Der Bodensee-Tatort „Château mort“ hätte die Zutaten für einen ordentlichen Abenteuerkrimi gehabt – ist aber eine holprige Lehrstunde in Sachen Wein und Geschichte.

Stuttgart - Historische Rückblenden, aufwendig inszenierte Bilder aus dem Jahr 1848, die Badische Revolution, Tumulte, Verfolgungen, ein Eingemauerter, Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff, Geschichten rund um teure Tropfen, die aufs Korn genommene affige Weinsprache, eine Hochzeit, heimliche Lieben und – als zärtlicher Gipfel – ein Kuss zwischen Blum (Eva Mattes) und Lüthi (Roland Koch) – da wäre doch eigentlich jede Menge Stoff zusammengekommen, um daraus am Ende einen ordentlichen Abenteuerkrimi schneidern zu können.

 

Aber nein, am Bodensee, im „Tatort: Château Mort“ wollte sich auch fern von politischen oder gesellschaftlichen Ansprüchen das eine nicht so recht ins andere fügen, die Kostümfilmausschnitte hingen wie in Fetzen am Skelett der Story. Bleich wiederholten Blum und Perlmann (Sebastian Bezzel) den Namen Annette von Droste-Hülshoff gefühlte tausendmal und versuchten die badischen Geschichtsexkurse möglichst nicht auswendig gelernt aussehen zu lassen – was aber an keiner Stelle gelang. Und so im Dunklen wie Perlmann am Ende im Weinkeller sitzt, bleibt auch mancher Sinn der Dialoge.

Ein Lichtblick im gepanschten Krimi ist der Weinpapst vom Schweizer Seeufer, Hans Lichius, gewesen. Felix von Manteuffel spielte diesen versessenen Experten mit seiner gruselnden Weinsprache derart überzeugend, dass man ihm jederzeit Fälschungen für 180 000 Schweizer Franken abgekauft hätte. Um in Lichius Duktus zu bleiben: „Château Mort“ war adstringierend. Die Folge war das Gegenteil eines beschwingten, verspielten mineralischen Abgangs. Oder wie der Weinpapst den Droste-Wein beschrieb: „Im Abgang ein Hauch von Verwesung“. Noch drei Folgen, dann heißt es „Tatort mort“ am Bodensee.