrecht aufgespießt. Die Konsutruktion war einfacher zusammenzubauen als ein IKEA-Regal, wird der Pathologe später feststellen. Trotzdem ist nicht klar, ob dahinter ein gezielter Mord oder die Tat eines Verrückten steckt. Ähnliche Mordinstrumente könnten überal im Wasser sein. Die Bedrohung in Kiel ist so unsichtbar wie die Tollwutgefahr in Göteborg.

Romantik mit Elch-Salami

Spätestens als Kommissar Stefan Enberg (Magnus Krepper) aus Schweden nach Deutschland reist, um die Spur der Tollwut zu verfolgen, wird klar, dass beides miteinander zusammenhängt. Offenbar infiziert der Mörder seine Opfer mit der Krankheit - auch der Tote im See trug sie in sich. Borowski arbeitet mit seinem alten Kumpel Enberg zusammen. Der flirtet hemmungslos mit Sarah Brandt, will ihr - Achtung, Romantik! - sogar eine Elch-Salami schenken. Doch die scheint sich plötzlich wieder daran zu erinnern, dass sie Vegetarierin ist. Ihr Schnitzel in "Borowski und die Frau am Fenster" muss wohl also doch aus Tofu bestanden haben.

Eine wichtige Rolle in dem undurchsichtigen Fall scheint die Liebhaberin des Bambus-Opfers zu spielen. Ina Santamaria (was für ein Name!) verabredet sich regelmäßig übers Internet zu unverbindlichem Sex. Geht es um Eifersucht? Um Macht? Um Rache? Weil das Thema Internet ja neuerdings Spezialgebiet von Sarah Brandt ist, recherchiert sie, druckt Stapelweise Chatprotokolle und Foreneinträge aus, bestellt Santamarias Chat- und Sex-Partner gar aufs Revier, was zum eindringlichen Spießrutenlauf für die junge Frau wird. Womit wir wieder beim Bambus wären.

Auch, wenn Brandt mal wieder etwas übereifrig und ihre Computerrecherchen ziemlich unrealistisch wirken, bleibt der Tatort aus Kiel fast bis zum Ende spannend. Zumal ein weiterer Mord geschieht und die obligatorische Nebenhandlung sich auf Borowskis Zahnschmerzen beschränkt. Außerdem sieht der Film richtig gut aus, was der Kameraarbeit von The Chau Ngo zu verdanken ist.

Schönste Krimifloskel: "Ich fahr' schon mal den Wagen vor." (Sarah Brandt erinnert an Derrick)

Heimliche Stilikone: Der braune VW Passat von Kommissar Borowski.

Gefühlte Minute, in der der Fall gelöst ist: 75. Die echte Auflösung kommt aber noch etwas später.