In seinem neuesten Fall muss das Leipziger Tatort-Duo Eva Saalfeld und Andreas Keppler das Rätsel um eine verbrannte Leiche und tonnenweise Haschisch lösen – und muss sich dabei mit so manchen Stereotypen herumschlagen.

Stuttgart - Bereits der Titel des Leipziger Tatorts „Schwarzer Afghane“ (Sonntag, 17. März, 20.15 Uhr im Ersten und in der ARD-Mediathek) verrät dem kundigen Szenekenner, mit was es Hauptkommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und ihr Kollege Andreas Keppler (Martin Wuttke) in ihrem neuesten Fall zu tun haben. Alle anderen Zuschauer, die nicht wissen, dass es sich beim Schwarzen Afghanen um eine Haschischsorte handelt, werden in der ersten Szene durch zwei kiffende Jugendliche aufgeklärt. Und so hat man es gleich zu Beginn mit einem von vielen Klischees zu tun, an denen die neueste Tatort-Folge krankt.

 

Hauptkommissar Keppler ist gerade aus dem Vietnam-Urlaub zurückgehrt. Doch kaum am Leipziger Flughafen angekommen, wird er schon von seiner Ex-Frau und Kollegin Saalfeld zu einem Tatort gerufen. Auf offenem Feld ist ein junger Afghane plötzlich in Flammen aufgegangen und verbrannt. Den Ausweispapieren nach handelt es sich bei der verkohlten Leiche um den Afghanen Arian Bakhtari, der an der Universität Leipzig Hochfrequenzphysik studiert.

Die Leipziger Kommissare entdecken, dass ganz in der Nähe des Tatorts die Halle eines Deutsch-Afghanischen Freundschaftsvereins abgebrannt ist. Das Gebäude diente als Versteck für tonnenweise Haschisch. Schnell kommt der Verdacht auf, dass Arian Bakhtari das Gebäude in Brand gesetzt hat und sich dabei versehentlich selbst tötete. Wollte er sich an dem Besitzer der Halle, dem Spediteur Norbert Müller (Sylvester Groth) rächen? Dieser hatte Bakhtari nämlich entlassen, weil der junge Afghane sich an einem Container zu schaffen gemacht hatte.

Die Geschichte ist hanebüchen und uninspiriert

Auch Müllers Tochter Mette (Haley Louise Jones) hatte Kontakt zu Arian. Er hatte ihr nämlich geholfen, ihren afghanischen Freund Deniz Ghubar nach Deutschland zu schleusen. Doch seit dem Brand ist Deniz spurlos verschwunden. Und wer ist dieser dubiöse Typ mit der Lederjacke, der bereits am Tatort gesichtet wurde und im Studentenwohnheim Bakhtaris Zimmer durchwühlt?

Die Geschichte, die aus der Feder des Drehbuchautors Holger Jancke stammt, ist hanebüchen und ziemlich uninspiriert. Immer wieder werden platte kriminalgeschichtliche Elemente bemüht – beispielsweise wenn Kommissarin Saalfeld eindeutig zu erkennenden Fußspuren folgt, die sie zu einem im Bachbett liegenden Handy führen.

Zudem ist die neueste Episode des Leipziger Krimis überladen mit Klischees. So propagiert der Hausmeister des Studentenwohnheims: „Da kommt nichts Gutes aus dem Mittleren Osten.“ Und an anderer Stelle erklärt Mette den Kommissaren: „Afghanistan und Haschisch, das ist wie Deutschland und Bier.“ Offensichtlich möchte der Spielfilm sozialkritisch sein, indem er solche Klischees verwendet und versucht, sie damit zu entlarven. Doch da ist man sich als Zuschauer nach 90 Minuten dann doch nicht mehr so sicher – schließlich endet „Schwarzer Afghane“ mit dem Prototyp eines Klischees.

Schönste Krimifloskel: „Weißt du, was das Schlimmste ist? Es riecht hier, als wenn gerade gegrillt wurde“, sagt Saafeld zu ihrem Kollegen Keppler beim Fund der verkohlten Leiche.

Heimliche Stilikone: Kepplers legerer Anzug in Kombination mit der Schiebermütze und einem T-Shirt, dessen Rundhalsausschnitt den Blick auf den Brusthaaransatz gewährt, sind mit Abstand das Stylischste, was weit und breit zu sehen ist.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: In Minute 63 gibt’s den berühmten „Aha-Effekt“. Sieben Minuten erklärt Keppler dann für alle zum Mitschreiben die Zusammenhänge.